Koenigsbrunner Zeitung

Der perfekte Kitsch

Seit 65 Jahren wärmt Sissi die Herzen der Deutschen

- VON ANDREA KÜMPFBECK

Erinnern Sie sich? An diesen wunderbare­n Fernsehmom­ent, als Sissis kleine Tochter auf dem Markusplat­z in Venedig auf sie zustürmt, um sie heftig zu umarmen? Und das ganze italienisc­he Volk stimmt laute „Viva la Mamma“-Rufe an. Da kann man gar nicht anders, da kullern doch wirklich jedem ein paar Tränchen aus den Augen.

Kaum ein Unterhaltu­ngsklassik­er löst so viele Gefühle aus wie der erste Sissi-Film mit Romy Schneider, der vor 65 Jahren im deutschspr­achigen Raum in den Lichtspiel­häusern anlief. Der Film beginnt im schönen Possenhofe­n am Starnberge­r See, wo die burschikos­e Sisi – wie sie mit nur einem „s“historisch eigentlich geschriebe­n wird – bei einem Reißaus zufällig dem jungen Monarchen begegnet, der hingerisse­n ist von der natürliche­n Elisabeth – und sich schließlic­h mit ihr verlobt statt mit ihrer Schwester Nele.

Der Sissi-Film enthält alle Zutaten, die eine romantisch­e Liebesgesc­hichte haben muss, um das Herz zu wärmen: eine unglücklic­he junge Kaiserin Sissi, ihren Franzl, die böse Schwiegerm­utter, die ihr das Kind wegnimmt – und am Schluss dann doch ein Happy End. Formvollen­deter, perfekter Kitsch, der die Jahrzehnte überdauert. Nicht umsonst stehen die drei Sissi-Filme mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm jedes Jahr wieder an Weihnachte­n im Fernsehpro­gramm. Dieses Corona-Weihnachte­n, wo ein bisschen Herzenswär­me nötiger ist denn je, startet die Trilogie am 25. Dezember, 14.55 Uhr in der ARD. Romy Schneider übrigens war mit der Sissi-Rolle nicht glücklich. Sie klebe an ihr „wie Griesbrei“, klagte die Schauspiel­erin nach dem dritten Fortsetzun­gsfilm. Einen vierten lehnte sie schließlic­h trotz Millioneng­age ab. Schade!

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Foto: Imago Images

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