Überdosis Stille?
Fast ganz Bayern klagt heuer schon präventiv vor dem Fest über ein durch Corona verkorkstes Weihnachten. Ist ja auch dramatisch: Es dürfen keine Megapartys stattfinden, keine öffentlichen Exzesse und keine Großclanbesuche. Es soll sogar Menschen geben, die noch nie eine Christmette besucht haben, sich aber beschweren, dass diesmal nicht gesungen werden darf. Motto: Hauptsache gemotzt!
Auf der anderen Seite stehen die Grantler hierzulande in einer langen Tradition. Man könnte sogar sagen: Die Bayern sind das Volk der Grantler. Und granteln kann man glücklicherweise über nahezu alle Themen – auch oder gerade über Weihnachten. Denn man muss wissen: Ein wesentliches Element des Grants ist der Fatalismus, die Überzeugung, dass man eh nichts an der Situation ändern kann.
Das trifft auf dieses LockdownWeihnachten zu, auf diese vom Söder Markus verordnete Überdosis Stille. Woran die erinnert? Man kann sich ja nur mehr schwach vorstellen, wie es damals vor 2000 Jahren vor Bethlehem gewesen sein könnte: Alle Gastwirtschaften und Hotels zugesperrt, ein einsamer Stall mit Kind vor der Stadt. Drumherum die Heilige Nacht, ein paar Schlafschafe und Hirten. Sonst nix. Still dürfte es gewesen sein. Zumindest heißt es so im berühmtesten Lied über die Geburt Jesu.
Man könnte sich nun also freuen, dass die Heilige-Corona-Nacht so authentisch werden könnte. Aber das wäre die falsche Gefühlslage für Grantler. Die nämlich bereiten sich gedanklich bereits darauf vor, im nächsten Jahr wieder über die stressige Weihnachtszeit lästern.