Der perfekte Kitsch
Seit 65 Jahren wärmt Sissi die Herzen der Deutschen
Erinnern Sie sich? An diesen wunderbaren Fernsehmoment, als Sissis kleine Tochter auf dem Markusplatz in Venedig auf sie zustürmt, um sie heftig zu umarmen? Und das ganze italienische Volk stimmt laute „Viva la Mamma“-Rufe an. Da kann man gar nicht anders, da kullern doch wirklich jedem ein paar Tränchen aus den Augen.
Kaum ein Unterhaltungsklassiker löst so viele Gefühle aus wie der erste Sissi-Film mit Romy Schneider, der vor 65 Jahren im deutschsprachigen Raum in den Lichtspielhäusern anlief. Der Film beginnt im schönen Possenhofen am Starnberger See, wo die burschikose Sisi – wie sie mit nur einem „s“historisch eigentlich geschrieben wird – bei einem Reißaus zufällig dem jungen Monarchen begegnet, der hingerissen ist von der natürlichen Elisabeth – und sich schließlich mit ihr verlobt statt mit ihrer Schwester Nele.
Der Sissi-Film enthält alle Zutaten, die eine romantische Liebesgeschichte haben muss, um das Herz zu wärmen: eine unglückliche junge Kaiserin Sissi, ihren Franzl, die böse Schwiegermutter, die ihr das Kind wegnimmt – und am Schluss dann doch ein Happy End. Formvollendeter, perfekter Kitsch, der die Jahrzehnte überdauert. Nicht umsonst stehen die drei Sissi-Filme mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm jedes Jahr wieder an Weihnachten im Fernsehprogramm. Dieses Corona-Weihnachten, wo ein bisschen Herzenswärme nötiger ist denn je, startet die Trilogie am 25. Dezember, 14.55 Uhr in der ARD. Romy Schneider übrigens war mit der Sissi-Rolle nicht glücklich. Sie klebe an ihr „wie Griesbrei“, klagte die Schauspielerin nach dem dritten Fortsetzungsfilm. Einen vierten lehnte sie schließlich trotz Millionengage ab. Schade!