Happy End der Kinokrise 2021?
Corona hat die Filmindustrie schwer getroffen. Für kommendes Jahr aber sind nun umso mehr spannende und unterhaltsame Streifen angekündigt – auch im Stream. Ein Blick auf das Programm. Und die Gefühlslage der Kino-Betreiber
Eigentlich hätte dieses Jahr ein großer Schritt für das Dillinger Filmcenter angestanden: der Beginn der Bauarbeiten an einem neuen Kino. Doch der Termin konnte durch Verzögerung nicht gehalten werden – was eigentlich eine Enttäuschung bedeutet hätte für Claudia Mayr und ihren Mann Andreas Penthaler, die Betreiber des seit Generationen familienbetriebenen Filmcenters. Aber 2020, in diesem Horrorjahr für Kinobetreiber in aller Welt, stellt es sich letztlich sogar als ein Glück für das Dillinger Ehepaar heraus. Die Pläne aber bleiben.
Denn Claudia Mayr bleibt zuversichtlich. Auch als dieses Jahr das beliebte Open-Air-Kino im Dillinger Schlosshof wegen Corona ausfallen musste, bot sie mit ihrem Mann sehr schnell Ersatz: ein Autokino auf dem Volksfestplatz. Mayr jedenfalls glaubt fest daran, dass es mit den Kinos weitergehen wird. „Nur wie, das ist momentan ganz schwierig zu sagen“, sagt sie. Denn wegen der anhaltenden Pandemie sei das kommende Kinojahr „eine große Unbekannte“. Dennoch: „Das Kino hat immer auf eine Weise überlebt“, so Mayr – egal, welche Neuerungen aufgekommen seien. Es sei eben auch immer in der Lage gewesen, sich an die neuen Zeiten anzupassen.
Heute heißt die Herausforderung Streaming. Und Netflix zu Hause zu haben, sei zwar schön, sagt Mayr – doch sie hofft, dass die Sehnsucht nach Gesellschaft, Events und dem Drang, auszugehen, die Menschen in einer Zeit nach Corona wieder in die Kinosäle treiben wird.
Unter anderem in den neuen James-Bond-Film. Fans dürfen vorsichtig optimistisch sein. Am 31. März 2021 soll das neue Abenteuer von 007 nun endlich in die Kinos kommen. Vermutlich. Denn Corona ist ein unberechenbarer Faktor, der alle Planungen wieder über den Haufen werfen kann. Wegen der Pandemie wurden zahlreiche Filmstarts verlegt. Wenn aber alles klappt, verspricht 2021 neben James Bond noch viele weitere Highlights – zum Teil parallel im Kino und Stream.
Das jedenfalls will die US-amerikanische Film- und Fernsehgesellschaft Warner Brothers 2021: Ihre Filme zeitgleich im Kino und per Streaming herausbringen. Zumindest in den USA. Wegen der Coronavirus-Pandemie wolle man im kommenden Jahr diese neue Vermarktungsstrategie einführen, gab das Hollywood-Studio bekannt. Nach diesem Model sollen 17 Filme, darunter „Godzilla vs. Kong“, „The Suicide Squad 2“, „Dune“und „Matrix 4“, in den USA gleichzeitig mit dem Kinostart auch beim Streader mingdienst HBO Max des Medienkonzerns Warner Media erscheinen. Gewöhnlich liegen Wochen zwischen der Veröffentlichung im Kino und der späteren Streaming-Verwertung. Die Filme seien einen Monat lang bei HBO Max zu sehen, hieß es. Danach sollten sie in den USA und weltweit dann nur noch in den Kinos laufen. Disney und Universal überlegen Ähnliches.
