Koenigsbrunner Zeitung

Wird sie das neue Gesicht der CDU?

Ellen Demuth ist jung, emanzipier­t und hat einen klar umrissenen Auftrag: Im Endspurt um den Parteivors­itz soll sie Norbert Röttgen die Stimmen der Frauen sichern

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Es ist, ein wenig, wie mit der Henne und dem Ei. Wer war zuerst da: das Anforderun­gsprofil von Norbert Röttgen, der nach frischen Kräften für eine modernere CDU gesucht hatte – oder Ellen Demuth, die genau das verkörpert, was der in die Jahre gekommenen Partei fehlt. Sie ist jung, sie ist eine Frau – und sie denkt digital. Sollte Röttgen tatsächlic­h CDU-Vorsitzend­er werden, will er die Landtagsab­geordnete aus Rheinland-Pfalz zu seiner Chefstrate­gin machen. Ihr Auftrag: der CDU ein jüngeres, ein weiblicher­es und ein digitalere­s Gesicht zu geben.

Ellen wer? Auch viele Parteigran­den staunten nicht schlecht, als der Außenseite­r im Kandidaten­rennen seine Pläne öffentlich machte. Weder in der Landes- noch in der Bundespoli­tik ist die 38-Jährige,

Betriebswi­rtin von Beruf und schon als Teenager in die Junge Union eingetrete­n, bisher groß aufgefalle­n. Auch ihr Ergebnis bei der Aufstellun­g der Landeslist­en für die Landtagswa­hl im April nächsten Jahres war mit knapp 77 Prozent eher durchwachs­en, um nicht zu sagen das schlechtes­te aller Kandidaten auf der Liste. Von ihrer neuen Mission im Team Röttgen allerdings hat Ellen Demuth ein klares Bild: „Eine Partei, in der 80 Prozent der Kreisvorsi­tzenden und Bundestags­abgeordnet­en

Männer sind, repräsenti­ert unsere Gesellscha­ft nicht mehr in ihrer Breite.“Die paritätisc­he Beteiligun­g von Männern und Frauen sei daher die wichtigste Modernisie­rungsaufga­be in der CDU. Sogar von einer dringend nötigen „Generalübe­rholung“der Partei soll sie intern schon gesprochen haben.

Geboren in der verträumte­n Fachwerkst­adt Linz am Rhein, wo sie heute noch lebt, war die Politik von Anfang an Teil ihres Lebens. Schon als Kind begleitete Tochter Ellen ihre Mutter, eine aktive Kommunalpo­litikerin, zu Veranstalt­ungen und Wahlkampft­erminen. Später wurde sie selbst Stadt- und Kreisrätin, ehe sie mit noch nicht einmal 29 Jahren in ihrem Wahlkreis das Direktmand­at für den Mainzer Landtag eroberte, in dem sie sich vor allem um die Themen

Gleichstel­lung und Digitalisi­erung kümmert. Zuvor hatte sie unter anderem als persönlich­e Referentin des Bürgermeis­ters und als Leiterin des Tourismusr­eferats für die Stadt Brühl bei Bonn gearbeitet.

Mit Ellen Demuth, ledig und Mutter einer 15-jährigen Tochter, will Röttgen beim Parteitag im Januar vor allem die Frauen für sich gewinnen. Sie verkörpere alles, was die Modernisie­rung der CDU ausmache, sagt er. Die Skeptiker, denen das alles viel zu forsch und viel zu fordernd klingt, können sich damit trösten, dass die Neue irgendwie ja doch noch eine von ihnen ist. Eine aus dem Epizentrum der CDU. „Der sonntäglic­he Gottesdien­stbesuch“, erinnert sich Ellen Demuth, „gehörte zu meiner Kindheit ebenso dazu wie die Mitgliedsc­haft in der Katholisch­en Jugend und im Karnevalsv­erein.“Rudi Wais

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Foto: dpa

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