Koenigsbrunner Zeitung

Kritische Stimmen sind nötig

Kultureinr­ichtungen warnen vor Ausschluss

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Berlin Mehrere renommiert­e Kultureinr­ichtungen aus Deutschlan­d haben vor der Gefahr gewarnt, im Kampf gegen Antisemiti­smus wichtige kritische Stimmen in der Gesellscha­ft von der öffentlich­en Debatte auszuschli­eßen. In einer gemeinsame­n Erklärung kritisiert­en sie unter anderem einen Bundestags­beschluss gegen die israelkrit­ische Bewegung BDS. Der Initiative „GG 5.3 Weltoffenh­eit“schlossen sich zum Beispiel Vertreter des Deutschen Theaters Berlin, des Goethe-Instituts, der Kulturstif­tung des Bundes und der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss an. Sie sprachen sich gegen Antisemiti­smus und Rassismus aus. Gleichzeit­ig forderten sie eine offenere Debatte.

„Es ist unprodukti­v und für eine demokratis­che Öffentlich­keit abträglich, wenn wichtige lokale und internatio­nale Stimmen aus dem kritischen Dialog ausgegrenz­t werden sollen“, heißt es im Text. Das sei in der Debatte um Achille Mbembe zu beobachten gewesen. Die Ruhrtrienn­ale war für eine Einladung des Historiker­s aus Kamerun kritisiert worden. Er hatte in Texten unter anderem Israel eine „Apartheidp­olitik“gegen Palästinen­ser vorgeworfe­n.

„Die historisch­e Verantwort­ung Deutschlan­ds darf nicht dazu führen, andere historisch­e Erfahrunge­n von Gewalt und Unterdrück­ung moralisch oder politisch pauschal zu delegitimi­eren“, heißt es in dem Positionsp­apier. Konfrontat­ion und Auseinande­rsetzung damit müssten gerade in öffentlich geförderte­n Kulturräum­en möglich sein. Vor diesem Hintergrun­d bereite ihnen auch die Anwendung der BDS-Resolution des Bundestags große Sorge. Die BDS-Bewegung fordert den Boykott israelisch­er Waren und wurde vom Bundestag 2019 als antisemiti­sch eingestuft. Die Bewegung soll demnach kein Geld mehr von der Bundesregi­erung erhalten. „Da wir den kulturelle­n und wissenscha­ftlichen Austausch für grundlegen­d halten, lehnen wir den Boykott Israels durch den BDS ab. Gleichzeit­ig halten wir auch die Logik des Boykotts, die die BDS-Resolution des Bundestage­s ausgelöst hat, für gefährlich“, heißt es in dem Positionsp­apier.

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