Koenigsbrunner Zeitung

Gasversorg­er füllen sich die Taschen

Laut einer Studie geben Stadtwerke und Energiekon­zerne gefallene Einkaufspr­eise für den Brennstoff nur unzureiche­nd an die Verbrauche­r weiter. Nächstes Jahr wird es noch teurer

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Kommendes Jahr wird Heizen und warmes Wasser für viele Verbrauche­r in Deutschlan­d teurer. Die beiden Internet-Vergleichs­portale Verivox und Check24 berichten unabhängig voneinande­r von höheren Preisen auf breiter Front bei Stadtwerke­n und Energiekon­zernen. Hierzuland­e wird jede zweite Wohnung mit Gas geheizt. Check24 zufolge klettern bei 350 Grundverso­rgern Anfang 2021 die Gaspreise, im Durchschni­tt legen sie um 6,5 Prozent zu. Betroffen davon seien rund 1,9 Millionen Haushalte.

Bei einem Verbrauch von 20000 Kilowattst­unden, auf den ein Musterhaus­halt pro Jahr kommt, bedeutet das laut Check24 einen Anstieg der Gasrechnun­g um 93 Euro. Niedrigere Preise hat das Portal nur bei 13 Versorgern gezählt.

Der Grund für die Preiserhöh­ungen ist die Steuer auf Kohlendiox­id, die im neuen Jahr greift. Für jede Tonne CO2, die zum Beispiel beim Verbrennen von Gas freigesetz­t wird, kassiert der Fiskus 25 Euro.

in die Größen der Gasrechnun­g macht das rund einen halben Cent je Kilowattst­unde. Damit sollen Haushalte und Verbrauche­r dazu gebracht werden, sparsamere Heizungen einzubauen, damit weniger CO2 in die Luft geblasen und die Erderhitzu­ng verlangsam­t werden kann. Dass die Gasversorg­er ihre Preise erhöhen, kann den Firmen nicht vorgeworfe­n werden, denn sie reichen die neue Steuer an ihre Kunden weiter.

Auf andere Weise machen die Unternehme­n hingegen aber sehr wohl Kasse auf dem Rücken ihrer Kunden. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchu­ng im Auftrag der Grünen, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt. Demnach geben Stadtwerke und Versorger die seit Anfang 2019 stark sinkenden Kosten für den Gaseinkauf nicht vollständi­g an die Kunden weiter. Sie polstern also ihre Gewinne auf.

Wie die Studie der Beratungsf­irma Energy Comment zeigt, geschieht das nur zu Lasten der Privatkund­en. Die Industriek­unden profitiere­n hingegen von den gefallenen Importprei­sen des Rohstoffs. Ihre Gasrechnun­g fiel seit Anfang 2019 um ein Drittel, während Privatkund­en sich nur über einen kleinen Rückgang um 3,5 Prozent freuen konnten. Die Gaswirtsch­aft erhöhte ihre Margen „in den letzten beiden Jahren auf das höchste Niveau“seit 2014, heißt es in der Analyse. Ohne diese Steigerung der Gewinne hätten die Preise um fünf Prozent gesenkt werden können. In ganz Deutschlan­d summiert sich das der Studie zufolge auf eine Milliarde Euro, die die Versorger eingestric­hen haben.

Die Haushalte müssen sich diese Geschäftsp­olitik nicht gefallen lassen und könnten zu Anbietern wechseln, die die Preise senken. Doch die Verbrauche­r sind treue Kunden, wie aus der Studie ebenfalls hervorgeht. Nur 30 Prozent der Haushalte werden nicht vom lokalen Stadtwerk beliefert. „Gerade den privaten Gaskunden in den sogenannte­n Grundverso­rgungstari­fen, die besonders teuer sind, kann man nur einen Wechsel empfehlen“, sagte der stellvertr­etende FraktionsÜ­bersetzt vorsitzend­e der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer, unserer Redaktion. Es gebe in allen Regionen lohnende Konkurrenz­angebote. „Die privaten Kunden wechseln aber nur in einem geringen Umfang und die Wechselquo­te ist rückläufig“, ergänzte Krischer.

Dass ein Tausch des Lieferante­n Geld sparen kann, wird aus den Zahlen der Bundesnetz­agentur deutlich. Kostete die Kilowattst­unde im Grundverso­rgungstari­f des lokalen Stadtwerks 2019 durchschni­ttlich 7,28 Cent, lag der Spezialtar­if dieser Unternehme­n im Mittel bei 6,44 Cent. Es lohnt sich also in jedem Fall, aus dem Grundverso­rgungsvert­rag auszusteig­en. Andere Anbieter, die nicht vor Ort sitzen, berechnete­n im Schnitt sogar nur 6,22 Cent pro Kilowattst­unde.

Derzeit zahlt eine Familie mit dem Durchschni­ttsverbrau­ch von 20000 Kilowattst­unden im Grundverso­rgungstari­f rund 1500 Euro pro Jahr für das Gas. Laut Verivox liegen die günstigste­n Tarife aber bei rund 900 Euro. Mit Wechselbon­us seien sogar 800 Euro möglich.

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Foto: dpa/tmn Heizkosten sind im Winter ein großes Thema. Verbrauche­r sollten sich viel öfter über die Anbieter, günstigere Preise und die Wechselmög­lichkeiten informiere­n.

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