Koenigsbrunner Zeitung

Ein Spiel mit wenigen Lichtblick­en

Der FC Augsburg offenbart beim 1:1 gegen den SC Freiburg wieder einmal Defizite in der Offensive. Vereinsche­f Klaus Hofmann ist sauer. Doch dann zeigt sein Team Moral

- VON ROBERT GÖTZ

In der Halbzeitpa­use ließ Klaus Hofmann beim Interview mit Sky richtig Dampf ab. „Ich überlege, ob das Wetter oder das Spiel schlechter ist. Beides ist eher grausam. Die erste halbe Stunde war mit das Schlechtes­te, was wir in dieser Saison gespielt haben“, stellte der Präsident des FC Augsburg seiner Mannschaft für die erste Hälfte des Heimspiels gegen den SC Freiburg kein gutes Zeugnis aus. 0:0 stand es da in einer chancenarm­en Partie im Augsburger Nebel in der leeren WWK-Arena. Eine triste Umgebung für ein tristes Spiel. Für die zweite Hälfte waren seine Ansprüche nicht allzu hoch. „Zumindest mal drei Pässe hintereina­nder zum eigenen Mann zu bringen, wäre schon mal ein Anfang.“Das brachte seine Mannschaft auch zustande, doch bis das 1:1 (0:0)-Endergebni­s feststand, musste Hofmann noch eine emotionale Achterfahr­t über sich ergehen lassen.

Denn erst als Freiburg in der 64. Minute durch Vincenzo Grifo das 1:0 erzielt hatte, agierte der FCA im Offensivsp­iel etwas druckvolle­r. Ruben Vargas gelang in der 80. Minute mit einem abgefälsch­ten Schuss in der Schlusspha­se der dann doch noch verdiente Ausgleich. „Es war ein sehr zähes Spiel, bei dem sich beide Mannschaft­en sehr schwer getan haben, irgendwelc­he Torchancen sich zu erspielen. Das Gegentor war einfach schlecht verteidigt. Die Reaktion der Mannschaft war dann aber gut. Sie hat wieder einmal in der Endphase Moral gezeigt und wollte das Spiel unbedingt drehen“, bilanziert­e FCA-Trainer Heiko Herrlich. Am Ende konnte er mit der Punkteteil­ung gut leben.

Sein Freiburger Kollege Christian Streich tat sich da schon schwerer. Der musste das achte Spiel in Folge ohne Sieg akzeptiere­n, doch nach dem enttäusche­nden 1:3 gegen Mainz in der Vorwoche war er wenigstens von der Reaktion seiner Elf angetan: „Ich bin zufrieden, wie wir aufgetrete­n sind, aber mit dem Ergebnis nicht, wenn du mit 1:0 in Führung gehst. Wir waren sehr engagiert und mutig, wie wir immer wieder hoch angelaufen sind. So konnten wir Augsburg im Spielaufba­u Schwierigk­eiten bereiten.“

Die hatte der FCA fast über die gesamten 90 Minuten. Wieder einmal herrschte bei den FCA-Spielern in den eigenen vier Wänden eine gewisse Ratlosigke­it, wenn sie auf einen Gegner treffen, der sie mit ihren eigenen Stärken konfrontie­rt: Aggressive­s Pressing und disziplini­ertes Abwehrverh­alten. Vieles erinnerte an das 0:3 gegen Hertha BSC.

Auch da entwickelt­e der FCA kaum Torgefahr. Der FCA im November 2020 hat zwar mehr Ballbesitz als noch vor ein paar Monaten, doch immer noch Probleme, in die gefährlich­e Zone vor dem gegnerisch­en Tor zu gelangen. So sieht es auch Stefan Reuter. „Es war ein zähes Spiel, weil sich beide Mannschaft­en neutralisi­ert haben. Beide hatten ein gutes Positionss­piel, man hat wenig zugelassen, aber wir hätten schon in der Spieleröff­nung mutiger sein müssen. Es ist uns nicht gelungen, dass wir in den Halbräumen Spieler frei bekommen. Darum haben wir uns zu wenig Tormöglich­keiten erspielt“, analysiert­e der FCA-Geschäftsf­ührer Sport.

Robuste Zweikämpfe, defensive Stabilität, aber auch viele Fehlpässe prägten auf beiden Seiten über eine Stunde lang das Spiel. Kein Wunder, dass FCA-Chef Hofmann enttäuscht war. Erst in der letzten halben Stunde hatte die Partie Unterhaltu­ngswert. Auch weil der eingewechs­elte Marco Richter ein wenig Kreativitä­t und Unvorherse­hbarkeit ins Augsburger Spiel brachte. Und so zeigte der FCA wieder einmal Nehmerqual­itäten. Wie in Gladbach, dort sogar in Unterzahl, egalisiert­e man den Rückstand. Der dritte Saisontref­fer von Vargas war schon das sechste Tor des FCA in der Schlussvie­rtelstunde. „Das zeigt, dass die Spieler bis zum Ende an sich glauben und dass sie in einer körperlich guten Verfassung sind“, sagt Reuter. Bei der Einordnung des 1:1 war er hin- und hergerisse­n: „Es wäre heute eine Möglichkei­t gewesen, sich in der oberen Tabellenhä­lfte festzusetz­en, den Abstand nach hinten zu vergrößern. Das ist uns leider nicht gelungen, aber in so einem Spiel musst du auch mal einen Punkt mitnehmen.“Zwölf sind es bisher nach neun Spielen. Für den notorische­n Fehlstarte­r eine durchaus akzeptable Ausbeute, die auch FCA-Chef Klaus Hofmann bestimmt versöhnlic­her stimmt.

FCA Gikiewicz ‰ Gumny (46. Richter), Gouweleeuw, Uduokhai, Iago ‰ R. Khedira (73. Gregoritsc­h), Strobl ‰ D. Caligiuri, Var‰ gas ‰ Hahn, Niederlech­ner (82. Gruezo) Freiburg Fl. Müller ‰ Lienhart, Schlotter‰ beck, Gulde (83. Heintz) ‰ Schmid, Santa‰ maria, Höfler, Günter ‰ Höler, Grifo ‰ Demi‰ rovic (58. Petersen) – Tore 0:1 Grifo (64.), 1:1 Vargas (80.) SR Schröder (Hannover)

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Foto: Christian Kolbert Freiburgs Torhüter Florian Müller war beim 1:1‰Ausgleich des FC Augsburg machtlos.

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