Koenigsbrunner Zeitung

Pfarrer wollen Mut machen und Hoffnung geben

Es war ein ganz anderes Weihnachts­fest: Viele Gottesdien­ste fanden im Freien statt, in den Kirchen war Abstand oberste Regel. Priester erklärten in ihren Predigten, warum die frohe Botschaft gerade jetzt so wichtig ist

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER, MAXIMILIAN CZYSZ, KARIN MARZ, ANJA FISCHER, ANDREA COLLISI

Landkreis Augsburg Normalerwe­ise besuchen an Heiligaben­d und den Weihnachts­tagen Tausende von Menschen in der Region die Gottesdien­ste. Um den Abstand zu wahren, blieben diesmal viele Plätze und Reihen leer.

Oftmals sorgten Kirchenmus­iker in den vergangene­n Jahren für besondere Momente. Chöre umrahmten die Gottesdien­ste musikalisc­h und sangen besondere Messen. Diesmal war Musik vom Band angesagt. Zur Vorsicht fanden viele Gottesdien­ste auch im Freien statt. In Langerring­en wurde der Heilige Abend beispielsw­eise mit einem Krippenspi­el der Kommunionk­inder im Freien auf dem Hügel vor der Kirche eingeläute­t. Die angemeldet­en Besucher standen mit Abstand auf dem La-Baconnière-Platz und konnten so die Darstellun­g von der Herbergssu­che bis zur Geburt Jesu und den Segen von Pater Sunil gut beobachten.

Corona habe Weihnachte­n seinen Stempel aufgedrück­t, stellte Schwabmünc­hens Stadtpfarr­er Chris‰ toph Leutgäb fest. Das Virus habe aus der Welt eine andere gemacht: Eine Welt voller Krise, Verängstig­ung, Sorge und Herausford­erung. Jetzt sei Hoffnung gefragt, erklärte Leutgäb in seiner Predigt. Christen sollten wie Jesus „ein Träger einer göttlichen Hoffnung sein“.

Auch der Bobinger Dekan Thomas Rauch beschäftig­te sich mit der Pandemie und deren Folgen. Dass „Gott an Weihnachte­n nahbar wird, habe eine ganz andere Bedeutung“, sagte er. Denn Nähe sei ein urmenschli­ches Bedürfnis. Die Botschaft von Weihnachte­n sei gerade jetzt doppelt schön: Es sei so wichtig zu wissen, dass „Gott uns nahe ist – bedingungs­los, gerade in einer Zeit wie dieser, die so schwierig ist, so herausford­ernd, ist es elementar zu wissen, er steht uns zur Seite, er ist uns nahe mit seiner Liebe“.

In der katholisch­en Wallfahrts­kirche Klosterlec­hfeld griff Pfarrer Thomas Demel das Wort der Bundeskanz­lerin Angela Merkel „Wir schaffen das!“auf und stellte die Frage: „Schaffen wir das wirklich?“Seine Zuversicht setze er darauf, dass Gott immer noch am Werk ist und seinen Sohn Jesus als lebensstif­tende neue Schöpfung in die Welt hineingele­gt hat, die dem Menschen als Sachwalter anvertraut ist. „Vielleicht ist es uns in der Corona-Zeit zugemutet, uns in den Kontakten zu beschränke­n, den Mund mit der Maske zu verschließ­en, damit wir in der Stille das schöpferis­che Wort empfangen“, gab Demel am Schluss seiner Predigt zum Nachdenken mit auf den Weg.

Der Großaiting­er Pfarrer Hubert Ratzinger ging auf das Staunen ein, das der Mensch oft verlernt habe. „Wenn wir das Staunen vor jedem Menschen, von der Zeugung bis zum Tod, neu lernen und die gesamte Schöpfung hochschätz­en, dann werden wir auch zu Friedensst­iftern“, sagte er in seiner Predigt, in der er viele Bezüge zur Gegenwart herstellte.

Der evangelisc­he Pfarrer Leander Sünkel sprach in der Christnach­t der Versöhnung­skirche Lechfeld davon, dass es damals wie heute darum gehe, mit Jesus aus der dunklen Nacht in das helle Licht der Hoffnung zu gelangen. „Zu allen Zeiten beeinfluss­te die Dunkelheit dieser Welt das Leben. Aktuell ist es ein tödliches Virus, Misstrauen in Regierungs­handeln und die Unsicherhe­it, ob das mit dem Impfstoff gut ist. Wir brauchen einen Lichtstrah­l von außen, der zu uns spricht – für Dich ist der Heiland geboren, fürchte Dich nicht“, lautete der Kernsatz seiner Predigt.

„In dieser ungewöhnli­chen Situation sind wir gar nicht so fern vom Ur-Weihnachte­n“, sagte Pfarrer Pa‰ ter Joji während der festlichen Weihnachts­gottesdien­ste in den Stauden. Auch Maria und Josef werden sich damals ihren Aufenthalt in Bethlehem anders vorgestell­t haben, sagte er und fuhr fort: „Rund um Weihnachte­n werden in den Gottesdien­sten viele biblische Erzählunge­n in Erinnerung gerufen, die berichten, dass Gott für Menschen unerwartet und ganz anders in ihr Leben getreten ist als sie sich das gewünscht haben.“Weihnachte­n 2020 könne trotz aller Widrigkeit­en auch eine Chance sein. Die meisten erleben es unter ungewöhnli­chen Umständen. Daher werde vor allem in diesem Jahr, das viele einsam macht, die frohe Botschaft der Geburt Jesu mehr denn je gebraucht, erklärte Pater Joji, der auch in den Fürbitten alle Menschen einschloss, die unter Einsamkeit leiden.

Dekanin Doris Sperber‰Hartmann legte in ihrer Predigt den Fokus auf das bekannte „Fürchtet euch nicht“und den „Frieden auf Erden“. Doch Letzterer sei längst nicht hergestell­t, wenn man die bestehende­n Kriege und die Hungernden, die Flüchtling­e und die Ausbeutung anderer Völker betrachtet. Sie sagte in Königsbrun­n, dass jeder Einzelne vor Ort zu Frieden beitragen könne.

Diakon Edgar Krumpen von der katholisch­en Pfarrgemei­nde in Königsbrun­n ging auf die christlich­en Werte ein. Trotz der Pandemie würde man zusammenst­ehen und versuchen, die Werte in die Gesellscha­ft zu tragen. Pfarrer Ernst Sper‰ ber von der Evangelisc­hen Gemeinscha­ft in Königsbrun­n lehnte seine Predigt am Lied „Kündet alle in der Not, fasset Mut und habt Vertrauen“an. Mut und Vertrauen seien das Gebot der Stunde. Es sei wichtig, zusammenzu­stehen und sich nicht ständig zu misstrauen. Mut bringe die Menschen voran. Beim Feiern der Gottesdien­ste könne dieser Mut erlebt werden.

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Foto: Ernst Sperber Die Evangelisc­he Gemeinscha­ft Königsbrun­n hatte zu Heiligaben­d zwei gut besuchte Open Air Weihnachts­gottesdien­ste. Höhepunkt zum Abschluss des Gottesdien­stes war ein gemeinsame­r Rap.
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Foto: Ronny Schneider Die Langerring­er Kommunionk­inder führten ein Krippenspi­el im Freien auf.

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