Herrlich gibt sich zugeknöpft
Gegen den SC Freiburg sitzen lediglich sieben Spieler auf der Ersatzbank des FC Augsburg. Über die Hintergründe verrät der Trainer wenig – aus bestimmtem Grund
Vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg sollte Heiko Herrlich auf der Pressekonferenz obligatorisch Auskünfte über sein zur Verfügung stehendes Personal erteilen. Näher auf diese Frage eingehen wollte der Trainer des FC Augsburg allerdings nicht, seit Wochen praktiziert er das so. Wörtlich sagte er: „Außer den Langzeitverletzten haben wir noch ein paar angeschlagene Spieler. Ich hoffe, dass wir sie zur Verfügung bekommen.“Wer diese angeschlagenen Spieler sind, dazu wollte sich Herrlich nicht äußern. Bei dieser Thematik antwortet er kurz und ausweichend.
Der FCA schließt derzeit die Öffentlichkeit und Medienvertreter von Trainings seiner Bundesligaprofis aus. Als Begründung dienen die Corona-Pandemie, hohe Infektionszahlen und die Vermeidung jeglichen direkten Kontakts. Allgemein nutzen die Fußballklubs dieser Tage den Umstand, dass ihre Spieler hinter Sichtschutzwänden und verschlossenen Türen ihrem Handwerk nachgehen. Die Sportliche Leitung erhofft sich einen Vorteil, weil so auch Konkurrenten nichts von möglichen Ausfällen erfahren.
Welchen Effekt das haben kann, zeigte die Partie gegen den SC Freiburg. Ob deren Trainer Christian Streich im Vorfeld von Finnbogasons Verletzung wusste, ist nicht bekannt, für Außenstehende kam es aber doch überraschend, als Alfred Finnbogason im Kader fehlte. In der Begegnung mit Borussia Mönchengladbach hatte er sich verletzt, Gegenspieler Lars Stindl war mit seinem Körper auf Finnbogasons Sprunggelenk gefallen.
Wie schwerwiegend Finnbogasons Blessur war, darüber hätte Herrlich am Freitag berichten können. Doch er wollte nicht. Auch nach dem 1:1 (0:0) ging der 48-Jährige nicht näher auf Verletzungen und deren Ausfalldauer ein. Ein wenig offener sprach Stefan Reuter. Die nächste Verletzung in dieser Saison sei „bitter“für Finnbogason, meinte der Sport-Geschäftsführer.
In Mönchengladbach hatte Finnbogason erstmals in dieser Spielzeit in der Augsburger Startelf gestanden, nun fällt der 31-Jährige erneut aus. Reuter berichtete über den Zustand des Profis: „Er hatte gehofft, dass es schneller geht, aber es hat noch Probleme gemacht.“
Finnbogason war in der jüngeren Vergangenheit immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen worden. Seit Februar 2016 steht der Isländer beim FCA unter Vertrag, in dieser Zeit hat er 63 Pflichtspiele wegen Verletzungen und deren Folgen verpasst. Vor der laufenden Runde hatte er sich Hoffnungen gemacht, über einen längeren Zeitraum hinweg spielen zu können und seine Treffsicherheit beweisen zu können. In 99 Spielen hat er für Augsburg bislang 37 Tore erzielt.
Doch einmal mehr bleibt ihm das Verletzungspech treu. In der laufenden Runde verpasste er zwei Spiele wegen einer Muskelblessur im Oberschenkel. Sportchef Reuter geht diesmal davon aus, dass der Angreifer nur eine kürzere Pause bis zu seiner Rückkehr braucht. „Es ist nicht so schlimm. Ich gehe nicht davon aus, dass er viele Wochen fehlen wird.“
In der Sommerpause hatte der FCA seinen Kader verschlankt. Er ließ Verträge auslaufen und verlieh und verkaufte Profis. Angreifer Julian Schieber steht noch unter Vertrag (bis Juni 2021), spielt in den Plänen des Trainers aber keine Rolle mehr. Gegen Freiburg nahmen sieben Spieler auf der Ersatzbank Platz, unter ihnen der 20-jährige Nachwuchsspieler Lukas Petkov. Neun Spieler wären eigentlich erlaubt gewesen, doch die Verletztenliste des FCA wird länger.
Diesmal fehlten neben Finnbogason und dem gelb-rot-gesperrten Raphael Framberger noch Noah Sarenren Bazee, Jan Moravek, Fredrik Jensen und Felix Götze. Cheftrainer Herrlich blieb sich treu und bezüglich des Gesundheitszustands seiner Profis im Vagen: „Die Spieler haben noch Probleme und sind zum Teil in der Reha. Ich kann nicht sagen, dass diese Spieler nächste Woche garantiert auf dem Platz stehen werden.“Reuter ergänzte, es sei schwer zu sagen, wann die verletzten Spieler wieder zur Verfügung stünden. „Es ist nicht so, dass Anfang der Woche einer von ihnen ins Mannschaftstraining einsteigen kann.“
Der FCA hat nun eine längere Pause, erst am Montag in einer Woche steht das Auswärtsspiel gegen die TSG Hoffenheim an (20.30 Uhr/ DAZN). Danach trifft der FCA bis Jahresende noch auf Schalke, Bielefeld, Frankfurt und Leipzig (DFBPokal). Herrlich hofft bis dahin auf eine positive Entwicklung. „Damit wir wieder den einen oder anderen dazunehmen können, wenn mehr Spiele kommen.“
„Es ist nicht so schlimm. Ich gehe nicht davon aus, dass er viele Wochen fehlen wird.“
Stefan Reuter über Alfred Finnbogason