Bedeutet das zusätzlich zu den ganzen Corona-Strapazen nun das Ende des Kinos? Vermutlich nicht. Warner Bros.-Chefin Ann Sarnoff betonte jedenfalls, dass es sich nur um einen „einzigartigen Einjahresplan“handeln soll. Und die Erfahrung bei Disneys 200-MillionenUS-Dollar-Produktion „Mulan“zeigt, dass die Verbreitung über Streaming-Dienste auch floppen kann. Der Film war im September wegen Corona in einigen Ländern statt im Kino ausschließlich über den Streaming-Dienst Disney+ zu sehen. Außerdem sind Netflix und Co., die schon seit einiger Zeit Filme ausschließlich für den Stream produzieren, auch nichts Neues.
Für die, die nach dem Lockdown Couch und Fernseher mal wieder gegen Kinosessel und -leinwand eintauschen wollen, verspricht das Jahr 2021 jedenfalls viele spannende und unterhaltsame Kino-Highlights. Eine Auswahl.
● Catweazle Ein schrulliger Magier (Otto Waalkes) aus dem 11. Jahrhundert landet durch Zauberei in Gegenwart – diese schräge Ausgangsidee begeisterte als Serie in den 70er Jahren auch bei uns das Fernsehpublikum. „Catweazle“soll am 11. März in die Kinos kommen.
● Der Boandlkramer und die ewige Liebe Zum zweiten Mal schlüpft Bully Herbig in die Rolle des Boandlkramers, der sich verliebt und mit dem Teufel (Hape Kerkeling) einlässt. Der Film wurde von Weihnachten auf 11. Februar verschoben. ● Nomadland Oscar-Gewinnerin Frances McDormand spielt darin eine Frau, die nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch ihre Habseligkeiten in ein Auto packt und als Nomadin durch die USA fährt. Der Film könnte gute Chancen bei den Oscars (erst im April) haben und bei uns im März anlaufen.
● Top Gun: Maverick Vor mehr als 30 Jahren zog sich Tom Cruise eine Kampfpilotenuniform an und feierte mit „Top Gun“weltweit Erfolge. Nun kehrt dieser Maverick zurück, wenn auch als Ausbilder. Start ist am 8. Juli.
● Mission Impossible 7 Die Dreharbeiten im Frühjahr 2020 wurden wegen der Corona-Pandemie zwar unterbrochen, konnten mittlerweile aber fortgesetzt werden. Nun ist geplant, dass Tom Cruise als Agent Ethan Hunt ab 18. November auf den Kinoleinwänden zu sehen ist.
● Black Widow Scarlett Johansson bekommt als „Black Widow“(geplanter Start im Mai) ihren ersten eigenen Film als Marvel-Heldin.
● Tomb Raider 2 Bereits zum zweiten Mal verkörpert Alicia Vikander die unerschrockene Kämpferin Lara Croft aus dem Computerspiel „Tomb Raider“. Kinostart ist vermutlich im Frühjahr.
● West Side Story Steven Spielberg hat den Musical-Klassiker neu verfilmt: „West Side Story“erzählt die Liebesgeschichte von Tony (Ansel Elgort) und Maria (Rachel Zegler), die wegen rivalisierender Banden unmöglich erscheint. Der Kinostart ist für Dezember geplant.
● Minions 2 Kleine gelbe Wesen mit einem Faible für Chaos und Anarchie: Nach dem Animationsfilm „Minions“folgt jetzt mit „Minions – Auf der Suche nach dem MiniBoss“eine Fortsetzung, die zurückblickt auf die Anfänge von Gru und seinen gelben Begleitern. Derzeit ist ein Start für Juli angesetzt.
● Dune Der hochkarätig besetzte Science-Fiction-Film „Dune“kommt am 30. September in die Kinos. Mitte der 80er Jahre wurde er schon mal verfilmt, Star-Regisseur Denis Villeneuve bringt nun unter anderem Timothée Chalamet („Call Me by Your Name“) auf dem Wüstenplaneten.
Wobei: Alle Starttermine müssen auch für das Jahr 2021 noch mit dem Zusatz „voraussichtlich“versehen werden. Was man im Sinne des Kinos, seiner Betreiber und seiner Fans auch ersetzen könnte mit: hoffentlich! Denn die Ungewissheit bleibt …