Ab wann wird auch bei uns geimpft?
Briten lassen deutschen Impfstoff zu. Merkel kündigt Lockdown-Verlängerung an
Brüssel/Berlin In Deutschland wird der Lockdown bis in den Januar verlängert, in Großbritannien sollen dagegen ab nächster Woche die ersten Bürger mit dem Impfstoff der deutschen Firma Biontech geimpft werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder beschlossen am Mittwochabend den Teil-Lockdown mit geschlossenen Restaurants, Museen, Theatern und Freizeiteinrichtungen bis mindestens zum 10. Januar weiterlaufen zu lassen. „Im Grundsatz bleibt der Zustand, wie er jetzt ist“, sagte Merkel nach der Videokonferenz. Ob im Januar auch in Deutschland schon ein Impfstoff zur Verfügung steht, ist dagegen offen.
Denn die EU will sich auf keinen Wettlauf um den Corona-Impfstoff einlassen. Obwohl die britische Regierung dem deutsch-amerikanischen Konsortium Biontech/Pfizer bereits eine Notfallzulassung erteilt hat, wollen die Gesundheitsminister der Union am bisherigen Zeitplan festhalten. „Es geht nicht darum, Erster zu sein, sondern sichere Impfstoffe zu haben“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Die Europäische Arzneimittelbehörde will ihre Entscheidung über die Zulassung des Biontech-Präparates bis 29. Dezember treffen und im Januar über die Zulassung eines weiteren Impfstoffes der US-Firma Moderna entscheiden. Unmittelbar danach würde die EU-Kommission auf Basis dieses Urteils die Präparate für alle Mitgliedstaaten freigeben.
Die Briten waren am Mittwoch mit „fantastischen Nachrichten“aufgewacht, wie Premierminister Boris Johnson die Entwicklung schon am Morgen feierte: Das Vereinigte Königreich hat als weltweit erstes Land den Impfstoff von Biontech und Pfizer zugelassen. Die Impfung sei ein Schritt in Richtung Normalität, so der konservative Regierungschef. Gleichzeitig rief er die Bevölkerung auf, vorsichtig zu bleiben und sich nicht zu früh Hoffnungen zu machen. Der Impfstoff sei keineswegs das Ende des Kampfes gegen das Coronavirus, sagte Johnson und verwies auf die logistischen Herausforderungen wie der Lagerung des Mittels bei minus 70 Grad.
Schon ab nächster Woche stünden die ersten 800000 Dosen des Impfstoffs zur Verfügung, verkündete Gesundheitsminister Matt Hancock. Man werde beginnen, erst die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und deren Personal zu impfen. Der Minister zeigte sich zuversichtlich, dass es Großbritannien „ab dem Frühjahr, ab Ostern besser gehen“werde. Vorwürfe, die Briten hätten nicht sorgfältig genug geprüft, wies er zurück: Bei der Regulierungsbehörde für Arzneimittel handele es sich um eine unabhängige Regulierungsbehörde.
Der amerikanische Pharmakonzern Pfizer und das Mainzer Unternehmen Biontech haben nach eigenen Angaben mit London die Lieferung von 43 Millionen Impfdosen vereinbart, womit etwas mehr als 20 Millionen Menschen versorgt werden könnten, da es sich um eine Zweifachimpfung handelt.
Das britische Vorpreschen hinterlässt Spuren in der EU. So wächst der Druck auf die europäische Zulassungsbehörde, das Verfahren zu beschleunigen. „Die Ärzte und Pfleger arbeiten rund um die Uhr“, sagte Spahn. „Wir erwarten nun auch von der Zulassungsbehörde, dass Tag und Nacht sowie an den Wochenenden durchgearbeitet wird.“
Die Zahl der Corona-Todesfälle in Deutschland hat am Mittwoch einen neuen Rekordwert erreicht. Die Gesundheitsämter meldeten innerhalb eines Tages 487 Fälle. Insgesamt sind damit 17123 Menschen mit Corona oder an Corona gestorben. »Kommentar und Leitartikel