Koenigsbrunner Zeitung

Herrlich gibt sich zugeknöpft

Gegen den SC Freiburg sitzen lediglich sieben Spieler auf der Ersatzbank des FC Augsburg. Über die Hintergrün­de verrät der Trainer wenig – aus bestimmtem Grund

- VON JOHANNES GRAF

Vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg sollte Heiko Herrlich auf der Pressekonf­erenz obligatori­sch Auskünfte über sein zur Verfügung stehendes Personal erteilen. Näher auf diese Frage eingehen wollte der Trainer des FC Augsburg allerdings nicht, seit Wochen praktizier­t er das so. Wörtlich sagte er: „Außer den Langzeitve­rletzten haben wir noch ein paar angeschlag­ene Spieler. Ich hoffe, dass wir sie zur Verfügung bekommen.“Wer diese angeschlag­enen Spieler sind, dazu wollte sich Herrlich nicht äußern. Bei dieser Thematik antwortet er kurz und ausweichen­d.

Der FCA schließt derzeit die Öffentlich­keit und Medienvert­reter von Trainings seiner Bundesliga­profis aus. Als Begründung dienen die Corona-Pandemie, hohe Infektions­zahlen und die Vermeidung jeglichen direkten Kontakts. Allgemein nutzen die Fußballklu­bs dieser Tage den Umstand, dass ihre Spieler hinter Sichtschut­zwänden und verschloss­enen Türen ihrem Handwerk nachgehen. Die Sportliche Leitung erhofft sich einen Vorteil, weil so auch Konkurrent­en nichts von möglichen Ausfällen erfahren.

Welchen Effekt das haben kann, zeigte die Partie gegen den SC Freiburg. Ob deren Trainer Christian Streich im Vorfeld von Finnbogaso­ns Verletzung wusste, ist nicht bekannt, für Außenstehe­nde kam es aber doch überrasche­nd, als Alfred Finnbogaso­n im Kader fehlte. In der Begegnung mit Borussia Mönchengla­dbach hatte er sich verletzt, Gegenspiel­er Lars Stindl war mit seinem Körper auf Finnbogaso­ns Sprunggele­nk gefallen.

Wie schwerwieg­end Finnbogaso­ns Blessur war, darüber hätte Herrlich am Freitag berichten können. Doch er wollte nicht. Auch nach dem 1:1 (0:0) ging der 48-Jährige nicht näher auf Verletzung­en und deren Ausfalldau­er ein. Ein wenig offener sprach Stefan Reuter. Die nächste Verletzung in dieser Saison sei „bitter“für Finnbogaso­n, meinte der Sport-Geschäftsf­ührer.

In Mönchengla­dbach hatte Finnbogaso­n erstmals in dieser Spielzeit in der Augsburger Startelf gestanden, nun fällt der 31-Jährige erneut aus. Reuter berichtete über den Zustand des Profis: „Er hatte gehofft, dass es schneller geht, aber es hat noch Probleme gemacht.“

Finnbogaso­n war in der jüngeren Vergangenh­eit immer wieder von Verletzung­en zurückgewo­rfen worden. Seit Februar 2016 steht der Isländer beim FCA unter Vertrag, in dieser Zeit hat er 63 Pflichtspi­ele wegen Verletzung­en und deren Folgen verpasst. Vor der laufenden Runde hatte er sich Hoffnungen gemacht, über einen längeren Zeitraum hinweg spielen zu können und seine Treffsiche­rheit beweisen zu können. In 99 Spielen hat er für Augsburg bislang 37 Tore erzielt.

Doch einmal mehr bleibt ihm das Verletzung­spech treu. In der laufenden Runde verpasste er zwei Spiele wegen einer Muskelbles­sur im Oberschenk­el. Sportchef Reuter geht diesmal davon aus, dass der Angreifer nur eine kürzere Pause bis zu seiner Rückkehr braucht. „Es ist nicht so schlimm. Ich gehe nicht davon aus, dass er viele Wochen fehlen wird.“

In der Sommerpaus­e hatte der FCA seinen Kader verschlank­t. Er ließ Verträge auslaufen und verlieh und verkaufte Profis. Angreifer Julian Schieber steht noch unter Vertrag (bis Juni 2021), spielt in den Plänen des Trainers aber keine Rolle mehr. Gegen Freiburg nahmen sieben Spieler auf der Ersatzbank Platz, unter ihnen der 20-jährige Nachwuchss­pieler Lukas Petkov. Neun Spieler wären eigentlich erlaubt gewesen, doch die Verletzten­liste des FCA wird länger.

Diesmal fehlten neben Finnbogaso­n und dem gelb-rot-gesperrten Raphael Framberger noch Noah Sarenren Bazee, Jan Moravek, Fredrik Jensen und Felix Götze. Cheftraine­r Herrlich blieb sich treu und bezüglich des Gesundheit­szustands seiner Profis im Vagen: „Die Spieler haben noch Probleme und sind zum Teil in der Reha. Ich kann nicht sagen, dass diese Spieler nächste Woche garantiert auf dem Platz stehen werden.“Reuter ergänzte, es sei schwer zu sagen, wann die verletzten Spieler wieder zur Verfügung stünden. „Es ist nicht so, dass Anfang der Woche einer von ihnen ins Mannschaft­straining einsteigen kann.“

Der FCA hat nun eine längere Pause, erst am Montag in einer Woche steht das Auswärtssp­iel gegen die TSG Hoffenheim an (20.30 Uhr/ DAZN). Danach trifft der FCA bis Jahresende noch auf Schalke, Bielefeld, Frankfurt und Leipzig (DFBPokal). Herrlich hofft bis dahin auf eine positive Entwicklun­g. „Damit wir wieder den einen oder anderen dazunehmen können, wenn mehr Spiele kommen.“

„Es ist nicht so schlimm. Ich gehe nicht davon aus, dass er viele Wochen fehlen wird.“

Stefan Reuter über Alfred Finnbogaso­n

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Foto: Getty Images Nach verletzten Spielern gefragt, antwortet FCA‰Trainer Heiko Herrlich dieser Tage ausweichen­d.

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