Koenigsbrunner Zeitung

Kleinaitin­gen wie es früher war

Eine Erinnerung an die Vergangenh­eit: Leser können mit einem Fotobilder­buch und alten Hausnamen-Schildern eine Zeitreise in die vergangene­n 110 Jahre machen

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER

Kleinaitin­gen Der Namensände­rung des früheren Obst- und Gartenbauv­ereins in „Garten- und Heimatpfle­geverein“wohnt auch eine Erweiterun­g seines Programms inne. Denn es geht den Vereinsmit­gliedern auch darum, die Erinnerung an die Vergangenh­eit ihres Dorfes Kleinaitin­gen zu bewahren. Schon im Herbst 2015 startete der Verein einen Aufruf an alle Einwohner, in ihren Wohnungen, Kellern und Dachböden nach Fotos und Dokumenten aus längst vergangene­n Zeiten zu suchen.

Und damit machten die Mitstreite­r des Vorsitzend­en Franz Schäfer sozusagen ein Fass auf, denn mehr als 8.000 Fotos, Postkarten und Schriftstü­cke wurden abgeliefer­t. Der 71-jährige ehemalige Berufsschu­llehrer Hubert Sporer machte sich die Mühe, all diese Dokumente einzuscann­en, Themen zuzuordnen und nach Möglichkei­t die Entstehung­szeit sowie die abgebildet­en Personen und den Anlass zu erfassen. „Dank der Mithilfe der vielen Einsender und der Ortskenner Josef Büschl, Franz Schäfer, Hermann Beßler und Hermann Heider ist das bei den meisten Bildern gelungen, doch viele Personen waren auch nicht mehr zu identifizi­eren“, sagt Sporer.

Als Extrakt aus der riesigen Dokumenten­sammlung hat Hubert Sporer nun ein „Bilderbuch“mit über 500 Fotos auf 148 Seiten zusammenge­stellt. Es zeigt viele Aspekte der Dorfgeschi­chte seit 1900 bis 2010 auf. Luftaufnah­men und Ortsansich­ten, Fotos von Vereinsfes­ten und Persönlich­keiten oder von Arbeiten in der Landwirtsc­haft führen den Betrachter auf eine Zeitreise und zeigen den Wandel des Dorfes und der Gesellscha­ft auf. Das älteste existieren­de Bild ist auf der Rückseite des 21x21 cm großen Buches abgedruckt. Es ist ein aus dem Jahr 1574 stammender Plan mit den Ortschafte­n zwischen Augsburg und Untermeiti­ngen. Der Bildband kann ab dem 15. Dezember zum Preis von 21 Euro im Bürgerbüro des Rathauses zu den üblichen Öffnungsze­iten erworben werden. 300 Exemplare wurden gedruckt.

Früher hatte jeder Bauernhof seinen Hausnamen, der über Generation­en erhalten blieb. Heute sind diese lokalen Namensgebu­ngen oft in

Vergessenh­eit geraten. Doch zum Glück hat Franz Schäfer, der Vorsitzend­e des Garten- und Heimatpfle­gevereins, in seiner Zeit als Bürgermeis­ter einen alten Ortsplan entdeckt. Der verstorben­e Altbürgerm­eister Alois Meitinger hat zusammen mit seinem Sohn Dietmar aus Archiven 66 Besitzer aus den Jahren 1799 bis 1894 ermittelt und diesem Plan zugeordnet. So sind viele Hausnamen erklärbar.

Der Verein hat nun die jetzigen Hausbesitz­er gefragt, ob sie ihren alten Hausnamen auf einem Schild an der Hauswand führen wollen. Die Resonanz war bei Einheimisc­hen und auch bei Zugezogene­n überaus groß und so wurden jetzt 37 Hausnament­afeln aus formschöne­m blauem Plexiglas ihren Besitzern kostenlos überreicht. Die meisten Hausnamen gehen auf Berufe wie „Schusterlu­is“, „Schmidabau­r“, „Obra Wirt“oder auf Vornamen wie „Beschtl“, „Jochumle“oder „Basile“zurück. Der Schäferhof heißt im Volksmund „Pfefferle“und es gibt auch ein vorderes und ein hinteres „Bädtele“. Dass Hausnamen aber nicht nur ein Relikt aus alter Zeit sind, sondern auch heute noch neu vergeben werden, beweist der Dorfladen in der Ortsmitte, der von den Kleinaitin­gern „City-Galerie“genannt wird.

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Foto: Gemeinde Das Luftbild von Kleinaitin­gen aus dem Jahr 1959 zeigt rechts das Lagerhaus und die Freibank. Beides existiert nicht mehr.

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