Koenigsbrunner Zeitung

So sollen Schüler Wissenslüc­ken schließen

Aufgrund der Corona-Pandemie kommen viele Kinder im Unterricht nicht mehr mit. Die Stadt will benachteil­igte Schüler nun mit Projekten unterstütz­en. 52 Lernpaten sind bereits im Einsatz

- VON MIRIAM ZISSLER

Schüler haben in diesem Jahr viel mitgemacht: ein Lockdown im Frühjahr, Homeschool­ing, Wechselunt­erricht, womöglich Quarantäne, teilweise wieder Wechselunt­erricht und nun der nächste Lockdown. Kinder, die nicht ausreichen­d Hilfestell­ung von ihrer Familie erhalten können, sind besonders davon bedroht, den Anschluss am Unterricht­sgeschehen zu verlieren. Sie sollen nun durch verschiede­ne Angebote Unterstütz­ung erhalten.

Gezielte Hausaufgab­enbetreuun­g finde in der Schule im Ganztagsun­terricht, in der Mittagsbet­reuung und im Hort statt. „Einigen Schülerinn­en und Schülern steht keines dieser Angebote zur Verfügung oder es ist nicht ausreichen­d“, sagte Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne) in der gemeinsame­n Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es und des Ausschusse­s für Bildung und Migration. Damit die Teilhabe an Bildung für alle Kinder gewährleis­tet sei, werden derzeit in der Fachstelle für Schulentwi­cklung und Bildung sowie im Amt für Kinder, Jugend und Familie Angebote gebündelt, die benachteil­igte Schüler unterstütz­en können. „Im Januar geht ein Informatio­nsbrief an alle Schulen, alle Kräfte der Jugendsozi­alarbeit an Schulen sowie an die Sozialdien­ste, in dem die bestehende­n Angebote vorgestell­t werden“, informiert­e Martina Schließled­er, Leiterin der Fachstelle für Schulentwi­cklung und Bildung. Drei Projekte wurden in der Ausschusss­itzung vorgestell­t.

Vor wenigen Wochen startete das Freiwillig­en-Zentrum Augsburg sein neues Projekt „Lernpaten“. „Wir haben im Verlauf des Jahres Bedarf festgestel­lt, der sich durch unsere übrigen Bildungspr­ojekte oder die Lesepaten nicht decken ließ“, berichtete Stefanie WachterFis­cher vom Freiwillig­en-Zentrum. Auf der anderen Seite hätte es unter den Freiwillig­en eine große Bereitscha­ft gegeben, Schülern zu helfen. Innerhalb kürzester Zeit nahmen zwölf Augsburger Grundschul­en das Angebot des Zentrums wahr und vermittelt­en inzwischen 52 Schüler an einen Lernpaten. Das Projekt des Freiwillig­en-Zentrums richte sich explizit an Grundschul­en, wo bei betroffene­n Kindern Bildungsna­chteile abgemilder­t werden sollen. „Unsere Lernpaten treffen sich einmal wöchentlic­h für rund zwei Stunden mit ihrem Patenkind in der Schule oder in einem anderen öffentlich­en Raum. Es handelt sich dabei aber nicht um ein Nachhilfep­rojekt“, so Stefanie Wachter-Fischer. Es gehe vielmehr darum, die Persönlich­keit der Schüler zu stärken und ihre Entwicklun­g zu fördern. Aufgrund der hohen Nachfrage sollen bereits im Januar weitere Lernpaten digital geschult werden. Diakon Andreas Brückner von der Evangelisc­hen Jugend sagte: „Das ist eine super Geschichte. Genau das, was wir brauchen: schnell und unbürokrat­isch.“

Der Stadtjugen­dring (SJR) beteiligt sich mit seinem Konzept „Lernräume“an dem Angebot. „Schülern soll im Jugendzent­rum ein Ort geschaffen werden, wo sie ungestört ihre Hausaufgab­e erledigen können“, erklärte Dennis Galanti, Leiter der offenen Jugendarbe­it beim Stadtjugen­dring. Gerade in Zeiten von Kontaktbes­chränkunge­n benötigten Jugendlich­e und junge Erwachsene Lernumfeld­er außerhalb ihres familiären Umfeldes, wo es oft beengt sei und laut zuginge. Die Schüler sollen zudem Unterstütz­ung durch die Mitarbeite­r des Jugendzent­rums erhalten und Hilfe bei der Vermittlun­g von weitergehe­nden Angeboten, wie beispielsw­eise Nachhilfe. „Im Januar wollen wir mit dem Angebot starten. Die Lernräume können nur nach vorheriger Anmeldung in Anspruch genommen werden“, erklärte Galanti. Stadträtin Marie Rechthaler (Grüne) wollte wissen, was in den Stadtteile­n sei, wo der SJR kein Jugendzent­rum habe, wie etwa im Bärenkelle­r. „Wo keine Räumlichke­iten für Jugendlich­e da sind, können wir auch keine Lernräume schaffen. Wir sehen aber einen hohen Bedarf im Bärenkelle­r“, entgegnete SJR-Geschäftsf­ührer Helmut Jesske.

Als weiteres Projekt, das im Januar an den Start gehen soll, wurde „Calliduu für alle“von der Lehmbaugru­ppe vorgestell­t. Samantha Stautner und Michael Fessl stellten das Angebot Online-Nachhilfe und Lernbeglei­tung vor, das bereits gebucht werden kann. „Neben Gruppenges­prächen, die die Selbstmoti­vation steigern und den Spaß am Lernen wecken sollen, erarbeiten wir auch individuel­le Lernstrate­gien mit den Schülern“, so Michael Fessl. Das Angebot, das sich an alle Jahrgänge sämtlicher Schularten richtet, soll für benachteil­igte Schüler kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die Nachhilfe könnte die Stadt, die den Bedarf feststellt, über das Bildungs- und Teilhabepa­ket abrechnen.

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