Wie man Akkus durch den Winter bringt
Elektrofahrräder stehen in der kalten Jahreszeit oft lange ungenutzt herum. Damit die Energiespeicher auch im Frühjahr noch Leistung bringen, sollten Radler ein paar Sachen beachten
Wer ein Elektrofahrrad hat, sollte wissen: Viel Power haben die Akkus der Räder zwar – empfindlich sind sie aber doch. Jetzt im Winter macht ihnen die Kälte schwer zu schaffen. Wir haben recherchiert, wie man die Energiespeicher schützt und ihnen die wichtigsten Tipps zum richtigen Lagern und Laden zusammengestellt, damit – wenn es im Frühjahr spätestens wieder losgeht – alles rundläuft.
Rund 1,4 Millionen Elektroräder haben die deutschen Händler allein 2019 verkauft, berichtet der Zweirad-Industrie-Verband. Bei niedrigen Temperaturen werden viele E-Bikes und Pedelecs aber selten gefahren und stehen in einer kalten Garage oder einem nicht viel wärmeren Keller. Für den Akku gilt dabei: Er gehört nicht mit dem Rad in derart kühlen Räumen gelagert. Im Winter sollte er stets im Warmen aufbewahrt werden, rät der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC).
Wo liegt denn eigentlich das Problem?
Fast alle Elektroräder sind mit einem Lithium-Ionen-Akku ausgestattet. Bei Kälte büßen die Energiespeicher viel von ihrer Kapazität und Leistungsfähigkeit ein – was Mobilfunknutzer von Handys kennen, die ebenfalls diese Akkus haben. „Je länger niedrige Temperaturen auf die Zellen wirken, desto größer ist die Gefahr von Kapazitätsverlusten und gefährlichen Zellschäden“, sagt Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung (IfS) in Kiel. Sein Rat: Den Akku keinem Frost aussetzen. Im Winter sollte er zum Beispiel nicht in einer ungeheizten Garage gelagert werden.
Was kann ich selbst zum Schutz des Akkus an meinem Elektrofahrrad tun?
Am besten ist es, den Akku zu entnehmen und trocken an einem sicheren Ort in der Wohnung zu lagern. Der ADFC empfiehlt eine Raumtemperatur von 10 bis 15 Grad. Wichtig ist, dabei auch Folgendes zu beachten: Da sich der Akku bei längerem Nichtgebrauch selbst entlädt, sollte er nicht schon fast leer gelagert werden. Bei Lithium-Ionen-Akkus gibt es dem ADFC zufolge keinen Memory-Effekt – „daher sind Teilentladungen nicht schädlich, sondern sinnvoll“, so der FahrradClub.
Wie viel Kapazität sollte der Akku noch haben?
Der Batteriehersteller Bosch E-Bike-Systems rät zu einer Ladekapazität von 30 bis 60 Prozent bei der Einlagerung. Eine Restladung von sogar 60 bis 80 Prozent bevorzugt Radexperte Thomas Geisler vom Fahrrad-Pressedienst in Göttingen. Er warnt: „Auch wenn moderne Systeme die Gefahr einer sogenannten Tiefentladung minimieren, empfiehlt sich eine Überprüfung des Ladestands von Zeit zu Zeit.“Also: Bei Bedarf rechtzeitig nachladen.
Was ist mit den ins Rad integrierten Akkus?
Experte Geisler rät, nicht nur Aufsteck-Akkus, die der Kälte unmittelbar ausgesetzt sind, sondern auch Akkus, die in den Radrahmen integriert und dadurch etwas geschützt sind, bei längeren Stops im warmen Zimmer aufzubewahren. Selbst Radlern, die im Winter häufiger mit dem Bike unterwegs sind, empfiehlt er die Abnahme des Akkus am Abend, um ihn über Nacht mit in die Wohnung zu nehmen.
Was ist zu beachten, bevor ich losfahre?
Der Akku sollte nur im Trockenen und möglichst bei Zimmertemperatur geladen werden. „Die Außentemperatur muss stimmen, damit der Stromspeicher vollständig und richtig aufgeladen werden kann und keinen Schaden nimmt“, erläutert Fachmann Geisler. Der ADFC rät, sich an die in der Betriebsanleitung angegebenen Temperaturen zu halten. Wer längere Touren plant, sollte wissen, dass sich die Reichweite des Akkus bei kaltem Wetter verringert. „Um ein Optimum an Kilometern aus dem E-Bike herauszukitzeln, sollte man mit dem Akku erst kurz vor dem Start in die Kälte gehen“, rät deshalb die Prüfgesellschaft Dekra.
Lässt sich der Akku beim Fahren schützen?
Für Radler, die häufiger im Winter fahren, kann sich der Kauf einer Ummantelungshülle für den Akku lohnen. Solche Hüllen, die oft aus Neopren bestehen, gebe es mittlerweile sowohl für integrierte als auch für aufgesetzte Akkus, sagt Experte Geisler. Laut Dekra haben Untersuchungen gezeigt, dass Thermoschutzhüllen die Wärme länger im Akku halten und damit die Reichweite steigern können. Ein schöner Nebeneffekt ist dabei: Die Ummantelung schützt den Akku bei einem Sturz.