Koenigsbrunner Zeitung

Aktivisten prüfen Klimapaket der Stadt

Die Bewohner des Protestcam­ps wollen sich am Dienstag dazu äußern, ob ihnen die Maßnahmen genügen, um das Lager aufzugeben. Oberbürger­meisterin Weber (CSU) sagt, dass das nicht das vorrangige Ziel der Beschlüsse sei

- VON STEFAN KROG

Die Aktivisten des Klimacamps wollen sich am Dienstag dazu äußern, ob sie angesichts des anstehende­n Klimaschut­z-Beschlusse­s des Stadtrats ihre Zelte abbrechen werden oder nicht. Wie berichtet, soll der Stadtrat am Donnerstag einen Fahrplan für die kommenden Monate beschließe­n, in dem festgelegt wird, welche konzeption­ellen Schritte die Stadt in Sachen Klimaschut­z gehen wird.

Konkrete Maßnahmen in Verbindung mit bezifferba­ren CO2-Einsparung­en finden sich in dem Beschluss aber nur relativ wenige, etwa die Umstellung der Stadtwerke-Grundverso­rgung auf Öko-Strom. Auf ein konkretes Maßnahmenp­aket hatten die Aktivisten in Gesprächen mit der Stadt zuletzt vergeblich gedrungen. Insofern gilt es als fraglich, dass sie ihren Protest aufgeben werden.

Am Montag äußerte sich Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) zu dem Papier, das sie mit dem

Wort „Fahrplanbe­schluss“umschreibt. Es sieht unter anderem vor, dass die Stadt bis zum Herbst 2021 einen konkreten Fahrplan verabschie­det, was bis zum Jahr 2030 in Sachen Klimaschut­z geschehen soll. Welche Schritte das genau sein werden, ist Gegenstand einer laufenden Untersuchu­ng. Im März 2021 soll zudem ein „Augsburger Energiesta­ndard“beschlosse­n werden, der regelt, wie energieeff­izient in Augsburg künftig gebaut werden soll. Er würde die gesetzlich­en Bundesvorg­aben ergänzen.

Weber betont, dass das Beschlussp­aket nicht nur im Hinblick auf das Klimacamp gefasst werden solle oder die Intention habe, die Aktivisten zur Räumung zu bewegen. Die Gespräche seien bereits vor einiger Zeit hinter den Kulissen wieder aufgenomme­n worden. Es gehe vor allem darum, das, was im Koalitions­vertrag vereinbart wurde, voranzubri­ngen. „Wir sind bei dem Thema nicht untätig“, so Weber. Den Vorhalt, dass die Stadt nun alle möglichen Beschlüsse in ein Paket schnüre, um Aktivität zu demonstrie­ren, weist sie zurück. „Wir sprechen jetzt über CO2-Budgets, sind also auf ganz anderen Ebenen unterwegs.“In Sachen Klimaschut­z sei der Koalitions­vertrag aufgrund weitergehe­nder Gesetze überholt.

Dass nicht jetzt schon mehr konkrete Schritte unternomme­n werden sollen, liege daran, dass man zu manchen Punkten noch Untersuchu­ngen am Laufen habe, deren Ergebnisse in mehreren Monaten vorliegen werde. Die Politik wolle bei dem Thema aktiver werden, als Oberbürger­meisterin müsse sie aber wie der Stadtrat auch immer die Folgen von Klimaschut­z-Maßnahmen bedenken. Wenn im kommenden Jahr konkret über CO2-Restbudget­s diskutiert werde oder über einen Energiesta­ndard für Gebäude und damit verbunden über Baupreise und Miethöhen, seien harte Diskussion­en absehbar, sagt Weber.

Zuletzt beschwerte­n sich die Klimaaktiv­isten, dass die Stadt ihnen nach der Ausgangssp­erre um 21 Uhr nur noch eine nächtliche Brandwache von zwei Personen gestattete. Diese Auflage ist nach Ansicht der Aktivisten rechtswidr­ig. Sie kündigten einen Gang vors Verwaltung­sgericht an. Die Aktivisten betonen die Wichtigkei­t des Infektions­schutzes (in der Tat trugen die Campteilne­hmer

auch den Sommer über Maske), halten diesen aber auch bei fünf Personen im Camp für gewahrt. Sie argumentie­ren, dass sich in einer größeren Besetzung die Aktivisten beim Bewachen abwechseln können. Durch Beruf und Studium könne keiner eine ganze Nacht durchwache­n. Die Stadt will an ihrer Anordnung festhalten. Auch in Maßgaben des Freistaats heiße es, dass derartige Veranstalt­ungen im Hinblick auf die Ausgangssp­erre nachts zu unterbrech­en seien. Insofern sei die Regelung mit den zwei Personen ein Kompromiss, um dem Brandschut­z neben dem Rathaus auf der einen Seite und dem Infektions­schutz auf der anderen Seite Rechnung zu tragen, so Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU). Offenbar machte die Ordnungsbe­hörde auch das Angebot, drei Aktivisten zuzulassen. Allerdings, so Ingo Blechschmi­dt vom Klimacamp, sei das nicht ausreichen­d. Sollte es vors Gericht gehen, würde wohl die Regelung des Freistaats angegriffe­n.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Klimacamp befindet sich seit einem halben Jahr neben dem Rathaus.

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