Die Tage der „Wilden Siedlung“sind wohl gezählt
Die Frist, die die Stadt den Siedlern in Lechhausen zum Auszug aus den Schwarzbauten gestellt hat, läuft demnächst ab. Ein Teil der Bewohner hat das Gelände offenbar schon verlassen, andere hoffen noch
Die Bewohner der „Wilden Siedlung“in Lechhausen werden demnächst ihre Koffer packen müssen. Ein Jahr, nachdem das Verwaltungsgericht den Kurs der Stadt bestätigt hatte, die das Wohnen in der Siedlung aus etwa 15 Hütten untersagt, läuft demnächst die von der Stadt zugestandene Jahresfrist ab.
Anwalt Sven Gröbmüller hat vor einigen Wochen im Auftrag der Siedler noch einen Brief an die Stadt geschrieben, in dem er um Aufschub bat. Nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie habe sich die Wohnungssuche schwierig gestaltet. Seitens des Bauordnungsamts sieht man aber keinen Grund für einen Aufschub. Nachdem das Urteil des Gerichts am 20. Dezember rechtskräftig wurde, ende ein Jahr später die Frist. Der damals gewährte Aufschub sei auch im Hinblick auf die Verfahrensdauer als „sehr großzügig“anzusehen, sodass man nicht verlängern werde. Auf Zwangsmaßnahmen unmittelbar nach Ablauf der Frist wolle man aber im Hinblick auf die Weihnachtszeit verzichten, gehe aber davon aus, dass die Wohnnutzung aufgegeben werde, so das Bauordnungsamt.
Ein Teil der Siedler scheint inzwischen schon ausgezogen zu sein. Bewohner, die vor einem Jahr im Kampf um den Erhalt öffentlich in Erscheinung traten, seien inzwischen „gar nicht mehr dabei“, sagt einer der verbliebenen Bewohner. Mike, der seit vier Jahren in der Siedlung lebt, sagt, dass es auch keine Gruppenentscheidung sei, wie es weitergeht. „Unser letztes Plenum hat beschlossen, dass jeder selbst entscheiden muss, wie er mit dem Gerichtsbeschluss umgeht. Es gibt jetzt nichts mehr zu bereden“, sagt Mike. Ihn trifft es doppelt hart, weil er in der Veranstaltungsbranche arbeitet, wegen Corona keine Aufträge hat und nun auch noch auf Wohnungssuche muss. Wo er Weihnachten verbringt? „Ja, hier wohl“, sagt Mike, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will und sich auch nicht als Sprecher der Gruppe sieht. Er hofft, dass die Stadt noch einmal Aufschub gewährt wegen der schwierigen Situation. Ein Teil der Bauwagen und Holzhäuser macht inzwischen von außen einen unbewohnten Eindruck, die Wege sind durch Regen und Schnee aufgeweicht.
Wie es nun mit den Bauten auf dem Areal weitergeht, ist offen. Die Stadt hatte die Siedler ursprünglich dazu verpflichtet, die Hütten abzubauen. Allerdings wurde dieser Bescheid zurückgenommen, weil die heutigen Bewohner nicht mit den Erbauern identisch sind. Das Grundstück befindet sich in Privatbesitz. Die in den USA lebende Eigentümerin, erzählten die Siedler, habe die Wohnnutzung vor 16 Jahren erlaubt, nachdem die Siedler das Grundstück entrümpelten. Maßgeblich für die Wohnnutzung ist allerdings, ob die Stadt auf diesem Flecken eine solche Nutzung zulässt oder nicht. Rechtlich gesehen handelt es sich bei den Hütten um Schwarzbauten. Lasse man diese stehen, schaffe man einen Präzedenzfall für ein Zerfransen des bebauten Gebiets, so die Stadt.