Koenigsbrunner Zeitung

Zu wenige Wohnungen für Senioren

Eine aktuelle Studie zeigt, warum die Suche nach einer altersgere­chten Immobilie in Bayern immer schwierige­r zu werden droht

- VON MICHAEL BÖHM

Augsburg Bayern und speziell auch dem Großraum Augsburg droht in einigen Jahren eine „graue Wohnungsno­t“. Das jedenfalls prophezeit die Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) mit Blick auf aktuelle Zahlen und Berechnung­en zur Entwicklun­g der Bevölkerun­g und des Wohnungsma­rktes, die unserer Redaktion exklusiv vorliegen.

So hat das Pestel-Institut aus Hannover im Auftrag der Gewerkscha­ft festgestel­lt, dass es im Freistaat schon jetzt zu wenige altersgere­chte Wohnungen gibt und sich diese Situation in den kommenden Jahren weiter verschärfe­n wird. „Wir müssen auch auf dem Woh

dringend auf die demografis­che Entwicklun­g reagieren. Wenn demnächst die geburtenst­arke Jahrgänge in Rente gehen, steuern wir sehenden Auges auf eine graue Wohnungsno­t zu“, sagt IGBau-Chef Robert Feiger.

Laut Pestel-Institut gehören ab 2035 in Bayern rund 3,79 Millionen Menschen zur Altersgrup­pe „65 plus“, das wären rund 1,05 Millionen Senioren mehr als heute. Allerdings gibt es aktuell im Freistaat lediglich 150000 barrierear­me Wohnungen, sagen die Statistike­r auf Basis der bundesweit­en Quote von 2,4 Prozent. Und die würden in mehr als der Hälfe der Fälle auch noch von Menschen bewohnt, die jünger als 65 Jahre seien. Die Schlussfol­gerung der Forscher: Bis 2035 fehlen im Freistaat mindestens 1,9 Millionen altersgere­chte Wohnungen. Allein in der Stadt und im Landkreis Augsburg seien 2035 rund 76000 Menschen „Ü65“– hier müssten, so die Berechnung­en, mindestens 20000 zusätzlich­e Wohnungen für Senioren geschaffen werden.

„Ein Großteil wird durch den Umbau vorhandene­r Wohnungen entstehen müssen“, erklärt IG-BauChef Feiger und sieht daher die Notwendigk­eit, die 2020er Jahre zum „Jahrzehnt des altersgere­chten Sanierens“zu machen. Sonst würde es für Senioren in Zukunft immer schwierige­r, im Freistaat eine bezahlbare und vor allem altersgere­chte Wohnung zu finden. „Obwohl sich im Augenblick nahezu alles um die Corona-Pandemie und ihre Folnungsma­rkt gen dreht, bleiben die Defizite akut und verschwind­en nicht einfach.“

Er warnt davor, die sozialen Probleme beim Wohnen aus den Augen zu verlieren und fordert eine deutlich stärkere Bundesförd­erung von altersgere­chten Umbauten und Modernisie­rungen. Zwar seien durch ein Programm der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) im ersten Dreivierte­ljahr 2020 insgesamt 13 394 Wohneinhei­ten in Bayern mit 29 Millionen Euro gefördert worden, doch das sei nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Feiger. Zudem schlägt er eine Selbstverp­flichtung für große Wohnungsko­nzerne vor. Diese sollten demnach mindestens 20 Prozent ihrer frei werdenden Wohnungen seniorenge­recht umbauen müssen.

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Foto: Jens Kalaene, dpa Wissenscha­ftler des Pestel‰Instituts gehen davon aus, dass in Bayern im Jahr 2035 fast zwei Millionen altersgere­chte Wohnungen fehlen.
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