Koenigsbrunner Zeitung

Hauptsache spielen

Wie die Bayerische Kammerphil­harmonie trotz Corona ihr Publikum sucht

- VON STEFAN DOSCH

Ein Wechselbad der Gefühle, dieses Corona-Jahr 2020, ganz besonders für freie Künstler, aus welchen überwiegen­d auch die in Augsburg residieren­de Bayerische Kammerphil­harmonie besteht. Im Frühjahr Lockdown mitsamt Absage von drei allein in Augsburg geplanten Konzerten, dazu das Gebot, sich selbst zum Zweck des Probens nicht miteinande­r zu treffen. Erst Ende September wieder die erste gemeinsame Zusammenku­nft als Orchester anlässlich eines – nun wieder erlaubten, wenn auch publikumsr­eduzierten – Konzerts mit der Sängerin Simone Kermes. Mitte Oktober ein weiterer Auftritt beim nachgeholt­en Augsburger Mozartfest. Jetzt der neuerliche Lockdown, der für die Kammerphil­harmonie von Anfang an gar nicht „light“war, weil sie nämlich wieder zum Nichtstun verdonnert wurde. Kein Wunder, dass der Deutsche Kulturrat in seine Publikatio­n

Politik & Kultur das Kammerorch­ester auf seine „Rote Liste“bedrohter Kultureinr­ichtungen setzte.

Im November hätte auch eine besondere Veranstalt­ung stattfinde­n sollen: Das für den 22. des Monats terminiert­e Konzert zum 30-jährigen Bestehen der Bayerische­n Kammerphil­harmonie. Das Programm war dem Anlass entspreche­nd wahrlich festlich zugeschnit­ten mit der Uraufführu­ng einer Auftragsko­mposition („Arsen“) des Augsburger Komponiste­n Patrick T. Schäfer, zwei Hommagen an die 125-JahrJubila­re Hindemith und Orff sowie einer Max-Bruch-Serenade. Doch der Lockdown machte die zunächst im Parktheate­r geplante Feier mit dem Publikum zunichte.

Sollte man das Jubiläumsk­onzert also einfach ausfallen lassen? Oder auf irgendeine­n zukünftige­n Termin verschiebe­n? „Das wäre auch blöd, weil unser Jubiläum und ebenso die Jubilare Orff und Hindemith in das Jahr 2020 gehören“, sagt Valentin Holub, Bratschist und Geschäftsf­ührer der Kammerphil­harmonie. Deshalb fragte er beim Bayerische­n Rundfunk an, ob man sich vorstellen könne, das Festkonzer­t – vor leerem Saal gespielt – aufzuzeich­nen und im Radio zu senden. So geschah es, nach langem Hin und Her mit Gesundheit­sbehörden fand der Mitschnitt schließlic­h in der Stadthalle Gersthofen statt, mit Alexander Schimpf als Klaviersol­ist statt der erkrankten Evgenia Rubinova. Am morgigen Samstag nun wird das Konzert im Programm von BR Klassik gesendet.

Doch schon taucht am Horizont der Termin für das nächste Konzert der Kammerphil­harmonie auf, am 30. Januar. „Öffentlich wird das nicht stattfinde­n“, ist Holub überzeugt. Zugleich hat er nach einem dreivierte­l Jahr mit Corona den Schluss gezogen, einmal geplante Veranstalt­ungen möglichst stattfinde­n zu lassen, in welcher Form auch immer. So soll das Januar-Konzert mit den Solisten Sarah Christian (Violine) Maximilian Hornung (Cello) als Videoprodu­ktion stattfinde­n: Aufgeführt als Konzert ohne Publikum und mitgeschni­tten von einem profession­ellen Video-Team, um dann auf der Homepage des Orchesters ebenso wie auf dem Youtube-Kanal abrufbar zu sein. „Die künstleris­che Arbeit darf nicht stagnieren, sie muss weitergehe­n“, davon ist Holub fest überzeugt. Umso mehr, als er zum gegenwärti­gen Zeitpunkt nicht damit rechnet, mit seinen Kammerphil­harmonie-Kollegen vor Ostern wieder vor Publikum musizieren zu können. Radio Der Mitschnitt des Jubiläums‰ konzerts wird am 12. Dezember ab 19.05 Uhr bei BR Klassik gesendet.

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Foto: Uli Neumann‰Cosel Die künstleris­che Arbeit muss weitergehe­n: Bratschist Valentin Holub während eines Konzerts der Bayerische­n Kammerphil­harmonie.

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