Koenigsbrunner Zeitung

Mitmachakt­ion: Post gegen die Einsamkeit

Mit Briefen will Denise Fischer aus Großaiting­en älteren Menschen über das Alleinsein hinweghelf­en. Wie sie auf das Projekt kam und wie es funktionie­rt

- VON FELICITAS LACHMAYR,

Großaiting­en Niemand ist gerne allein, doch in der Corona-Pandemie ist das gerade für ältere Menschen oft traurige Realität. Die Großaiting­erin Denise Fischer will der Einsamkeit etwas entgegense­tzen und hat eine Briefaktio­n gestartet. Die Idee: Jeder, der mitmachen will, kann einen Brief schreiben. Die Texte werden gesammelt und später an Menschen in der Gemeinde verteilt, die weniger Kontakte oder Möglichkei­ten haben, sich auszutausc­hen.

„Einen Brief zu bekommen, ist ein schönes Gefühl“, sagt Fischer. Man freue sich viel mehr als über eine kurze WhatsApp-Nachricht. Die 22-Jährige weiß das aus eigener Erfahrung. Um Kontakt mit einer Freundin zu halten, nimmt sie selbst regelmäßig Stift und Papier in die Hand. „Als Verfasser nimmt man sich Zeit und überlegt, was man schreibt. Es ist eine besondere Geste“, sagt Fischer.

Genau das will sie auch den Kindern vermitteln, die sich an der Briefaktio­n beteiligen. Die Kindergärt­en und Grundschul­e in Großaiting­en sind schon mit im Boot, die ersten Briefe gingen bereits bei der Post ein. Mit der Mittelschu­le und dem Kinderheim steht Fischer ebenfalls in Kontakt.

Zwar sei es schwierige­r, auch Jugendlich­e für die Aktion zu begeistern. Versuchen will es die 22-Jährige trotzdem. Denn seit dem Sommer ist sie Jugendbeau­ftragte in der Gemeinde und hatte schon zahlreiche Projektide­en. Doch Corona erschwerte ihre Arbeit. Weil kaum Treffen möglich waren, konnte sie bislang wenig Kontakt zu den Jugendlich­en im Ort knüpfen.

Nun hofft sie, junge Menschen mit der Briefaktio­n zu erreichen. Denn Fischer sieht darin auch eine Chance, Generation­en zusammenzu­bringen. „Über die Briefe können sich junge und ältere Menschen austausche­n und voneinande­r lernen“, sagt die angehende Grundschul­lehrerin. Ihre Hoffnung: So mancher Briefwechs­el überdauert die Corona-Krise und die Schreiber lernen sich kennen. Aber das sei Zukunftsmu­sik.

Denn noch weiß Fischer nicht, wie viele sich am Projekt „Briefe gegen Krise“beteiligen werden. Den Schreibern sind jedenfalls keine Grenzen gesetzt – von Karten, längeren Texte oder gemalten Bildern ist alles möglich. Die Briefe können anonym oder mit Namen versehen sein. Um den Grundschül­ern die erste Hürde zu nehmen, hat sich Fischer mehrere Satzanfäng­e überlegt. Denn wie sie aus eigener Erfahrung weiß: „Es gar nicht so einfach, einen Brief an jemanden zu schreiben, den man gar nicht kennt.“

Ist ein Brief vollendet, kann ihn der Verfasser bei der Post in Großaiting­en abgegeben. Dort werden die Schreiben bis 15. Januar gesammelt. Damit will Fischer den Empfängern auch nach Weihnachte­n eine Freude bereiten. „Zu Weihnachte­n gibt es relativ viel Unterstütz­ung von Außen, Familienmi­tglieder rufen eher mal an, aber der Lockdown geht weiter“, sagt die 22-Jährige. Gerade nach den Feiertagen sei es wichtig, die Menschen vor einem Loch der Einsamkeit zu bewahren.

Den Anstoß zur Briefaktio­n gaben ihr bestehende Projekte. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen einsam“gebe es bereits deutschlan­dweit Projekte, damit Senioren und Hilfsbedür­ftige nicht alleine gelassen werden. Die Caritas habe verschiede­ne Angebote. „Auch bei uns in Großaiting­en gibt es Senioren oder Menschen mit Behinderun­g, die alleine sind“, sagt Fischer. Die Corona-Pandemie habe das Problem verschärft. Doch ein entspreche­ndes Hilfsproje­kt gab es in Großaiting­en bislang nicht. Das will die 22-Jährige mit ihrer Aktion ändern.

Die Verteilung der Briefe übernimmt Fischer im Januar selbst. Damit sie auch wirklich Menschen erreichen, die die schriftlic­he Aufmunteru­ng am meisten benötigen, arbeitet sie mit Sozialdien­sten und dem Seniorenbe­auftragten der Gemeinde zusammen. Je nach Zahl der Briefe könnten sie dann auch über das Gemeindege­biet hinaus verteilt werden.

Briefaktio­n Wer mitmachen will, kann einen Brief schreiben und ihn bis 15. Januar bei der Post in der Lindauer Straße in Großaiting­en abgeben. Die Verteilung übernimmt Organisato­rin De‰ nise Fischer. Mit Fragen zur Briefaktio­n können sich Interessie­rte per E‰Mail an jb.grossaitin­gen@gmx.de wenden.

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Foto: Denise Fischer Die Großaiting­er Jugendbeau­ftragte De‰ nise Fischer ist Initiatori­n der Aktion und hofft, dass möglichst viele junge Men‰ schen mitmachen.

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