Brady Lamb gibt weiterhin die Richtung vor
Trainer Tuomie bestätigt den 32-jährigen Verteidiger als Kapitän. Am Freitag folgt der zweite Test gegen Ingolstadt, das mit einem Gubi-Team kommt – gut und billig. Ex-Torjäger White nach Berlin
Wenn ein Handballspieler von den Teamkollegen als Traktor bezeichnet wird, lässt sich bereits erahnen, dass der Betreffende ein Kämpfer sein muss. Einer, der auf dem Parkett ordentlich für seine Mannschaft ackert. Den Spitznamen „Traktor“haben sie bei den Eulen Ludwigshafen dem Donauwörther Max Neuhaus verpasst, der auch schon im Team des TSV Haunstetten eine wichtige Rolle gespielt hat.
Neuhaus nun bereits sein zweites Jahr beim Handball-Bundesligisten Ludwigshafen aktiv. Die Bilanz seiner vergangenen Premierensaison kann sich durchaus sehen lassen: In 23 Einsätzen erzielte er 58 Tore (24 durch Siebenmeter). In der aktuellen Saison kämpft der 21-Jährige, der auch schon für die Junioren-Nationalmannschaft auflief, mit den Eulen erneut um den Klassenerhalt. Dabei müssen er und sein Team derzeit durchaus mit Rückschlägen kämpfen. „Ich bin überzeugt davon, dass wir das Zeug haben, um die Klasse zu halten. Aber wir dürfen uns Aussetzer wie beim 11:29 in Wetzlar nicht erlauben“, betont der Rückraumspieler.
Neuhaus begann seine Handballkarriere in seiner Heimatstadt Donauwörth. Von dort aus wechselte er dann nach Augsburg zum TSV Haunstetten. „Ich kannte schon ein paar Spieler von Haunstetten aus den Auswahlmannschaften und wollte damals den nächsten Schritt machen. Der ist mir nicht schwergefallen, weil ich mich gleich wohlgefühlt habe“, erinnert sich der heutige Bundesligaspieler. Mit 14 Jahren pendelte er zwischen 2014 und 2016 häufig mit dem Zug nach Augsburg. Es sei zwar „eine ganz schöne Fahrerei“gewesen, die sich aber gelohnt habe, so Neuhaus.
In den zwei Jahren beim TSV Haunstetten habe er viel lernen können, woran auch seine Trainer Michael
Sein Sohn Callaghan, Anfang Februar geboren, ist ein echter Augsburger. Brady Lamb fühlt sich ebenfalls der Stadt verbunden. Würde er sonst das Augsburger Renaissancerathaus samt Augustusbrunnen als Tattoo auf seinem muskelbepackten Oberarm präsentieren? Lamb sagt Ja zu Augsburg. Gewiss nicht nur, weil die Cafés in der Maximilianstraße so guten Cappuchino offerieren. Immer wieder verlängerte der Kanadier aus Calgary seinen Vertrag, obwohl die Kölner Haie bereits ihre Fühler nach dem Panther-Verteidiger ausgestreckt hatten und auch Ingolstadt-Sportmanager Larry Mitchell den AEV-Verteidiger als einen seiner Wunschspieler bezeichnete. Seit 2014 verteidigt Lamb für die Augsburger in 333 Pflichtspielen der Deutschen Eishockey Liga sowie der Champions Hockey League.
Bereits im vergangenen Jahr schlüpfte der 32-Jährige in die Kapitänsrolle. Jetzt bestimmte Trainer Tray Tuomie, dass sein Abwehrspieler mit der oft längsten Eiszeit aller Panther-Profis weiterhin das „C“auf dem Trikot trägt. Die Vorbereitungsphase ist kurz, der Coach verkündete vor dem zweiten Testspiel am Freitagabend (19.30 Uhr/Curt-Frenzel-Stadion) gegen den ERC Ingolstadt die wenig überraschende Personalie. Brady Lamb ist „sehr stolz“, wieder als Kapitän zu fungieren: „Seit sieben Jahren spiele ich nun für diesen Klub und wir haben in dieser Zeit als Organisation eine großartige Entwicklung
Rothfischer und Alex Horner einen großen Anteil gehabt hätten. „Ich durfte in meinem zweiten Jahr bei den Männern mit trainieren, das ist natürlich im Handball immer ein großer Vorteil. Dadurch gewöhnt man sich schneller an die Intensität“, erklärt er. Im Sommer 2016 folgte dann der Schritt zur Jugendmannschaft des SC Magdeburg, von der er dann im August 2019 nach Ludwigshafen wechselte.
