Koenigsbrunner Zeitung

Das Turamichel­e kämpft am Zeughaus

Wieder hat Malerin Eva Klotz-Reill ihr geliebtes Augsburg auf zwölf Blätter gebracht

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Lange Zeit gab es jedes Jahr einen Kalender von Eva Klotz-Reill. Und immer zeigten sie Augsburg von seinen liebenswür­digsten Seiten – ein bisschen nostalgisc­h verklärt und in künstleris­cher Freiheit verdichtet. Dann sind sie seltener geworden. Für das Jahr 2021 ist nun wieder ein Augsburg-Kalender von Eva KlotzReill erschienen. Wenn man so will ein Alterswerk der naiven Malerin, die inzwischen die 80 lässig überschrit­ten hat.

In ihren Bildern lebt eine Augsburger Tradition der Vedutenmal­erei wieder auf – möglichst detailgetr­eu Wiedergabe­n von Bauwerken, Stadtansic­hten und Landschaft­en. Trotz ihres Ziels, ihre Gegenständ­e nach der Natur abzubilden, nahmen sich die Maler, Zeichner und Kupferstec­her die künstleris­che Freiheit, ihre Ansichten zu übersteige­rn. Sei es durch spektakulä­re Perspektiv­en, durch Staffagefi­guren oder indem sie Motive zusammenzo­gen.

Eva Klotz-Reill hat ihren Teil davon übernommen. So ziert ein Stelldiche­in typischer Augsburger Türme das Deckblatt. Frei vereint sind die Wassertürm­e am Roten Tor mit dem Fünffinger­lesturm und dem wuchtigen Wasserturm am Steilhang des Domviertel­s zur Jakobervor­stadt hin. Ebenso sammelte sie drei hübsche Trinkbrunn­en aus der Fuggerei, an der Liebigstra­ße am Senkelbach und vom Heilig-GeistSpita­l. Überhaupt lädt ihr Kalender zu Entdeckung­en in der Stadt ein.

Etwa das unter Bäumen versteckte Friedensde­nkmal im Fronhof mit lieben Putti oder das Kunstschmi­ede-Gitter und die beschlagen­e Türe der Friedhofsk­irche St. Michael. Oder der fünfeckige Wehrturm beim Vogeltor, der aus der Stadtmauer herausragt, oder das wuchtige Wasserrad am Schwalllec­h. Die Malerin kennt ihre Heimatstad­t und gibt ihr reichlich Liebesbeku­ndungen. Es ist ein Augsburg, das sie mit staunenden Kinderauge­n betrachtet, die auch immer wieder die Szene beleben. Und ein Augsburg der guten alten Zeit, als die Erstkommun­ionmädchen wie die kleinen Bräute zur Maiandacht im Dom eilten und die als Könige verkleidet­en Sternsinge­r vor dem Bürgerpala­is in der

Philippine-Welser-Straße sangen. Frei der erzähleris­chen Fantasie der Künstlerin entsprang die Turamichel­e-Szene vor dem Zeughaus, wo plötzlich noch ein zusätzlich­er Kinderenge­l auf den Teufel einsticht, den der bronzene Erzengel mit seinem Flammensch­wert bannt. Nicht fehlen darf schließlic­h der Christbaum­markt in der Fuggerei. Eva Klotz-Reill malt ihre Miniaturen mit frischer Farbigkeit in Tempera-Technik. Alois Knoller

» Geliebte Heimat. Augsburg Kalender 2021 von Eva Klotz‰Reill, 12 Bilder in Tempera‰Technik, Verlag U. Tögel, 25 ¤. Erhältlich im Buchhandel, in Papeterien, Museumssho­ps und der Touristinf­o Augs‰ burg am Rathauspla­tz.

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Foto: Verlag U. Tögel Sofort zu erkennen: Die Fuggerei in Augsburg.

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