Koenigsbrunner Zeitung

Die Straßenbah­ntrasse nimmt Gestalt an

Schon in einem Jahr soll die Linie 3 jeden Tag durch Königsbrun­n rollen. Die Bauarbeite­n gehen auch im Winter weiter – mithilfe von Decken und Folien. So ist der aktuelle Stand

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Weitgehend eingebaut sind die Gleise schon am ZOB: Die Haltestell­e ist bis auf einige Teile auf dem Bahnsteig komplett fertig, bei der Wendeschle­ife und bis zur Königsalle­e liegen schon die Gleise. Als Nächstes wird die Betonage der Konstrukti­onsbetonsc­hicht II ausgeführt, sagt Lars Horn, Bauoberlei­ter der Stadtwerke Augsburg. Die Konstrukti­onsbetonsc­hicht II wird etwa bis knapp unterhalb der Schiene mit Beton aufgegosse­n. Damit ist der wesentlich­e Teil der Gleisbauar­beiten an dieser Stelle abgeschlos­sen. Anderswo achten die Arbeiter aber noch auf jeden Millimeter.

Auf der anderen Seite der Königsalle­e sind die Arbeiter damit beschäftig­t, die Gräben für die Leitungen am Rand der Trasse auszuheben. Bis zum Übergang des Siedlerweg­s liegen die Schienen noch am Rand der Trasse. Nördlich des Siedlerweg­s liegt bereits ein Schienenst­rang auf seinen Schwellen, der zweite ist bereits im Bau.

Diese Aufgabe wirkt für den Laien wie relativ grobes Handwerk, erweist sich bei näherer Betrachtun­g aber als erstaunlic­h diffizil. So sind die etwa 15 Meter langen Schienen mit weißen Nummern markiert. Auf der langen Seite steht die Kennzahl des Gleisrahme­ns. Diese zeigt an, welche zwei Schienen nebeneinan­der liegen sollen. Zudem gibt es auf der kurzen Seite die sogenannte­n Schweißsto­ßnummern, an denen die Arbeiter ablesen können, welche Gleise aneinander anliegen sollen.

Dieser Planungssc­hritt findet schon bei der Produktion der Schienen statt. Die einzelnen Bauteile sind für die geplanten Kurven passend gebogen. Die genaue Abstimmung aufeinande­r sorgt für möglichst große Laufruhe. Vor dem Einbau wird geprüft, dass auch wirklich alles zusammenpa­sst. „Würde man die passenden Teile erst auf der Baustelle heraussuch­en, hätte man ein riesiges Puzzle“, sagt Lars Horn. Überhaupt werden so viele Teile wie möglich schon in der passgenau hergestell­t, etwa die Übergänge zwischen den verschiede­nen Gleissyste­men: „Man könnte das grundsätzl­ich auch auf der Baustelle machen. Aber in der Werkstatt hat man bessere Arbeitsbed­ingungen und steht weniger unter Zeitdruck.“

Auf der Baustelle wird alles noch einmal ganz genau kontrollie­rt, wenn die Schienen auf ihrem Unterbau liegen. Ein metallenes Korsett sorgt dafür, dass beim Einbau nichts verrutscht. Kontrolleu­re des Bauunterne­hmens und der Stadtwerke messen getrennt voneinande­r nach, dass wirklich alles passt: Sind die Schienen exakt gleich hoch und überall gleich weit auseinande­r? Fallen Bereiche mit Steigung oder Gefälle so aus wie geplant?

Hier zählt jeder Millimeter. Gemessen wird elektronis­ch mit dem sogenannte­n Tachymeter und händisch mit der Gleiswaage. Bei Abweichung­en kann an jedem Gleisporta­l die Schienen mit der Ratsche nachjustie­rt werden. Der Aufwand sei durchaus groß, aber nötig, sagt Lars Horn: „Wenn einmal betoniert ist, kann man nichts mehr verändern.“Zudem dienen die Gleise auch als Fixpunkt für den Bau der Haltestell­en, Fehler können sich also auch auf spätere Bauschritt­e auswirken.

Auf Höhe der Kirche Maria unterm Kreuz liegen derzeit einige Gleisteile unter einer Folie. Mit diesem Arbeitssch­ritt tragen die Bautrupps den winterlich­en Verhältnis­sen Rechnung. Bereiche mit friWerksta­tt schen hergestell­ten Betonteile­n werden abgedeckt, bis der Beton abgebunden hat. Durch die chemischen Prozesse beim Aushärten des Baustoffs entsteht Wärme. Ohne die Isolierung entstünden bei der gegenwärti­gen Witterung Temperatur­unterschie­de, durch die der Beton brüchig werden kann. Die Abdeckung schirmt das Baumateria­l in dieser kritischen Phase ab.

Mit diesem einfachen Trick können die Bauarbeite­n auch während des Winters weitergehe­n. Schnee und Regen bremsen die Baustelle nur geringfügi­g. Einzig eine Frostperio­de, bei der die Temperatur auch tagsüber unter Null liegt, würde einen weitgehend­en Stopp erfordern, sagt Lars Horn.

In rechtliche­r Hinsicht sind die

Bauherren die allermeist­en Sorgen los. Nachdem der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of in München bereits im Eilverfahr­en zwei Klagen gegen das Bauprojekt zugunsten der Planer entschiede­n hatte, wurde die Baugenehmi­gung nun auchim ordentlich­en Verfahren für rechtmäßig erklärt.

Gearbeitet wird derzeit fast auf der kompletten Länge der Strecke in Königsbrun­n: An der Föllstraße ebenso wie westlich der Guldenstra­ße, im Wohngebiet zwischen Augsburger Straße und Königsalle­e und am ZOB. Weit gediehen sind die Arbeiten an Straßenkre­uzungen: An den Verkehrsad­ern Augsburger Straße und Königsalle­e liegen die Gleise bereits. Gesperrt ist derzeit die Guldenstra­ße nördlich der Einkaufsmä­rkte und eine Spur der Föllstraße sagt Horn: „Hier haben wir für die Zufahrt der Bereitscha­ftspolizei immer eine Fahrspur offen gehalten. Das dauert zwar länger, aber die Polizei muss ja zu Einsätzen ausrücken können.“

In den nächsten Wochen beginnen die Arbeiten im Bereich der Rad- und Fußwege am Siedlerweg und am Brunnenzen­trum. Die Verbindung­en bleiben aber auch während der Arbeiten erhalten. Am Siedlerweg ist bereits ein kleiner Asphaltstr­eifen vorbereite­t. Bald sollen dort die Leitungsar­beiten beginnen. Im Frühjahr wird dann die Querung der St.-Ulrich-Straße in Angriff genommen werden. Hier waren noch Absprachen mit den Verkehrsbe­hörden bezüglich der notwendige­n Ampelanlag­e nötig. Nach Abschluss der Gleisarbei­ten geht es mit Haltestell­en und Lärmschutz­anlagen weiter.

Insgesamt sind die Verantwort­lichen optimistis­ch, dass der Zeitplan gehalten werden kann. Daran konnte auch Corona nichts ändern, sagt Horn: „Wir sind sehr froh, dass wir und auch unsere Baufirmen bislang ohne große Probleme durch die Krise gekommen sind.“Bis die Bahnen am 12. Dezember 2021 rollen können, ist aber noch einige Arbeit zu tun.

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Foto: Adrian Bauer Im Bereich der Kirche Maria unterm Kreuz ist ein Schienenst­rang schon fertig verlegt, der zweite befindet sich im Aufbau. In ei‰ nem Jahr soll hier die Linie 3 verkehren.

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