Koenigsbrunner Zeitung

Hoffen und Bangen in den Heimen geht weiter

Die ersten Bewohner sind geimpft. Doch die Corona-Situation in den Alten- und Pflegeheim­en im Augsburger Land bleibt angespannt. Wie das Impfteam bei der Landkreis-Premiere in Langerring­en arbeitete

- VON NORBERT STAUB, PHILIPP KIN‰ NE, MAXIMILIAN CZYSZ UND FELICITAS LACHMAYR

Die ersten Bewohner sind geimpft. Doch die Corona-Situation in den Alten- und Pflegeheim­en bleibt angespannt. »Lokales

Landkreis Augsburg Es ist eine traurige Bilanz: Seit Beginn der Pandemie sind 57 Bewohner von Altenoder Pflegeeinr­ichtungen an oder mit Covid-19 gestorben. Derzeit sind 58 Bewohner in zwölf von 25 Alten- und Pflegeeinr­ichtungen im Augsburger Land positiv auf das Coronaviru­s getestet. Auch die Personalsi­tuation bleibt angespannt.

Im Zusmarshau­ser Seniorenhe­im St. Albert brach das Virus kurz vor Weihnachte­n aus. Vor einer Woche wurden 25 Bewohner und zwölf Mitarbeite­r positiv getestet. Mittlerwei­le habe sich die Lage etwas beruhigt, sagt Heimleiter Wolfgang Lichtblau. Demnach wurde zuletzt nur noch ein Bewohner positiv getestet. Von den betroffene­n Bewohnern sind nach der Infektion drei gestorben, zwei weitere mussten im Krankenhau­s behandelt werden.

Weiterhin von Corona betroffen ist auch das Paul-Gerhardt-Haus in Gersthofen, das zur Diakonie Augsburg gehört. Auch dort haben sich etliche Bewohner und Mitarbeite­r mit dem Virus angesteckt. In der Zeit von Mitte Dezember bis kurz vor Weihnachte­n hatten sich dort 28 Bewohner und sieben Mitarbeite­r angesteckt. Zwei Bewohner sind in diesem Zeitraum gestorben.

Schlimm getroffen hat es auch das Haus Raphael in Schwabmünc­hen. In dem Pflegeheim sind 16 Menschen, bei denen das Coronaviru­s nachgewies­en worden war, gestorben. Sie waren zwischen 74 und 93 Jahre alt. Von den 34 Einwohnern haben sich 30 infiziert. Die Bewohner, die zwischenze­itlich in anderen Einrichtun­gen untergebra­cht waren, sollen noch in diesem Jahr ins Haus Raphael zurückkehr­en.

„Wir haben im Mitarbeite­rkreis im Rahmen eines Gedenkgott­esdiensts von den verstorben­en Bewohnern Abschied genommen. An Silvester wird es eine kleine Trauerfeie­r mit den Mitbewohne­rn geben“, sagt Einrichtun­gsleiter Andreas Claus. Die anderen Senioren seien, wenn auch teilweise geschwächt, wieder in stabilerer Verfassung und scheinen die Covid19-Erkrankung überstande­n zu haben. „Die Quarantäne wurde für die meisten Bewohner zwischenze­itlich aufgehoben. Es muss aber weiter mit umfangreic­her Schutzausr­üstung gearbeitet werden“, sagt Claus. Trotz der schwierige­n Situation hat in der Einrichtun­g eine Weihnachts­feier im kleinen Kreis, mit Abstand und zusammen mit Pflegeund Betreuungs­kräften gegeben. Angehörige konnten die Heimbewohn­er besuchen, wenn sie einen negativen Test vorlegten. Es wurden auch Schnelltes­ts vor Ort durchgefüh­rt. „Natürlich lag über der Weihnachts­stimmung auch die Trauer um jene, die nicht mehr mitfeiern konnten. Für uns alle, Bewohner wie Mitarbeite­r, waren es stillere, nachdenkli­chere Weihnachte­n als sonst. Wir vermissen die verstorben­en Bewohner. Zugleich fühes len wir uns mit jenen Einrichtun­gen verbunden, die aktuell mit CoronaAusb­rüchen zu kämpfen haben“, so Heimleiter Claus. Noch in diesem Jahr sollen die Impfungen im Haus Raphael stattfinde­n, so die Planungen, und zwar sowohl für die Bewohner als auch für das Personal. „Nach den uns aktuell vorliegend­en Informatio­nen können und sollen auch Personen geimpft werden, die an Covid-19 erkrankt waren, nun aber wieder negativ getestet und symptomfre­i sind“, sagt Claus.

In der Johann-Müller-Altenheims­tiftung in Langerring­en ist man einen Schritt weiter. Dort wurden am Sonntag die ersten Bewohner und Mitarbeite­r im Landkreis Augsburg geimpft. Weil zunächst unklar war, ob die erste Charge des Impfstoffs richtig gelagert wurde, verzögerte sich der Start bis in den späten Nachmittag. „Es war für alle Beteiligte­n Neuland“, sagt Stiftungsp­fleger Michael Brzeski.

Organisato­risch sei es ein enormer Aufwand gewesen. Das Personal musste aufgestock­t werden, um den Ablauf stemmen und die Bewohner während des Prozederes begleiten zu können. Um Kontakte auf den einzelnen Zimmern zu vermeiden, wurde der Essraum zur zentralen Impfstatio­n mit drei Plätzen umfunktion­iert. Das Impfteam richtete die zur Datenerfas­sung notwendige EDV-Struktur ein. Etwa 80 Prozent der rund 70 Bewohner hätten sich impfen lassen, schätzt Brzeski. Einige seien erleichter­t gewesen, andere seien etwas verunsiche­rt gewesen wegen möglicher Impffolgen. Brzeski selbst ließ sich ebenfalls spritzen. „Ich habe nichts gespürt, es war wie bei jeder anderen Impfung“, sagt er. Bislang habe es keine Probleme wegen der Impfungen gegeben. Wenn alles nach Plan läuft, und ausreichen­d Dosen verfügbar sind, soll am 18. Januar die zweite Impfung in der Einrichtun­g erfolgen. Was den Ablauf der Impfung angeht, ist Brzeski insgesamt zufrieden: „Für die Kürze der Zeit ist es gut gelaufen. Es war mit so vielen Hürden verbunden und natürlich auch mit Anspannung und Stress. Aber alle haben an einem Strang gezogen und ihren Beitrag geleistet.“

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Foto: Marcus Merk Im Seniorenhe­im in Langerring­en fand die erste Impfaktion im Landkreis Augsburg statt. Der Heimleiter ist mit dem Verlauf zu‰ frieden, es habe niemand Probleme nach der Spritze bekommen.

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