Hier können Sie sich gegen Corona impfen lassen
Bis zu 1000 Menschen am Tag sollen im Impfzentrum des Landkreises in Gablingen die Spritze gegen das Virus erhalten. Mobile Teams sollen in die Pflegeheime kommen. Darüber hinaus gibt es einen Impfbus
Gablingen Viele Menschen verirren sich normalerweise nicht in das kleine Gewerbegebiet, dessen Straße zum Gefängnis führt. Doch das soll sich schon in den ersten Tagen des neuen Jahres ändern. Denn in der Paul-Klee-Straße 13 in Gablingen befindet sich das erste CoronaImpfzentrum des Landkreises Augsburg. 400 Menschen sollen dort täglich gegen die Pandemie geimpft werden.
Am Mittwoch stellten dort der Landkreis Augsburg und das von ihm beauftragte Unternehmen Ecolog die Impfstrategie für Bayerns drittgrößten Landkreis vor. Sie fußt auf drei Säulen und leidet unter einer großen Unsicherheit.
● Impfzentrum So abgelegen die Immobilie scheint, so verkehrsgünstig liegt sie in der Nähe zu B2 und Bahnhof. Von dort aus soll ein Shuttle-Bus eingesetzt werden für Impfwillige, die mit dem Zug anreisen. Kommen kann nur, wer sich zuvor telefonisch, via Internet oder schriftlich angemeldet hat (die Details sind noch offen). Am Eingang wird Fieber gemessen, dann geht es in den Anmeldebereich, wo es auch noch einmal eine Aufklärung per Video gibt, zusätzlich steht ein Arzt zur Verfügung. Die Spritze in den Oberarm soll es dann in einer der insgesamt fünf Impfkabinen geben, die eilends in der Halle errichtet worden sind. Das Gebäude selbst gehört dem Gablinger Putenzüchter Klaus-Dieter Bittner. Er hat es bauen lassen, falls sein Hof im Falle der Vogelgrippe zum Sperrgebiet erklärt worden wäre. Dann hätten die Kunden Fleisch und Wurst in der Halle abholen können. Statt Schnitzel und Wiener Würstchen werden dort – nun aber in speziellen Medizin-Kühlschränken – ImpfstoffAmpullen lagern. Aller Voraussicht nach wird es das Produkt von Biontec sein, das auf minus 70 Grad gefrostet werden muss. Das wird in Gablingen nicht gemacht, weshalb das Vakzin dort in den Kühlschränken nur etwa fünf Tage haltbar ist. Angeliefert wird es aus dem Uniklinikum in Augsburg. Die kurze Haltbarkeit des Impfstoffs sei „eine große logistische Herausforderung“, so Dr. Thomas Liedtke, Chef-Mediziner der Firma Ecolog: Liegt der Impfstoff erst einmal in den Gablinger Kühlschränken, muss er rasch verbraucht werden. Im Impfzentrum sollen laut Liedtke zwei Ärzte, drei Pfleger und fünf Verwaltungsangestellte Dienst tun.
Nach dem Piks in den Oberarm geht es für die frisch Geimpften in einen kleinen Wartebereich, wo sie sich etwa 15 Minuten unter ärztlicher Aufsicht erholen können – und gleich den zweiten Termin vereinbaren sollen. Denn die Impfung wirkt nur, wenn sie 21 bis 28 Tage später wiederholt wird.
● Impfbus Derzeit gibt es einen mit zwei Kabinen. Er soll in die Ortschaften fahren, damit sich dort Menschen, die nicht so mobil sind, impfen lassen können. Der Ablauf wird ähnlich wie im Impfzentrum sein. Sollte sich der Bedarf abzeichnen, will Ecolog weitere Impfbusse einsetzen. Zudem werde der Landkreis bei entsprechender Nachfrage und ausreichenden Impfstoffvorräten auch im südlichen Landkreis ein Impfzentrum einrichten, versprach Landrat Sailer. „Unser Ziel ist es, 1000 Menschen am Tag impfen zu können.“
● Impfteams Sie werden aller Voraussicht nach den Anfang machen und in den Pflegeheimen impfen. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits.
● Die Unsicherheit Was fehlt, ist der Impfstoff. Frühestens in den letzten Dezembertagen sollen die ersten Dosen verfügbar sein, bis es in Gablingen dann richtig losgeht, wird es wohl Anfang Januar. Nach wie vor unklar sei, wann wer geimpft wird, sagte Landrat Martin Sailer und machte zugleich klar, dass das Landratsamt als Behörde darauf keinen Einfluss habe: „Diese Priorisierung wird von oben vorgegeben.“Angenommen wird, dass zunächst betagten Menschen, sogenannten Risikogruppen und den Angehörigen der Pflegeberufe eine Impfung angeboten wird. Sailer mahnte zu „realistischen Erwartungen“in Bezug auf die Impfungen. Deren Beginn sei nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Pandemie, weil es noch Monate dauern wird, ehe in der Bevölkerung ein ausreichender Impfschutz vorhanden ist. Es sei daher wichtig, weiter auf Hygiene und Abstand zu achten, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Auch Impfzentrumsbetreiber Ecolog hat sich auf einen längeren Einsatz an der Paul-Klee-Straße 13 eingestellt. Offiziell ist von einem halben Jahr die Rede, „wahrscheinlich wird es eher ein Jahr“, so Chef-Mediziner Liedtke. »Kommentar