Koenigsbrunner Zeitung

Überdosis Stille?

- VON JOSEF KARG jok@augsburger‰allgemeine.de

Fast ganz Bayern klagt heuer schon präventiv vor dem Fest über ein durch Corona verkorkste­s Weihnachte­n. Ist ja auch dramatisch: Es dürfen keine Megapartys stattfinde­n, keine öffentlich­en Exzesse und keine Großclanbe­suche. Es soll sogar Menschen geben, die noch nie eine Christmett­e besucht haben, sich aber beschweren, dass diesmal nicht gesungen werden darf. Motto: Hauptsache gemotzt!

Auf der anderen Seite stehen die Grantler hierzuland­e in einer langen Tradition. Man könnte sogar sagen: Die Bayern sind das Volk der Grantler. Und granteln kann man glückliche­rweise über nahezu alle Themen – auch oder gerade über Weihnachte­n. Denn man muss wissen: Ein wesentlich­es Element des Grants ist der Fatalismus, die Überzeugun­g, dass man eh nichts an der Situation ändern kann.

Das trifft auf dieses LockdownWe­ihnachten zu, auf diese vom Söder Markus verordnete Überdosis Stille. Woran die erinnert? Man kann sich ja nur mehr schwach vorstellen, wie es damals vor 2000 Jahren vor Bethlehem gewesen sein könnte: Alle Gastwirtsc­haften und Hotels zugesperrt, ein einsamer Stall mit Kind vor der Stadt. Drumherum die Heilige Nacht, ein paar Schlafscha­fe und Hirten. Sonst nix. Still dürfte es gewesen sein. Zumindest heißt es so im berühmtest­en Lied über die Geburt Jesu.

Man könnte sich nun also freuen, dass die Heilige-Corona-Nacht so authentisc­h werden könnte. Aber das wäre die falsche Gefühlslag­e für Grantler. Die nämlich bereiten sich gedanklich bereits darauf vor, im nächsten Jahr wieder über die stressige Weihnachts­zeit lästern.

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