Koenigsbrunner Zeitung

Kunst in jeder Lage

Corona ist eines der Themen, die in der Ausstellun­g „Das kleine Format“in der Ecke-Galerie öfter vorkommen. Der harte Lockdown verkürzt die Laufzeit nun dramatisch

- VON MANFRED ENGELHARDT

Was tun in schwierige­n Zeiten, wenn besonders auch das kreative Leben von allen Seiten durch Corona blockiert ist? „Weiter machen“schien die Losung bei der traditione­llen, vorweihnac­htlichen Ausstellun­g der Ecke zu sein: Nicht weniger als 120 Arbeiten von 65 renommiert­en Künstlern vor allem aus der Region präsentier­en in der EckeGaleri­e Augsburg Cyprian Brenner sozusagen Kunst in jeder Lage, was auch die Vielfalt der Themen und Techniken betrifft. Doch jetzt wird die Schau, die bis zum 27. Dezember zu sehen gewesen wäre, doch auch vorzeitig schon am Mittwoch geschlosse­n. Was ist da jetzt nur noch für einen Tag zu sehen?

Natürlich findet das derzeitige schlimme Thema Corona seinen Niederschl­ag in einigen Arbeiten – da denkt man fast wehmütig an das irgendwie irreal versunkene Motto des letzten Jahres zum Jubilar „Leopold Mozart“. Die auf uns täglich hereinbrec­henden Zahlen werden in absurden Zahlenkolo­nnen (Peter Schlichthe­rle; Brigitte Steininger­s „Lockdown I, II“-Papier-Duo) oder in bizarr-grotesker MaterialKo­mbination (Petrus: „Wollen wir ein Coronatänz­chen wagen“) vor Augen geführt. Helene Mitterer bringt in Kohle/Acryl ihr bekanntes, meist deftig-einfach bäuerliche­s Biedermann-Personal mal aktuell betroffen („Lockdown“), mal wehmütig rückblicke­nd („Das waren noch Zeiten“) in den Corona-Kontext.

Die filigranen, ausschwing­enden

Kunstferti­gkeiten von Tuschearbe­iten und Zeichnung zeigen virtuos, erotisch, verzaubert oder dynamisch etwa Ulo Florack, Georg C. Wirnharter, Gabriele Fischer, Johanna Schreiner; dazu gesellt sich auch Doris Schilffart­hs mit Farbfelder­n theatralis­ch in Schwung gebrachtes Duo „Traum I, II“. Von der hintergrün­digen Assemblage (Karla Weis’

„Umweltsünd­en“) bis zum überrasche­nd sarkastisc­h-poetisch endenden künstleris­chen Kommentar (Arnold Schenks Fotos auf Alu Dibond „Quid of Waves“) reichen die Exponate zum Komplex Umweltvers­chmutzung.

Kunstvoll verarbeite­te und verfremden­de Arbeiten mit Fotogrundl­age bieten etwa Jeannette

Scheidle („Stadtgeflü­ster), Keri Thöner („White Dot“, „Why not“) Babs Ernst („Glühbirne !, 2“), Christian Odato (Ausschnitt eines farbigen fotografis­chen Frieses), Alexandra Vassilikia­n (roentgen-artige Schwarz-Weiß-Visionen durch Fotochemie auf Barytpapie­r), der vorigjähri­ge Preisträge­r Thomas Fackler (hart geschärfte Farbkontra­ste „Wo der Wassermann wohnt“) oder Thomas Hlauschek (die präzis-naturalist­ischen topografis­chen Beobachtun­gen „Meringer Land I, II“).

Auf vielfältig­e Weise, jeweils mit souveräner Technik, wird auch die Sicht auf Natur und Landschaft präsentier­t, vom eher realistisc­hen Blick (Marie-Luise Dietl „Gartenblic­k 1, 2“), über die arabeske Umformung (Elisabeth Wiesmann) bis zur den verschiede­nsten Abstrahier­ungsgraden (Brigitta Sartorelli, Brigitte Heintze). Figurales, Personen, Porträts sind mit psychologi­schen Akzenten aufgeladen (Wilhelm Eger „Romeo und Julia“; Dorothea Dudek „Identitäte­n“; Ilan Scheindlin­g „Dans tes bras“, „French Lover“) oder in mythologis­ch-märchenhaf­te Räume eingewoben (Brigitte Kronschnab­l „Wasurenagu­sa I, II“; Monika Schultes „Diana I, IV“). Bildhaueri­sche Treffsiche­rheit reicht von Ingeborg Preins wunderbar vereinfach­ten Figurinen, über unterschie­dliche Materialhu­ldigungen (Erika Berckhemer „Alu genietet“; Horst Langers Holz-Blöcke) bis zum poetischen Witz (Terence Carr), der auch in der zahlreiche­n Assemblage­n stattfinde­t.

 ?? Foto: KVA Die Ecke ?? Die Künstlerin Jie Li ist mit dem Ecke Preis ausgezeich­net worden, das Bild zeigt eine der Arbeiten von Li. Die weiteren Preisträge­r sind Jeannette Scheidle (Arno‰Bucheg‰ ger‰Preis) und Wolfgang Schenk (Particula‰Preis).
Foto: KVA Die Ecke Die Künstlerin Jie Li ist mit dem Ecke Preis ausgezeich­net worden, das Bild zeigt eine der Arbeiten von Li. Die weiteren Preisträge­r sind Jeannette Scheidle (Arno‰Bucheg‰ ger‰Preis) und Wolfgang Schenk (Particula‰Preis).

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