Amazon-Mitarbeiter sind zum Streik aufgerufen
Onlinehandel Es ist die dritte Aktion innerhalb weniger Wochen: Mitten im Weihnachtsgeschäft sollen die Amazon-Mitarbeiter in Graben für mehrere Tage ihre Arbeit niederlegen
Graben Mitten im Weihnachtsgeschäft hat die Gewerkschaft Verdi die Mitarbeiter im Logistikzentrum in Graben erneut zum Streik aufgerufen. Mit Beginn der Nachtschicht am Sonntagabend sollen die rund 1800 Beschäftigten für mehrere Tage ihre Arbeit niederlegen.
„Die Beschäftigten am AmazonStandort in Graben sind empört und verärgert“, teilt Sylwia Lech, Gewerkschaftssekretärin für den Handel im Bezirk Augsburg, schriftlich mit. Statt Wertschätzung in Form eines tariflichen Weihnachtsgeldes hätten die Mitarbeiter im November lediglich eine Jahressonderzahlung in Höhe von 400 Euro erhalten.
Um das Weihnachtsgeschäft zu stemmen, stellt der amerikanische Versandriese jedes Jahr rund 500 zusätzliche Saisonkräfte ein. Wie Lech mitteilt, ist Weihnachten nicht nur für Amazon wichtig, sondern biete auch den Beschäftigten und ihren Familien einen kurzen Zeitraum der Erholung und Besinnung.
Allerdings sei das Weihnachtsgeld für die meisten nicht zum Geschenke kaufen da, sondern es werde für aufgeschobene Zahlungen wie Zahnersatz, Brille, Autoreparatur oder offene Rechnungen benötigt. „Deshalb ist neben der tariflichen Vergütung nach dem bayerischen Einzel- und Versandhandel ein tariflich abgesichertes Weihnachtsgeld gerade für Amazon-Beschäftigte so enorm wichtig“, erklärt Lech.
Seit Jahren fordert die GewerkVerdi die Einführung eines Tarifvertrags bei Amazon. Auch die Arbeitsbedingungen beim amerikanischen Versandhändler geraten immer wieder in die Kritik. Lech zufolge werde immenser Druck aufgebaut, es gebe permanente Leistungskontrollen, eine schlechte Führungskultur und unzureichende Erholungszeiten.
Darüber hinaus bezeichnete die Gewerkschafterin das Logistikzentrum vergangene Woche als Corona-Hotspot. Demnach befänden sich bis zu 300 Mitarbeiter in Quarantäne, viele hätten sich mit dem Virus infiziert. Lech stützte sich dabei auf Aussagen von Beschäftigten und entsprechende Hochrechnungen. Die coronabedingten Infekti-onsschutzvorkehrungen nannte sie mangelhaft.
Amazon wies die Behauptung scharf zurück und sprach von einer bewussten Täuschung der Öffentlichkeit mit falschen Zahlen. Auch das Gesundheitsamt hatte nach eigenen Angaben keine Fallhäufungen bei Amazon verzeichnet, konnte aber auch keine konkreten Infektionszahlen nennen. Das Gesundheitsamt werde nur über Betroffene informiert, die im Landkreis leben, hieß es schriftlich.
Seit Sonntagabend sind die Amaschaft zon-Mitarbeiter nun erneut zum mehrtägigen Streik aufgefordert. Es ist der dritte Aufruf innerhalb weniger Wochen. Im Zuge der Rabatt-Aktion „Black Friday“Ende November hatten rund 300 Amazon-Mitarbeiter ihre Arbeit niedergelegt. Um das Ansteckungsrisiko mit Corona zu mindern, fand der Streik wie auch jetzt ohne Kundgebung statt. Die Gewerkschaft hatte den Mitarbeitern nahegelegt, zu Hause zu bleiben.
Gestreikt wurde bei Amazon in Graben auch schon Mitte Oktober zum sogenannten Prime Day, an dem der Online-Händler traditionell mit Sonderangeboten lockt. Auch damals legten rund 300 Beschäftigte am Standort ihre Arbeit nieder.
„Die Beschäftigten sind empört und verärgert.“Gewerkschafterin Sylwia Lerch