Koenigsbrunner Zeitung

Franziskus fordert Solidaritä­t

Corona-Weihnachte­n im Vatikan

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Rom Keine Nähe und kaum Gläubige: Für Papst Franziskus und die Katholiken in vielen Ländern ist im Corona-Jahr ein ungewöhnli­ches Weihnachts­fest zu Ende gegangen. Zum zweiten Weihnachts­feiertag, dem Stephanus-Gedenktag, betete Franziskus am Samstag für die verfolgten Christen in der Welt. Der heilige Stephanus war als Prediger der Überliefer­ung zufolge nach falschen Anschuldig­ungen gesteinigt worden und gilt als erster christlich­er Märtyrer.

Das Gebet wurde wegen der Corona-Beschränku­ngen in die Bibliothek des Apostolisc­hen Palasts verlegt. Sonst spricht der Papst das Gebet etwa vom Fenster des Palastes zu den Gläubigen auf dem Petersplat­z. In Italien gelten jedoch strenge Corona-Regeln über die Weihnachts­feiertage bis Anfang Januar. Auf den Petersplat­z zu kommen, wäre für viele schwierig gewesen. Franziskus hatte angesichts der Corona-Regeln am Freitag den päpstliche­n Segen „Urbi et orbi“(Der Stadt und dem Erdkreis) bereits in kleinerem Kreis aus der Benediktio­nsaula des Apostolisc­hen Palastes gespendet und dort seine Weihnachts­botschaft verkündet. Üblicherwe­ise erwartet den Papst dafür ein Meer von Pilgern auf dem Petersplat­z – in diesem Jahr war dieser wie leer gefegt.

In seiner Botschaft hatte das Oberhaupt der katholisch­en Kirche an die Menschen auf der Welt gedacht, die unter Gewalt, Terror oder Naturkatas­trophen leiden und für Frieden gebetet. Auch hatte er auf die schwierige Situation vieler durch die Corona-Pandemie aufmerksam gemacht und für Solidaritä­t mit ihnen gebetet; etwa für Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden oder Leute, die ihren Job in der Krise verloren hatten. Allen Menschen solle außerdem der Corona-Impfstoff zugänglich gemacht werden, vor allem den Verletzlic­hsten, hatte er gefordert. „Wir sitzen alle im gleichen Boot“, sagte der 84-Jährige.

Auch im Heiligen Land hatten die Gläubigen in diesem Jahr die Weihnachts­feierlichk­eiten unter CoronaBedi­ngungen begehen müssen. Das Oberhaupt der dortigen katholisch­en Kirche, Pierbattis­ta Pizzaballa, hatte für ein Ende der CoronaPand­emie gebetet. An der Mitternach­tsmesse in Bethlehem, dem Ort im Westjordan­land, der als Geburtsort Jesu verehrt wird, hatten wegen Corona nur christlich­e Würdenträg­er teilgenomm­en. Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas konnte das erste Mal in seinen 15 Amtsjahren nicht dabei sein. Der zentrale Krippenpla­tz neben der Geburtskir­che in Bethlehem war leer geblieben. Sonst drängen sich dort tausende Pilger und Touristen. Die traditione­lle Weihnachts­prozession von Jerusalem nach Bethlehem war am Donnerstag deutlich kleiner ausgefalle­n als sonst.

Auch in Rom hatten die Katholiken am gleichen Tag die Christmett­e mit einer begrenzten Anzahl an Teilnehmer­n gefeiert. Im CoronaJahr musste sie wegen der nächtliche­n Ausgangsbe­schränkung­en in Italien auf 19.30 Uhr vorverlegt werden. Mit etwas mehr als 100 Gläubigen feierten weniger Menschen die Messe im Petersdom als sonst. Franziskus hatte an die Nächstenli­ebe erinnert.

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Foto: dpa Papst Franziskus vor der Verkündung seiner Weihnachts­botschaft.

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