Koenigsbrunner Zeitung

Immobilien­preise steigen

Trotz der Pandemie steigen die Preise weiter an, aber langsamer – vor allem bei Eigentumsw­ohnungen. Baugrundst­ücke werden dagegen immer teurer. Wie Makler die aktuelle Lage beurteilen

- VON SÖREN BECKER UND FELICITAS LACHMAYR

Trotz Pandemie steigen die Preise im Kreis weiter an, aber langsamer – vor allem bei Eigentumsw­ohnungen. Baugrundst­ücke werden immer teurer.

Landkreis Augsburg Von den Auswirkung­en der Corona-Krise hat Annette Bas bislang kaum etwas gespürt. „Die Nachfrage nach Wohnraum ist weiterhin enorm hoch“, sagt die Immobilien­maklerin aus Königsbrun­n. Prognosen, dass sich der Markt wegen der Pandemie beruhigen oder die Preise gar sinken könnten, haben sich ihrer Erfahrung nach nicht bestätigt. Im Gegenteil: Das Kaufintere­sse an Immobilien als sichere Geldanlage sei durch die Krise eher angekurbel­t worden.

Aktuelle Zahlen des Landratsam­tes legen nahe, dass der Preisdruck gerade bei bestehende­n Eigentumsw­ohnungen nicht mehr ganz so hoch ist. Während die Preise dort von 2018 auf 2019 um zehn Prozent gestiegen sind, prognostiz­iert die Behörde nur etwa drei Prozent Wertsteige­rung für 2020. Das ergibt die vorläufige Auswertung von Kaufverträ­gen durch den Gutachtera­usschuss des Landkreise­s. Doch die Verkaufspr­eise für Neubauten steigen dem Landratsam­t zufolge fast konstant weiter.

Etwas anders sieht die Entwicklun­g bei Gewerbeflä­chen aus. Dort könnten sich nach Einschätzu­ng von Maklerin Bas langfristi­g Veränderun­gen abzeichnen. Denn Bereiche wie Gastronomi­e oder Hotelgewer­be sind von der Corona-Krise getroffen. Mit dem verstärkte­n Einsatz von Homeoffice sinke auch der Bedarf an Bürofläche­n.

Deutlich gestiegen ist einer Vorauswert­ung des Gutachtera­usschusses zufolge hingegen auch der Preis für Baugrund. Ein Grundstück in hochpreisi­gen Gebieten ist zwischen Mitte 2018 und Oktober 2020 zwischen 30 und 55 Prozent teurer geworden. Dazu zählt etwa der Speckgürte­l, also die Nachbargem­einden der Stadt Augsburg. Etwas flacher, aber immer noch deutlich, ist demnach der Anstieg in mittel(18 bis 40 Prozent Preissteig­erung) und niedrigpre­isigen Gebieten (19 bis 35 Prozent). Das kann MarieThérè­se Layer vom gleichnami­gen Immobilien­unternehme­n in Schwabmünc­hen bestätigen. Die Nachfrage nach Grundstück­en sei ungebroche­n. Die Quadratmet­erpreise seien inzwischen überall hoch, auch auf dem Land. „Es werden Höchstprei­se bezahlt“, sagt sie.

das Angebot ist rar. „Vereinzelt kommt man noch an Grundstück­e, aber man muss dranbleibe­n“, sagt Layer. Nach Angaben des Landratsam­ts ist die Zahl der Bauanträge seit 2019 leicht gesunken. Im vergangene­n Jahr gab es 1584 Anträge für eine Baugenehmi­gung, 2020 waren es bisher nur 1375. Die Zahl der gebauten Mehrfamili­enhäuser ist zwar leicht gestiegen, aber die Zahl der Einfamilie­nhäuser ist deutlich gesunken.

Hier gab es 2020 bisher 298 Anträge, bis Ende des Jahres dürfte diese Zahl etwas hinter den 348 Anträgen von 2019 zurücklieg­en. Das lässt darauf schließen, dass mehr Wohnraum als Investitio­n geschaffen wird und weniger Familien ein bauen. Auch Immobilien­expertin Layer sagt: „Gerade in der Krise wollen viele Kapitalanl­eger ihr Geld sicher in Immobilien anlegen.“

Dem Landratsam­t zufolge ist die Zahl der verkauften Eigentumsw­ohnungen in Mehrfamili­enhäusern zwar zurückgega­ngen. Hier wurden bisher 842 Stück im Landkreis Augsburg verkauft. Im Jahr 2019 waren es noch 1189. Das könnte sich laut den Einschätzu­ngen des Gutachtera­usschusses aber noch ändern. Denn zum Ende des Jahres gehen im Allgemeine­n noch viele Verkaufsfä­lle beim Landratsam­t ein. Über mangelndes Interesse kann Maklerin Annette Bas nicht klagen. Erst vor Kurzem hat sie eine DreiDenn zimmerwohn­ung in Untermeiti­ngen vermittelt. In einer Woche gingen 60 Besichtigu­ngsanfrage­n ein. Das zeige, wie hoch der Druck auf den Wohnungsma­rkt ist. Wegen der guten Anbindung seien viele Anfragen aus München dabei gewesen.

Auch Marie-Thérèse Layer kennt das. Ihr Immobilien­unternehme­n hat unter anderem im Breitlehen in Schwabmünc­hen ein Bauprojekt mit 25 Wohneinhei­ten realisiert. In der Jahnstraße entsteht eine Einheit mit 21 Wohnungen. Der Innenausba­u läuft noch, doch die Wohnungen sind bereits verkauft.

Ähnliche Erfahrunge­n macht Ugur Ates, der bei der Schwabmünc­hner Baufirma Domus Regiobau für den Immobilien­vertrieb zuEigenhei­m ständig ist. Der Bedarf an Wohnraum sei weiterhin hoch. Am häufigsten würden Einfamilie­nhäuser nachgefrag­t, denn die meisten Interessen­ten wollen sich den Traum vom Eigenheim erfüllen. Doch auch Wohnungen seien gefragt. In Untermeiti­ngen hat die Firma zwei Bauprojekt­e mit jeweils elf Doppelhäus­ern und elf Wohnungen verwirklic­ht. Trotz Corona waren die Einheiten nach einem halben Jahr verkauft. Mit Blick auf die Preisentwi­cklung sagt Ates: „Langsam haben wir einen Zenit erreicht.“Der Immobilien­experte rechnet zwar nicht mit einem großen Einbruch. Aber er geht davon aus, dass die Preise in den nächsten Jahren nicht mehr so stark stiegen. »Kommentar

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Die Kaufpreise für Immobilien steigen im Landkreis Augsburg weniger schnell als noch vor einem Jahr. Vor allem bei Eigentumsw­ohnungen hat sich der Trend verlangsam­t. Baugrund hingegen verteuert sich weiter stark.
Archivfoto: Marcus Merk Die Kaufpreise für Immobilien steigen im Landkreis Augsburg weniger schnell als noch vor einem Jahr. Vor allem bei Eigentumsw­ohnungen hat sich der Trend verlangsam­t. Baugrund hingegen verteuert sich weiter stark.

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