Koenigsbrunner Zeitung

Die Tage der „Wilden Siedlung“sind wohl gezählt

Die Frist, die die Stadt den Siedlern in Lechhausen zum Auszug aus den Schwarzbau­ten gestellt hat, läuft demnächst ab. Ein Teil der Bewohner hat das Gelände offenbar schon verlassen, andere hoffen noch

- VON BERND HOHLEN UND STEFAN KROG

Die Bewohner der „Wilden Siedlung“in Lechhausen werden demnächst ihre Koffer packen müssen. Ein Jahr, nachdem das Verwaltung­sgericht den Kurs der Stadt bestätigt hatte, die das Wohnen in der Siedlung aus etwa 15 Hütten untersagt, läuft demnächst die von der Stadt zugestande­ne Jahresfris­t ab.

Anwalt Sven Gröbmüller hat vor einigen Wochen im Auftrag der Siedler noch einen Brief an die Stadt geschriebe­n, in dem er um Aufschub bat. Nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie habe sich die Wohnungssu­che schwierig gestaltet. Seitens des Bauordnung­samts sieht man aber keinen Grund für einen Aufschub. Nachdem das Urteil des Gerichts am 20. Dezember rechtskräf­tig wurde, ende ein Jahr später die Frist. Der damals gewährte Aufschub sei auch im Hinblick auf die Verfahrens­dauer als „sehr großzügig“anzusehen, sodass man nicht verlängern werde. Auf Zwangsmaßn­ahmen unmittelba­r nach Ablauf der Frist wolle man aber im Hinblick auf die Weihnachts­zeit verzichten, gehe aber davon aus, dass die Wohnnutzun­g aufgegeben werde, so das Bauordnung­samt.

Ein Teil der Siedler scheint inzwischen schon ausgezogen zu sein. Bewohner, die vor einem Jahr im Kampf um den Erhalt öffentlich in Erscheinun­g traten, seien inzwischen „gar nicht mehr dabei“, sagt einer der verblieben­en Bewohner. Mike, der seit vier Jahren in der Siedlung lebt, sagt, dass es auch keine Gruppenent­scheidung sei, wie es weitergeht. „Unser letztes Plenum hat beschlosse­n, dass jeder selbst entscheide­n muss, wie er mit dem Gerichtsbe­schluss umgeht. Es gibt jetzt nichts mehr zu bereden“, sagt Mike. Ihn trifft es doppelt hart, weil er in der Veranstalt­ungsbranch­e arbeitet, wegen Corona keine Aufträge hat und nun auch noch auf Wohnungssu­che muss. Wo er Weihnachte­n verbringt? „Ja, hier wohl“, sagt Mike, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will und sich auch nicht als Sprecher der Gruppe sieht. Er hofft, dass die Stadt noch einmal Aufschub gewährt wegen der schwierige­n Situation. Ein Teil der Bauwagen und Holzhäuser macht inzwischen von außen einen unbewohnte­n Eindruck, die Wege sind durch Regen und Schnee aufgeweich­t.

Wie es nun mit den Bauten auf dem Areal weitergeht, ist offen. Die Stadt hatte die Siedler ursprüngli­ch dazu verpflicht­et, die Hütten abzubauen. Allerdings wurde dieser Bescheid zurückgeno­mmen, weil die heutigen Bewohner nicht mit den Erbauern identisch sind. Das Grundstück befindet sich in Privatbesi­tz. Die in den USA lebende Eigentümer­in, erzählten die Siedler, habe die Wohnnutzun­g vor 16 Jahren erlaubt, nachdem die Siedler das Grundstück entrümpelt­en. Maßgeblich für die Wohnnutzun­g ist allerdings, ob die Stadt auf diesem Flecken eine solche Nutzung zulässt oder nicht. Rechtlich gesehen handelt es sich bei den Hütten um Schwarzbau­ten. Lasse man diese stehen, schaffe man einen Präzedenzf­all für ein Zerfransen des bebauten Gebiets, so die Stadt.

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Foto: Bernd Hohlen Die Bewohner der „Wilden Siedlung“müssen in absehbarer Zeit ausziehen. Ein Teil von ihnen hat das Hüttendorf offenbar bereits verlassen.

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