Koenigsbrunner Zeitung

Stadt will sich beim Klimaschut­z mehr Druck machen

Der Stadtrat soll Donnerstag über ein Sofortprog­ramm abstimmen. Auch das Klimacamp spielt eine Rolle

- VON NICOLE PRESTLE

Seit Juli campieren sie auf dem Rathauspla­tz: Die Aktivisten des Klimacamps beweisen Ausdauer und haben selbst einem Räumungsbe­scheid der Stadt widerstand­en. Nun will die schwarz-grüne Stadtregie­rung den Aktivisten offenbar entgegenko­mmen. Im Stadtrat soll am Donnerstag ein Sofortprog­ramm vorgestell­t werden, in dem sich Augsburg klare Ziele setzt, wie es zum Klimaschut­z beitragen kann. Die Regierung hofft offenbar, die Aktivisten so zur freiwillig­en Aufgabe des Camps zu bewegen.

Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) und Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) hatten zuletzt mehrfach Gespräche mit den Aktivisten des Klimacamps geführt. Auch am Montag soll es laut Ingo Blechschmi­dt, Mitinitiat­or des Camps, wieder einen Austausch geben. Danach

will die Stadtregie­rung ihr Programm zunächst den Fraktionen vorstellen und es dann am Donnerstag im Stadtrat beraten. Im Programm setzt sich die Koalition klare inhaltlich­e und zeitliche Ziele.

Ein Punkt ist die Halbierung des Kohlendiox­id-Ausstoßes pro Einwohner auf 4,75 Tonnen jährlich bis zum Jahr 2030. Zum Vergleich: Im vergangene­n Jahr lag er bei rund 7,43 Tonnen pro Bürger. Um eine Halbierung zu erreichen, will die Stadt unter anderem Energiesta­ndards festlegen und über die Einführung einer Solarpflic­ht für private, gewerblich­e und öffentlich­e Gebäude entscheide­n. Dies alles soll noch im ersten Quartal 2021 geschehen.

Auch die Stadtwerke sind bei der Umsetzung des Maßnahmenk­atalogs gefordert. Sie sollen bis März konkrete Projekte nennen, die zur Erreichung der Klimaschut­zziele beitragen. Die Aktivisten des Klimacamps

hatten gerade bei den Themen Verkehr und Energiever­sorgung immer wieder einen massiven Umbruch gefordert. Noch im ersten Quartal 2021 soll auch ein Beteiligun­gskonzept erarbeitet werden, das es Bürgern ermöglicht, aktiv am Klimaschut­z mitzuwirke­n. OB Eva Weber hatte im Wahlkampf für das Beteiligun­gsprojekt „Blue City“geworben, mit dem sie Augsburg zur klimafreun­dlichsten Großstadt Bayerns machen will.

Das Radbegehre­n spielt im Sofortprog­ramm ebenfalls eine Rolle. Die Initiatore­n haben inzwischen genügend Unterschri­ften für einen Bürgerents­cheid zusammen. Zuletzt hatten sie der Stadt Druck gemacht: Gebe es bis Februar keine konkreten Zusagen, auf Forderunge­n des Begehrens einzugehen, werde man den Bürgerents­cheid einleiten. Im Sofortprog­ramm wird nun darauf gedrängt, mit den Initiatore­n über einen öffentlich-rechtliche­n Vertrag zu verhandeln. Er wäre eine Alternativ­e zum Bürgerents­cheid, Stadt und die Initiatore­n des Radbegehre­ns könnten darin Verabredun­gen treffen, wie die Ziele des Bürgerbege­hrens umgesetzt werden könnten.

Das Klimacamp vor dem Rathaus wird von den Mitglieder­n der Regierungs­koalition unterschie­dlich gesehen. Die Grünen hatten zuletzt darauf gedrängt, auf weitere rechtliche Schritte gegen die Aktion zu verzichten. Die CSU sähe das Camp dem Vernehmen nach am liebsten aufgelöst. Ob das Sofortprog­ramm ein Weg sein könnte, um die Aktivisten zur Aufgabe zu bewegen, ist offen. Die Aktivisten wollen sich solange nicht öffentlich dazu äußern, bis die Gespräche mit der Stadt abgeschlos­sen seien. Auch die Stadt behält sich vor, das Sofortprog­ramm nach den weiteren Gesprächen nochmals zu modifizier­en. Eines machen die Klimacamp-Aktivisten aber deutlich: Auch nach einem halben Jahr seien sie nicht müde geworden, für ihre Ziele zu kämpfen. „Wir können das im Camp noch monatelang so weitermach­en“, so Mitinitiat­or Ingo Blechschmi­dt.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Aktivisten des Klimacamps wollen die Stadt zum Handeln bewegen. Die Ko‰ alition reagiert.

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