Studentische Initiativen gehen online
Wegen der Corona-Auflagen sind kaum Studenten auf dem Campus. Das stellt Uni-Gruppen vor Probleme, nicht nur beim traditionellen Glühweinverkauf. Nun wollen sie auf neuen Wegen für ihre Angebote werben
Studieren heißt zurzeit hauptsächlich vor dem eigenen PC zu sitzen. Seminare und Vorlesungen finden fast ausschließlich online statt, das Campusleben steht still. Viele studentische Organisationen und Vereine stellt das vor Probleme. Sie bekommen nicht so leicht Kontakt zu Kommilitonen wie sonst beim Glühwein im Advent vor der Alten Cafeteria. Das wollen sie mit einer neuen „digitalen Initiativenstraße“ändern.
Eine von vielen Initiativen an der Uni ist die Augsburger Gruppe des Vereins Arbeiterkind. Der Verein hilft jungen Menschen, die als Erste in ihrer Familie studieren oder studieren wollen. Finn Boonekamp, der sich an der Uni bei Arbeiterkind engagiert, erklärt seine Hauptsorge: „Es ist schwierig, den direkten Kontakt zu den Leuten zu bekommen, die Hilfe brauchen. Die Hemmschwelle im digitalen Raum ist ein
größer, als wenn man sich spontan trifft.“Angebote wie die offene Sprechstunde, die man im vergangenen Semester wegen der Pandemie über Zoom machen musste, seien auf diesem Weg überhaupt nicht angenommen worden.
„Was leider auch weggefallen ist, ist der Stand bei den Einführungstagen für die Erstsemester und der Glühweinverkauf vor der Alten Cafeteria“, ergänzt der Lehramtsstudent. Es fehle einfach die Möglichkeit, spontan mit Studenten ins Gespräch zu kommen. Ähnliches berichtet auch Sarah Gratz von der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG). Auch hier mussten viele Veranstaltungen ins Netz verlegt werden.
Doch dort sei der Zulauf deutlich geringer. „Wir hatten neulich ein
Konzert mit drei Musikstudenten aus München. Normalerweise wäre unser Saal da brechend voll gewesen, online waren jetzt nur 30 Leute mit dabei“, erzählt Gratz. Neben ihren eigenen Veranstaltungen ist die KHG aber auch mit Aktionen wie ihrem „Lebendigen Adventskalender“vor der Alten Cafeteria präsent. „Da gibt es hinter jedem Türchen was anderes, mal ein Trompetenquartett, mal eine Sportvorführung“, erklärt Gratz. Nun muss auch das im Netz stattfinden.
Um Nachwuchs für die KHG macht sich Gratz noch keine Sorgen, auch wegen des Wohnheims, Haus Edith Stein, in welchem die KHG ihre Räume hat. Doch an Neustudenten komme man so nicht heran: „Die Erstsemester ziehen erst gar nicht ein. Die haben hier höchstens ihr Türschild ausgetauscht“, sagt Gratz.
Jarl Hengstmengel vom Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA) fasst das Problem für die Inifach tiativen so zusammen: „Es fehlt die Sichtbarkeit, und man kommt schwerer an neue Mitglieder.“Gerade im Digitalsemester seien die Kontakte aber noch wichtiger. Deshalb hat der AStA nun die digitale Initiativenstraße organisiert. „Normalerweise wäre im Sommer eine
Initiativenstraße vor Ort gewesen, aber die musste natürlich ausfallen“, sagt Hengstmengel. Man versuche die Veranstaltung nun mit ähnlichem Charakter digital durchzuführen.
Die digitale Initiativenstraße besteht aus zwei Teilen. Im ersten konnten sich die Vereine und Gruppen auf der Videochat-Plattform Discord in verschiedenen Räumen präsentieren. Dort stellten sich die Initiativen den Interessierten vor, nach jeweils zehn Minuten konnte der virtuelle Raum gewechselt werden. Der zweite Teil besteht aus kurzen Videos, welche die Initiativen in der Woche vom 30. November bis zum 4. Dezember auf dem YouTube-Kanal der Uni hochladen. Parallel können in einem Livechat Fragen an die Gruppen gestellt werden.
Das Fazit zur Discord-Veranstaltung, welche am vergangenen Mittwoch stattfand, fiel eher gemischt aus. So sagt Finn Boonekamp von Arbeiterkind: „Wir waren etwas ernüchtert, der AStA hatte sich ja auch viel Mühe gegeben. Aber wir hatten den Eindruck, dass der Zulauf nicht so hoch war.“Rechnet man die Vertreter der etwa 23 Initiativen heraus, waren nur etwa 30 Leute dabei. Auch Sarah Gratz findet, dass „ein bisschen zu wenig los“gewesen sei. „Normalerweise kann man bei der Initiativenstraße zwischen Hörsaal und Mensa einfach eine breitere Masse an Menschen ansprechen.“