Hoffen und Bangen in den Heimen geht weiter
Die ersten Bewohner sind geimpft. Doch die Corona-Situation in den Alten- und Pflegeheimen im Augsburger Land bleibt angespannt. Wie das Impfteam bei der Landkreis-Premiere in Langerringen arbeitete
Die ersten Bewohner sind geimpft. Doch die Corona-Situation in den Alten- und Pflegeheimen bleibt angespannt. »Lokales
Landkreis Augsburg Es ist eine traurige Bilanz: Seit Beginn der Pandemie sind 57 Bewohner von Altenoder Pflegeeinrichtungen an oder mit Covid-19 gestorben. Derzeit sind 58 Bewohner in zwölf von 25 Alten- und Pflegeeinrichtungen im Augsburger Land positiv auf das Coronavirus getestet. Auch die Personalsituation bleibt angespannt.
Im Zusmarshauser Seniorenheim St. Albert brach das Virus kurz vor Weihnachten aus. Vor einer Woche wurden 25 Bewohner und zwölf Mitarbeiter positiv getestet. Mittlerweile habe sich die Lage etwas beruhigt, sagt Heimleiter Wolfgang Lichtblau. Demnach wurde zuletzt nur noch ein Bewohner positiv getestet. Von den betroffenen Bewohnern sind nach der Infektion drei gestorben, zwei weitere mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Weiterhin von Corona betroffen ist auch das Paul-Gerhardt-Haus in Gersthofen, das zur Diakonie Augsburg gehört. Auch dort haben sich etliche Bewohner und Mitarbeiter mit dem Virus angesteckt. In der Zeit von Mitte Dezember bis kurz vor Weihnachten hatten sich dort 28 Bewohner und sieben Mitarbeiter angesteckt. Zwei Bewohner sind in diesem Zeitraum gestorben.
Schlimm getroffen hat es auch das Haus Raphael in Schwabmünchen. In dem Pflegeheim sind 16 Menschen, bei denen das Coronavirus nachgewiesen worden war, gestorben. Sie waren zwischen 74 und 93 Jahre alt. Von den 34 Einwohnern haben sich 30 infiziert. Die Bewohner, die zwischenzeitlich in anderen Einrichtungen untergebracht waren, sollen noch in diesem Jahr ins Haus Raphael zurückkehren.
„Wir haben im Mitarbeiterkreis im Rahmen eines Gedenkgottesdiensts von den verstorbenen Bewohnern Abschied genommen. An Silvester wird es eine kleine Trauerfeier mit den Mitbewohnern geben“, sagt Einrichtungsleiter Andreas Claus. Die anderen Senioren seien, wenn auch teilweise geschwächt, wieder in stabilerer Verfassung und scheinen die Covid19-Erkrankung überstanden zu haben. „Die Quarantäne wurde für die meisten Bewohner zwischenzeitlich aufgehoben. Es muss aber weiter mit umfangreicher Schutzausrüstung gearbeitet werden“, sagt Claus. Trotz der schwierigen Situation hat in der Einrichtung eine Weihnachtsfeier im kleinen Kreis, mit Abstand und zusammen mit Pflegeund Betreuungskräften gegeben. Angehörige konnten die Heimbewohner besuchen, wenn sie einen negativen Test vorlegten. Es wurden auch Schnelltests vor Ort durchgeführt. „Natürlich lag über der Weihnachtsstimmung auch die Trauer um jene, die nicht mehr mitfeiern konnten. Für uns alle, Bewohner wie Mitarbeiter, waren es stillere, nachdenklichere Weihnachten als sonst. Wir vermissen die verstorbenen Bewohner. Zugleich fühes len wir uns mit jenen Einrichtungen verbunden, die aktuell mit CoronaAusbrüchen zu kämpfen haben“, so Heimleiter Claus. Noch in diesem Jahr sollen die Impfungen im Haus Raphael stattfinden, so die Planungen, und zwar sowohl für die Bewohner als auch für das Personal. „Nach den uns aktuell vorliegenden Informationen können und sollen auch Personen geimpft werden, die an Covid-19 erkrankt waren, nun aber wieder negativ getestet und symptomfrei sind“, sagt Claus.
In der Johann-Müller-Altenheimstiftung in Langerringen ist man einen Schritt weiter. Dort wurden am Sonntag die ersten Bewohner und Mitarbeiter im Landkreis Augsburg geimpft. Weil zunächst unklar war, ob die erste Charge des Impfstoffs richtig gelagert wurde, verzögerte sich der Start bis in den späten Nachmittag. „Es war für alle Beteiligten Neuland“, sagt Stiftungspfleger Michael Brzeski.
Organisatorisch sei es ein enormer Aufwand gewesen. Das Personal musste aufgestockt werden, um den Ablauf stemmen und die Bewohner während des Prozederes begleiten zu können. Um Kontakte auf den einzelnen Zimmern zu vermeiden, wurde der Essraum zur zentralen Impfstation mit drei Plätzen umfunktioniert. Das Impfteam richtete die zur Datenerfassung notwendige EDV-Struktur ein. Etwa 80 Prozent der rund 70 Bewohner hätten sich impfen lassen, schätzt Brzeski. Einige seien erleichtert gewesen, andere seien etwas verunsichert gewesen wegen möglicher Impffolgen. Brzeski selbst ließ sich ebenfalls spritzen. „Ich habe nichts gespürt, es war wie bei jeder anderen Impfung“, sagt er. Bislang habe es keine Probleme wegen der Impfungen gegeben. Wenn alles nach Plan läuft, und ausreichend Dosen verfügbar sind, soll am 18. Januar die zweite Impfung in der Einrichtung erfolgen. Was den Ablauf der Impfung angeht, ist Brzeski insgesamt zufrieden: „Für die Kürze der Zeit ist es gut gelaufen. Es war mit so vielen Hürden verbunden und natürlich auch mit Anspannung und Stress. Aber alle haben an einem Strang gezogen und ihren Beitrag geleistet.“