Himmlischer Nadelstich
Langeweile – viele von uns hatten ja schon längst vergessen, was das ist, in dieser immer hektischer und rastloseren Welt. Dann kam Corona – und plötzlich war sie wieder da, die Zeit, die man lange nicht mehr hatte (oder davon zumindest überzeugt war). Was also tun mit all der freien Zeit angesichts coronabedingt begrenzter Möglichkeiten? Lesen. Spazierengehen. Nadeln am Baum zählen. Oder sich ins Flugzeug setzen und ein Bild an den Himmel malen.
Auf diese Idee kam jedenfalls ein junger Pilot aus Friedrichshafen, der mit seinem Kleinflugzeug eine hunderte Kilometer lange Runde zwischen dem Bodensee und Ulm gedreht hat. Planlos? Im Gegenteil. Sein Flug erfolgte auf einer exakt geplanten Route, die am Ende das Bild einer Spritze ergab – zu begutachten auf der einschlägigen Internetseite Flightradar24, auf der die Routen von fast jedem Flugzeug nachvollzogen werden können. Der 20-jährige Student tat das nicht aus Langeweile, wie er selbst sagt, sondern weil er Flugstunden sammeln müsse und dies mit etwas Sinnvollem verbinden wollte. Konkret: einem Aufruf, sich gegen Corona impfen zu lassen.
Nun dürften den meisten von uns – mangels Flugzeug – himmlische Nadelstiche dieser Art als Zeitvertreib verwehrt bleiben. Also doch ein Buch lesen? Spazierengehen? Oder aus dem ganzen Geschenkpapier von Weihnachten einen Flieger basteln oder eine Spritze oder beides. Und die Nadeln am Baum sind auch noch nicht gezählt. Herrje, es gibt so viel zu tun. Man kommt einfach zu nichts in diesen Tagen. Die Zeit vergeht aber auch wie im Flug. Beim einen mehr, beim anderen weniger ...