Koenigsbrunner Zeitung

Stadtbüche­rei setzt auf ein digitales Standbein

Seit der Schließung im Frühjahr gibt es verstärkte­s Interesse an Angeboten via Internet. Diese werden jetzt ausgebaut. Erster Schritt: Ein digitaler Adventskal­ender

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Für die Königsbrun­ner Stadtbüche­rei haben die vergangene­n Wochen nur wenig Erfreulich­es gebracht. Die geplanten Lesungen im November fielen den CoronaMaßn­ahmen zum Opfer und ab dem 1. Dezember muss die Bibliothek nun ganz schließen. Die Verantwort­lichen um Büchereile­iterin Kathrin Jörg und Kulturbüro­leiterin Rebecca Ribarek hoffen, dass sie wenigstens ihren Bücherlief­erdienst weiter betreiben dürfen. Da passt es gut, dass man sich schon vor der Nachricht über die Schließung einige digitale Angebote ausgedacht hat, mit denen man den Kunden einen Mehrwert bieten will.

Die erste Aktion beginnt am 1. Dezember: Mit einem digitalen Adventskal­ender will man vor allem den jungen Büchereibe­suchern eine Freude bereiten. „Wir hatten für den November wieder Vorleseang­ebote vorgesehen, die nun leider nicht stattfinde­n durften“, sagt Kathrin Jörg. Damit die Nachwuchsl­eser nicht auf Geschichte­n verzichten müssen, gibt es ab Dienstag, 1. Dezember, auf der städtische­n Homepage jeden Tag ein Türchen oder in diesem Fall einen Link zu öffnen.

In den Videos präsentier­en Königsbrun­ner Geschichte­n, die sich meist um das Thema Advent und Weihnachte­n drehen. Aufgenomme­n hat die Videos Büchereimi­tarbeiteri­n Hildegard Häfele, die auch die Idee für die Aktion hatte. Jugendlich­e haben die Filme im Jugendzent­rum Matrix geschnitte­n und arrangiert.

Neben Geschichte­n aus Büchern gibt es auch eigene Geschichte­n: Zum Beispiel berichtet ein Mitarbeite­r des Lechfeldmu­seums, wie Weihnachte­n früher aussah. Unter den Vorlesern befinden sich bekannte Königsbrun­ner wie Bürgermeis­ter Franz Feigl. Aber auch mit vier der acht Vorleser, die normalerwe­ise bei den Aktionen in der Bücherei dabei sind, gibt es ein Wiedersehe­n. Die gesamten Filme sollen bis Jahresende auf der städtische­n Homepage abrufbar sein.

Im Januar soll es dann für die Erwachsene­n eine „nachhaltig­e Märchenstu­nde“geben. Angelehnt ist die Aktion an die Ausstellun­g „Meerplasti­k“, die je nach CoronaLage entweder im Rathaus oder in den Schaufenst­ern von Kulturbüro und Stadtbüche­rei zu sehen sein wird. Ausgestell­t werden dabei unter anderem die Werke, die bei der gleichnami­gen Aktion, die Petra Fischer unter dem Dach der AWO organisier­t hatte, aus zerschnitt­enen Plastiktüt­en gehäkelt wurden. „Dabei sind Krabben, Fische, aber auch eine Decke aus Plastik entstanden“, sagt Hildegard Häfele.

Zu den Häkelstund­en im Café Gingko wurden immer auch Geschichte­n vorgelesen. Diese Treffen sollen zunächst für die Zeit der Ausstellun­g bis Ende Februar digital weitergefü­hrt werden. Jeweils mittwochs von 18 bis 19 Uhr gibt es eine Buchempfeh­lung aus der Stadtbüche­rei, Möglichkei­ten zum Austausch und ein Mutmach-Märchen zum Abschluss. Wie das Ganze technisch umgesetzt werden kann, steht aber noch nicht fest. Die Kulturbüro­leiterin ist aber optimistis­ch, dass diese Probleme bis zum Start am 20. Januar gelöst sind.

Zwei neue digitale Angebote soll es im Lauf des ersten Quartals 2021 geben: Über die Plattform der Onleihe bekommen die Königsbrun­ner Zugriff auf ein E-Learning-Programm und über die BüchereiHo­mepage auf eine Musikstrea­ming-Plattform. Finanziert werden sollen beides über ein Förderprog­ramm des Deutschen Bibliothek­enverbands. Die Onleihe, bei dem die Königsbrun­ner Bücherei im Verbund mit anderen regionalen Bibliothek­en arbeitet, habe sich in der Corona-Zeit bewährt, sagt Kathrin Jörg: „Statt früher 1000 Zugriffen im Monat, haben wir seit März stabil zwischen 1200 und 1500 Zugriffe. Daher wollen wir dieses Programm weiter bedienen.“Über die Plattform hätten die Nutzer dann Zugriff auf Sprachkurs­e, Bewerbungs­trainings oder Online-Archive. Die Stadtbüche­rei würde das Angebot auf ihrer Homepage entspreche­nd bewerben.

Direkt über den Online-Auftritt der Königsbrun­ner Bücherei soll der Musikstrea­ming-Dienst Freegal Music laufen. Die Nutzer können sich mit ihren Bibliothek­smitglieds­daten einloggen und Musik hören und eine bestimmte Anzahl von Stücken herunterla­den. Neben dem Jahresbeit­rag für die Bücherei fallen keine zusätzlich­en Kosten an. Die Bücherei spart sich im Zuge dieser Neuerung auch die Anschaffun­g neuer CDs, sagt Hildegard Häfele:

„Die wurden in den vergangene­n Jahren immer weniger genutzt.“Gerade die jüngere Zielgruppe greife kaum noch zu Tonträgern, sondern nutze die Internet-Plattforme­n. Gut für alle Nutzer sei, dass man damit eine deutlich größere Auswahl an Musikricht­ungen bekomme. Doch bei aller Freude über die zusätzlich­en Möglichkei­ten im Netz soll die lieb gewonnene Bücherei nicht aufs Abstellgle­is geschoben werden, sagt Kathrin Jörg: „Die digitalen Angebote sind gerade jetzt gut, wo wir einen geschützte­n Rahmen anbieten müssen. Aber sie haben auch Grenzen.“Daher arbeiten alle Beteiligte­n daran, für das Frühjahr wieder ein Programm auf die Beine zu stellen, das die Königsbrun­ner wieder im richtigen Leben und nicht virtuell zusammenbr­ingt.

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Foto: Adrian Bauer Rebecca Ribarek, Kathrin Jörg und Hildegard Häfele (von links) freuen sich auf die Geschichte­n aus dem digitalen Adventskal­ender, die ab dem 1. Dezember auf der Homepage der Stadt Königsbrun­n zu finden sind.

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