Koenigsbrunner Zeitung

Münchner Mordgeschi­chten

Seit 30 Jahren ermitteln Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec gemeinsam im Münchner „Tatort“. Wie sich das auf ihr Privatlebe­n auswirkt und was passieren muss, dass sie in den Ruhestand gehen

- VON JOSEF KARG

Augsburg Sie gehören zu den beliebtest­en Ermittlerd­uos des „Tatorts“und auch zu den dienstälte­sten. Seit 30 Jahren gehen die Schauspiel­er Udo Wachtveitl, 62, und Miroslav Nemec, 66, an Sonntagabe­nden pünklich ab 20.15 Uhr als Franz Leitmayr und Ivo Batic auf Verbrecher­jagd. Und wenn man ihnen glauben darf, haben sie noch nicht vor, sich in den Vorruhesta­nd schicken zu lassen. Nemec sagt dazu in einem Interview scherzhaft: Er gehe erst in Rente, „wenn der Rollator elektrisch betrieben und zu schnell wird“.

Überhaupt gehört es zu den Stärken dieses Teams, dass sie nicht immer bierernst in ihren Rollen agieren. 1991 ermittelte­n die beiden in ihrem ersten „Tatort“(Titel: „Animals“). Damals noch beide mit attraktive­n Locken und jugendlich, inzwischen sind sie, wie man heute so schön sagt, „Silberline­r“auf der Suche nach Mördern. Eines aber ist in jedem Fall geblieben: Das Gespür für Menschen gehört seit Jahrzehnte­n zu den Stärken der beiden Haudegen aus München.

Wachtveitl und Nemec sind nach wie vor gerne auf der Seite der Guten im Krimi. Wie es sich anfühlt, seit 30 Jahren auf Ermittlers­eite zu stehen? „Ermittler zu sein ist auf jeden Fall der sicherere Job. Das ist ein Kriterium, es gibt noch andere. Die Täter verschwind­en ja nach ihrem Auftritt alle im Bunker, bei unserer Aufklärung­squote“, spaßt Udo Wachtveitl.

Dabei hätte sowohl er als auch Nemec gerne mal einen Mörder gespielt. „Natürlich hätte es mich manchmal gereizt. Für einen Schauspiel­er ist der Täter meist eine vielschich­tige Figur und daher auch interessan­t zu gestalten. Am Theater zum Beispiel ,Richard der Dritte‘ von Shakespear­e“, sagte Nemec in einem Interview mit dem Bayerische­n Rundfunk. Wachtveitl würde gerne „irgendeine­n Bösewicht in einem James-Bond-Film“spielen. Schon wegen der exotischen Drehorte, ergänzt er. „Wir bewegen uns ja hauptsächl­ich im Münchner S-Bahn-Bereich.“

Doch trotz des jahrzehnte­langen Einsatzes im Kommissari­at der bayerische­n Landeshaup­tstadt haben Batic und Leitmayr bis heute keine Probleme, dass die Identitäts­grenzen zwischen Udo und Franz und Ivo und Miro verschwimm­en könnten. „Nein, es bleibt eine Rolle, auch wenn wir manchmal die ei

Befindlich­keiten zwischen Udo und Miro in Spielszene­n mit einbeziehe­n“, räumt Nemec ein. Kollege Wachtveitl fügt an: „Ich bin zu Hause nicht der Leitmayr und gehe abends im Viertel rum und schaue, ob da noch Leichen irgendwo herumliege­n.“

Nach all den Jahren sind die beiden natürlich nicht nur vor der Kamera ein eingespiel­tes Team. „Die Kommunikat­ion über Blicke und kleine Gesten hat sich verfeinert“, sagt Nemec und Wachtveitl ergänzt: „Es ist selbstvers­tändlicher gewormal den. Wenn wir uns hackeln, wie man auf Bayerisch sagt, dann geschieht das auf Grundlage der vielen gemeinsame­n, erlebnisre­ichen Jahre.“

Zum Jubiläum widmet der Bayerische Rundfunk den beiden Ermittlern eine Doppelfolg­e Tatort. Eigens hat man sogar eine 45-minütige Dokumentat­ion gedreht. Darin wirft Autor Heiko Rauber einen Blick zurück auf die filmischen Höhepunkte der Zwei vom Münchner Tatort und spricht mit Nemec und Wachtveitl über ihre Rollen im Lauf der Zeit und die schönsten Anekdogene­n

OTV‰Tipp Am Dienstag, 29. Dezember, um 20.15 Uhr zeigt das Bayerische Fernsehen den Tatort „Jagdzeit“. Um 22 Uhr ist die Dokumentat­ion „Batic und Leitmayr – Die Zwei vom Tatort“zu sehen. Anschließe­nd (22.45 Uhr) wird der erste Fall der beiden Tatort‰Kommis‰ sare, „Animals“, in restaurier­ter Fassung gezeigt.

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Foto: Markus Scholz, dpa Eine ihrer Stärken: Sie nehmen sich selbst nicht immer bierernst. Udo Wachtveitl (links) und Miroslav Nemec sind seit 30 Jahren die beiden Münchner „Tatort“‰Kommissare Franz Leitmayr und Ivo Batic.
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