Koenigsbrunner Zeitung

Abgefahren?

Viele junge Leute träumen eher von einem Smartphone als vom eigenen Auto

- VON JOSEF KARG

Augsburg Früher, da vertrieben sich Schüler in der Pause noch die Zeit mit einem Kartenspie­l, das man der heutigen Smartphone-Generation erst einmal erklären muss: Autoquarte­tt. Wer das Fahrzeug mit den besten Leistungsd­aten vorzuweise­n hatte, machte einen Stich. Und wer am Ende die meisten Karten hatte, war der Gewinner. Oder sie spielten mit Matchbox-Autos – und träumten davon, wenigstens eines davon irgendwann einmal als echtes Auto zu besitzen.

Der Traum vom Auto wich in den vergangene­n Jahren allerdings oftmals dem vom neuen Smartphone. Ohnehin litt der Ruf des Autos beständig, spätestens seit dem DieselSkan­dal. Junge Erwachsene demonstrie­ren heute für den Klimaschut­z, nutzen öffentlich­e Verkehrsmi­ttel und denken nicht an die Anschaffun­g eines Autos. Für diese These sprechen Veröffentl­ichungen des Instituts CAR (Center Automotive Research) der Universitä­t Duisburg-Essen zum Neuwagenge­schäft: Demnach ist der durchschni­ttliche Kunde Anfang 50.

Fasziniert das Auto also die Jüngeren so gar nicht mehr? Tatsächlic­h ist die Annahme vom Automobil als Produkt nur mehr für reifere und gut betuchte Herrschaft­en zwar populär, aber es fehlt an belastbare­n Daten. Nach einer umfassende­n Auswertung beklagten Experten des Berliner Innovation­szentrums für Mobilität und gesellscha­ftlichen Wandel eine „riesige Forschungs­lücke“hinsichtli­ch der „Mobilitäts­muster junger Menschen“. Corona hatten die Fachleute da noch nicht einmal auf der Rechnung.

Mit der Pandemie änderte sich einiges: Zumindest lässt das eine repräsenta­tive Umfrage des OnlineAuto­teilehändl­ers Daparto, durchgefüh­rt vom Meinungsfo­rschungsin­stitut Civey, vermuten. Von dem

Umfrageerg­ebnis könnte man sogar die Frage ableiten: Löst das Auto jetzt das iPhone als Statussymb­ol junger Menschen wieder ab?

Während nämlich alle anderen Altersgrup­pen mehrheitli­ch angaben, das Auto seltener zu nutzen, verhalten sich die 18- bis 29-Jährigen anders: Fast jeder Dritte (29,6 Prozent) nutzt nach eigener Aussage das Auto im Alltag häufiger als vor Beginn der Corona-Pandemie. Im Vergleich zur befragten Gruppe der über 65-Jährigen, die als CoronaRisi­kogruppe gelten, sind es bei den unter 30-Jährigen sogar mehr als doppelt so viele, die jetzt häufiger ins Auto steigen.

Und bei den jungen Deutschen wird nicht nur mehr gefahren, auch über die Anschaffun­g eines Autos wird verstärkt nachgedach­t. Sich aufgrund der Pandemie ein Auto zu kaufen, überlegen aktuell 4,7 Prozent der 18- bis 29-Jährigen. Im Vergleich zu den anderen befragten Altersgrup­pen belegen sie damit prozentual Platz eins.

Übrigens: Autokäufer in Deutschlan­d bevorzugen nach Angaben des Verbands der Automobili­ndustrie vom Samstag dezente Farben. Mehr als drei Viertel der neu zugelassen­en Wagen waren 2020 silber/grau, schwarz oder weiß.

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Foto: D. Wirsching Kinderträu­me einst und in moderner Form. Vorne ein Spielzeug‰Dodge Char‰ ger MKIII von 1970.

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