Der einsamste Elefant der Welt
Schlechte Haltungsbedingungen machten Kaavan weltberühmt. Nun darf der Dickhäuter in ein Schutzgebiet nach Kambodscha. Wer dort schon auf ihn wartet
Islamabad Selten wird ein Elefant weltberühmt. Im Falle Kaavans hat das aber einen traurigen Hintergrund: Seine miserablen Lebensbedingungen im Zoo der pakistanischen Hauptstadt Islamabad machten auf das Tier aufmerksam. Jahrelang war der 35 Jahre alte Dickhäuter in einem kleinen Gehege angekettet. Nun soll das ein Ende haben: Tierschützer hatten den Elefanten in den vergangenen Monaten auf seinen Flug nach Kambodscha vorbereitet. Dort soll Kaavan ein neues Zuhause finden.
Auch Pop-Ikone Cher reiste nach Pakistan, um den Elefanten zu begleiten. Sie hatte seit 2016 mit einer Kampagne für Kaavans Freiheit gekämpft. Die Reise bereiteten vor allem Mitarbeiter der Tierschutzorganisation Vier Pfoten vor. Vor dem Flug gab es noch eine Reihe von Herausforderungen für den „einsamsten Elefanten der Welt“.
Im Zoo hieß es am Sonntag dann Abschied nehmen: Dutzende Gäste bei der Abreise Kaavans dabei, als der Elefant in seiner Transportbox mit einem Kran aus dem Gehege gehievt wurde. „Wir entschuldigen uns dafür, dass wir uns nicht gut um ihn kümmern konnten und verabschieden uns von Kaavan“, sagte Senator Faisal Javed vor Journalisten.
Kaavan hatte infolge der langen Isolation psychische Probleme entwickelt, sagte der österreichische Tierarzt Amir Khalil von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Kaavan war nach dem Tod einer Elefantendame vor acht Jahren allein.
Cher finanziert die Reise zur Hälfte mit. Etwa eine Viertelmillion Euro kostet der Flug nach Kambodscha laut Vier Pfoten – die den Rest der Reise zahlt. Pakistans Behörden hatten sich in der Vergangenheit teils gegen das Vorhaben gestemmt. Doch ein Gericht in Islamabad urteilte im Mai, dass Kaavan in ein Schutzgebiet kommen und der Zoo geschlossen werden soll.
Im Cambodia Wildlife Sanctuary im Norden des Königreichs wurden derweil Vorbereitungen getroffen. Zunächst soll Kaavan in einem kleineren Gehege untergebracht werden, um sich an seine neue Umgebung zu gewöhnen – und an seine neue Familie. Diese besteht vor allem aus drei Elefantenkühen Diploh, Arun Reah und Sarai Mia.
„Wir haben ein 3000 Quadratmeter großes Quarantäne-Gebiet für ihn eingerichtet, samt Wasserloch“, sagt der kanadische Elefantenexperte Darrick Thomson, der an den Arbeiten für Kaavans Ankunft mitgewirkt hat. „Da ist er ganz in der Nähe von unseren Elefantendamen, das wird ihm gefallen.“
Kaavan werde einige Zeit brauchen, um sich einzugewöhnen. 35 Jahre lang habe er schließlich nur wenig Platz für sich gehabt. Der Elefant war als einjähriges Baby nach Pakistan gekommen. Er war ein Geschenk der Regierung Sri Lankas an den ehemaligen pakistawaren nischen Diktator Zia ul-Haq. Khalil, der in den vergangenen Wochen nicht von Kaavans Seite gewichen ist, hatte den Elefanten auf Diät gesetzt. Langsam setzte er seinen täglichen Futterbedarf von 200 auf etwa 30 Kilogramm Zuckerrohr herunter. Mehrere hundert Kilo Gewicht habe Kaavan dadurch wohl abgenommen. Ein riesiger Aufwand, um einem einzigen Elefanten die Freiheit zu schenken – Kritiker gibt es jedoch kaum.
In dem Zoo in Islamabad gibt es nur noch ein paar Tiere: einige Affen, ein einsames Reh und zwei Bären, die nach Jordanien gebracht werden sollen. Viele andere Tiere im Zoo hatten wegen der schlechten Haltungsbedingungen ihr Leben verloren. Kaavan blieb als einer der Letzten, sagt der 56 Jahre alte Tierarzt Khalil. „Er ist ein Symbol für Hoffnung, Kaavan war der Botschafter für alle Tiere hier.“