Sein Start in das zweite Jahr bei den Eulen verlief für Neuhaus nicht optimal. Eine Beckenprellung bremste ihn in der Vorbereitung drei Wochen lang aus. „Das hört sich eigentlich gar nicht so schlimm an, aber es war sehr schmerzhaft“, blickt er zurück auf die Zwangspause. „Da hatte ich einen spürbaren Rückstand, den ich erst mal aufholen musste“, schildert er. Der 21-Jährige arbeitet geduldig daran, wieder mehr Einsatzzeit zu bekommen: „Man hat natürlich auch andere Erwartungen im zweiten Jahr. Da will ich mehr spielen, als es gerade der Fall ist.“An die Geisterspiele in der Bundesliga habe er sich schon etwas gewöhnt: „Man muss gerade ein bisschen Fan von sich selbst sein und von der Bank aus unterstützen, dass etwas Atmosphäre in der Halle aufkommt“, sagt Neuhaus, der sich aber freut, mit seinem Team überhaupt noch spielen zu dürfen.
Dabei, seit Dezember ist das nicht selbstverständlich. Die FriedrichEbert-Halle in Ludwigshafen wurde zum Corona-Impfzentrum umfunktioniert. Der Verein war von diesen Plänen überrascht worden, doch mittlerweile ist eine Lösung gefunden. In der großen Sportstätte kann parallel geimpft und ohne Zuschauer auch Handball gespielt werden. genommen. Persönlich wäre ich ohne die bedingungslose Unterstützung meiner Teamkollegen, unseres Trainerstabs, der Klubverantwortlichen sowie meiner Familie nicht dort, wo ich heute bin. Dafür bin ich allen sehr dankbar.“Seine Assistenten rotieren noch. Gegen Straubing trugen die Stürmer Drew LeBlanc und Thomas Holzmann das „A“.
Zweiter AEV-Gegner in der rein bayerischen Testspielreihe ist der ERC Ingolstadt, der wie die Augsburger nicht für den MagentasportCup gemeldet hatte. Das Team von Trainer Doug Shedden wäre kaum einsatzbereit gewesen. Denn bis vor wenigen Wochen hatten die oberbayerischen Panther lediglich eine
Rumpfmannschaft. Nach einer durchwachsenen Saison mit dem enttäuschenden siebten Platz wollte Sportmanager Mitchell den Kader kräftig umkrempeln und ließ etliche Verträge auslaufen. Angesichts der langen Corona-Pause und der Ungewissheit steckten die Schanzer in gar keiner so misslichen Lage. Personal, das nicht unter Vertrag steht, muss nicht bezahlt werden. Der ehemalige Augsburger Vize-Meistertrainer Mitchell (2010) zockte und griff erst in den vergangenen Wochen zu, dann aber kräftig. Angesichts des großen Angebots auf dem nordamerikanischen Markt sammelte der ERCI-Sportdirektor eine Auswahl der Marke Gubi zusammen – gut und billig. Das sei einer der günstigsten und zugleich besten Kader, den er je zusammenstellen konnte, sagt Mitchell. Herausragende Profis sind Verteidiger Morgan Ellis und im Sturm Daniel Pietta, der aus Krefeld gekommen ist. Allerdings ist der Nationalstürmer nach seiner „Affen-Geste“aus dem StraubingTestspiel für neun Partien gesperrt und der Klub denkt über weitere Konsequenzen nach. Im Sturm sind Petrus Palmu (Finnland) oder der Kanadier Louis Marc Aubry aus Berlin die bekanntesten Namen.
Trainer Tuomie wird im zweiten Test weniger auf den Gegner als auf seine Mannschaft schauen: „Wir haben einige junge Spieler neu im
Team, die sich erst an das höhere Tempo in der DEL gewöhnen müssen. Auch dafür sind solche Spiele ideal.“Brady Lamb, der mit einem Schnitt von 0,54 Punkten pro Spiel (42 Tore und 136 Pässe in 325 DELEinsätzen) auch das Angriffsspiel belebt, kennt das Niveau der Liga bestens. Aber auch der 32-Jährige muss nach der langen Pause wieder in Schwung kommen. Privat kündigt sich weiterer Familienzuwachs an. Frau Lizz freut sich auf das nächste Baby. Allerdings muss der Kapitän mit den Panthern mindestens den Deutschen Meistertitel holen und ausgiebig feiern, wenn der nächste Lamb-Sprössling wieder ein echter Augsburger werden soll. Der errechnete Geburtstermin liegt im Juni.
● Matt White nach Berlin DEL-Konkurrent Eisbären Berlin meldet den ehemaligen PantherTorjäger Matt White als Neuzugang. Der Amerikaner aus Whittier nahe Los Angeles kommt vom lettischen Klub Dinamo Riga aus der Kontinental Hockey League (KHL). In Augsburg erzielte der trickreiche Außen zwischen 2017 und 2019 insgesamt 100 Punkte (42 Tore/58 Vorlagen in 116 Partien) für den AEV.
ODie Panther übertragen das Match gegen Ingolstadt wieder im Internet (www.aevpanther.de/SpradeTV) gegen eine Gebühr von fünf Euro, die größ tenteils dem Klub zugute kommen. Zuletzt gegen Straubing gab es über 2000 Bu chungen. Die Produktion mit zehn Kame ras stemmt das AEVTeam unter der Leitung von Daniel Schafnitzel.