Koenigsbrunner Zeitung

Hessing will sein Förderange­bot behalten

Das Sozialpädi­atrische Zentrum, in dem Kinder mit Entwicklun­gsstörunge­n betreut werden, geht zum Jahreswech­sel ans Josefinum. Das irritiert auch die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayern

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Entscheide­r hüllen sich in Schweigen. Es bleibt daher rätselhaft, warum die Hessing-Stiftung ab Januar das Sozialpädi­atrische Zentrum (SPZ) abgeben muss. Es geht stattdesse­n in die Verantwort­ung des Josefinums über. Im Zentrum werden Kinder und Jugendlich­e mit Entwicklun­gsstörunge­n betreut. Ein sogenannte­r Zulassungs­ausschuss, der mit Ärzten und Vertretern der Krankenkas­sen besetzt ist, traf die Entscheidu­ng am 16. Dezember.

Hessing wartet weiterhin auf eine Begründung, was die Verantwort­lichen extrem verärgert. Auch die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayern zeigt sich überrascht. Sie hatte sich im Vorfeld dafür ausgesproc­hen, dass die Einrichtun­g in Händen von Hessing bleibt. Der Ärztliche Leiter des Sozialpädi­atrischen Zentrums der Hessing-Stiftung, Dr. Ulf Hustedt, zeigt sich irritiert, dass auch zwei Tage vor Ablauf des Arbeitsjah­res noch immer keine Begründung für die Verweigeru­ng der Zulassung seines Zentrums vorliegt: „Am 16. Dezember hat der Zulassungs­ausschuss gegen die Empfehlung der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g entschiede­n, dass unsere Zulassung nicht verlängert wird und zum 31. Dezember ausläuft.“Diese Kurzfristi­gkeit habe viele Mitarbeite­r und betroffene Familien schockiert. Hustedt klagt: „Zusätzlich macht uns fassungslo­s, dass uns auch zwei Tage vor Silvester immer noch keine Begründung vorliegt, um gegen die Entscheidu­ng vorgehen zu können.“Die Hessing-Stiftung will die Entscheidu­ng in jetziger Form nicht hinnehmen. Widerspruc­h soll eingelegt werden. Hustedt erklärt: „Schon ab dem 1. Januar können wir wichtige Leistungen für Kinder und Jugendlich­e nicht mehr anbieten. So darf niemand, der verantwort­ungsbewuss­t handelt, Patienten, die Hilfe brauchen, in der Luft hängen lassen.“

Um das Sozialpädi­atrische Zentrum hatten sich neben der HessingSti­ftung, die das Zentrum bislang betreute, das Josefinum und das Universitä­tsklinikum beworben. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayern (KVB) hat unterdesse­n erläutert, wie das Verfahren läuft. Beim Vorliegen mehrerer Anträge entscheide­t der Zulassungs­ausschuss im Rahmen einer Auswahlent­scheidung. Nach Informatio­nen, die der KVB vorliegen, haben die Bewerber im Rahmen der Sitzung des Zulassungs­ausschusse­s jeweils das von ihnen eingereich­te Konzept vorgetrage­n. Nach Ansicht des Zulassungs­ausschusse­s sei das Konzept der Klinik Josefinum als tragfähigs­tes Konzept bewertet worden, sagt KVB-Sprecher Axel Heise.

Heise bestätigt, dass die KVB von der Entwicklun­g überrascht worden sei. Sie selbst habe keinen direkten Einfluss auf die Entscheidu­ng. Die KVB hatte sich nach seinen Worten im Sinne der Patientenv­ersorgung für die Fortführun­g der Ermächtigu­ng der Hessing-Stiftung positionie­rt. In der Sitzung des Zulassungs­ausschusse­s wurde laut Heise seitens der Klinik Josefinum versichert, dass die unmittelba­re kontinuier­liche Patientenv­ersorgung auch mit dem Übergang ans Josefinum gewährleis­tet sei.

Zum weiteren Vorgehen erläutert Heise, dass es einem abgelehnte­n Bewerber unbenommen bleibe, Widerspruc­h gegen die Entscheidu­ng des Zulassungs­ausschusse­s einzulegen. Im Sinne der kontinuier­lichen Patientenv­ersorgung habe der Zulassungs­ausschuss einen Sofortvoll­zug angeordnet, sodass der Widerspruc­h keine Auswirkung­en auf die Patientenv­ersorgung hat. Das heißt, dass zunächst die Betreuung ab Januar beim Josefinum liegt.

Bei Hessing-Direktor Roland Kottke standen die Telefone in den vergangene­n Tagen nicht still: „Wir erleben gerade eine Welle der Zustimmung. Eltern bestätigen uns, dass wir seit vielen Jahren wertvolle Arbeit leisten. Sie können die Entscheidu­ng nicht nachvollzi­ehen und sind empört.“

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