Koenigsbrunner Zeitung

Ein ganzes Haus voller Katzen

Katzen auf Kissen, Tassen, Fußmatten und zahlreiche Porzellan- und Ton-Figuren zieren die Wohnung von Silvia Eisele in Königsbrun­n. Doch ihre Lieblingsk­atze ist lebendig

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Briefmarke­n, Tiere, Autos oder Schuhe – die Menschen sammeln die verschiede­nsten Dinge mit großer Leidenscha­ft. In einer kleinen Serie stellen wir Sammler und ihre Objekte vor – schließlic­h ist die Jahreswend­e ja auch die Zeit, in der man Kräfte für das neue und Erinnerung­en an das alte Jahr sammelt. Den Anfang macht Silvia Eisele aus Königsbrun­n, die Katzen sammelt.

Es fing alles ganz harmlos an. Silvia Eisele entdeckte beim Bummel durch die Kaufhäuser in Augsburg ihre erste Katze. „Eine kleine bunte Porzellank­atze der Künstlerin Rosina Wachtmeist­er“, erinnert sich die Königsbrun­nerin.

Das war ungefähr vor 17 Jahren und zusammen mit ihrem Mann Reinhold kaufte sie ein Exemplar, welches genau kann sie heute gar nicht mehr sagen. Es sollte nicht die Einzige bleiben: Katzen auf Kissen, Tassen, Fußmatten und zahlreiche Porzellan- und Ton-Figuren zieren ihre Wohnung. „Ich bin keine fanatische Sammlerin. Viele der anderen Katzen sind uns nach der ersten Anschaffun­g zugelaufen“, stellt sie klar. Wie das bei Katzen halt so ist. Wo es ihnen gefällt, da bleiben sie. Bei Familie Eisele gab es von diesem Zeitpunkt an für die Söhne gar kein Problem mehr bei der Frage: Was schenken wir Mutter zum Geburtstag oder zu Weihnachte­n?

Das angeschaff­te Setzkasten­haus füllte sich schnell und Silvia Eisele weiß ganz genau, wer ihr welche der zahlreiche­n Exponate zu welchem Anlass geschenkt hat. „Von einer lieben Freundin habe ich beispielsw­eise zum 40. Geburtstag die Katze am Kamin bekommen, von meinen Eltern die Friedenshä­user auf dem Regal“.

Ihre Eltern, das sind Monika und Werner Mayer, die Initiatore­n der Friedenshä­user Augsburg. Auch sie fanden die Motive der österreich­ischen Künstlerin Wachtmeist­er bezaubernd und haben eine ganze Reihe der Häuser entspreche­nd gestaltet. Beim Ehepaar Eisele findet man sehr viele der typischen Rosina Wachtmeist­erKatzen, man tritt sogar auf sie. Gleich am Eingang gibt es eine Fußmatte. Geht man durch die Eingangstü­r, befindet man sich mit beiden Füssen auf einem schönen Läufer oder auch Schmutzfän­ger mit Katzenmoti­ven. Nicht nur Wachtmeist­er, sondern auch Objekte unbekannte­r Künstler mit Katzenmoti­ven tummeln sich im ganzen Haus. Die größte Katze sitzt im Flur, im WC können sich die Besucher die kleinste Mieze, aus Messing gestaltet, anschauen.

Und so geht es immer weiter, auf der Treppe nach oben gibt es ein Kissen mit Katzen-Motiven und ein passender Stubentige­r liegt daneben. Im Wohnzimmer gesellt sich als Kissenabbi­ldung ein Kätzchen zur stilvollen Weihnachts­dekoration. Eine entzückend­e BarMieze, die sich bei genauer Betrachtun­g als Weinstände­r entpuppt, posiert anmutig auf einem Regal. Am Küchenfens­ter, schaut eine Katze in Form einer Vase ins Freie, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen, denn durchgezäh­lt hat das Ehepaar noch nie und kann deshalb keine genaue Anzahl nennen.

man die Hausherrin fragt, welches denn ihre Lieblingsk­atze sei, antwortet sie ohne überlegen zu müssen: „Meine echte!“Denn die gibt es auch noch: Jenny ist eine zehn Jahre alte weiß- graue Mischung aus Perser- und Hauskatze. Mit ihrem Kuschelfel­l ist sie ebenfalls ausgesproc­hen dekorativ und sie scheint genau zu wissen, dass sie die Königin der Katzensamm­lung im Haus ist. Hoheitsvol­l und schnurstra­cks marschiert sie an den selbst getöpferte­n Exemplaren zu ihrem Frauchen und schmiegt sich liebevoll an deren Beine. Eine Liebe, die voll und ganz erwidert wird.

Doch die Zuneigung zu Katzen fing bei Silvia Eisele tatsächlic­h mit den leblosen Porzellano­bjekten an. Ungefähr zwei Jahre nach der ersten Rosina Wachtmeist­e-Katze zog Mieze Nicky bei der Familie ein.

Die Bestürzung war riesig, als die noch junge Katze vom Auto überfahren wurde und starb. Daraufhin wollte Silvia Eisele erst mal keine lebende Katze mehr im Haus haben. „Ich ging nur zu einer Freundin zum Frühstück und mit einer BabyKatze kam ich nach Hause“, erzählt sie heute schmunzeln­d. Aber auch dieses Glück währte nicht lange, denn auch Lucy wurde von einem Pkw erfasst.

Wieder sei die Trauer groß gewesen, aber die 55-jährige wollte noch einen Versuch wagen und so wurde Jenny Teil der Familie. Auch Jenny musste die Lektion mit den Autos hart lernen und überlebte zwei Unfälle. „Wir hatten Glück, denn sie wurde von sehr liebenswer­ten Menschen gefunden und dank Halsband mit Telefonnum­mer haben diese uns verständig­t“, erzählt die Königsbrun­nerin. Nach etlichen Operatione­n, die von den jeweiligen Tierärzten empfohlen wurden, scheint Jenny heute wieder ganz gesund zu sein, ihr fehlt allerdings der Schwanz. „Er musste leider amputiert werden, aber anscheinen­d vermisst sie ihn nicht“, so ihr Frauchen.

Jenny hat wohl ihre Lektionen gelernt, seitdem ist nichts mehr weiter mit Autos passiert und wie das Ehepaar erklärt: „Sie ist eine Freigänger­in, sie will und darf nach draußen.“Warum Silvia Eisele den Katzen so treu bleibt? „Sie sind stolz, elegant, eigenwilli­g, sie gehen ihre eigenen Wege und wenn sie Lust haben, dann kommen sie zu ihrem Menschen zum schmusen. Und das strahlen sie auch alle aus, die Kunstwerke genauso wie die Lebenden.“

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 ?? Fotos: Claudia Deeney ?? Silvia Eisele aus Königsbrun­n sammelt Katzen in allen Farben und Formen. Doch es gibt auch ein lebendes Objekt in ihrer Samm‰ lung: Katze Jenny.
Fotos: Claudia Deeney Silvia Eisele aus Königsbrun­n sammelt Katzen in allen Farben und Formen. Doch es gibt auch ein lebendes Objekt in ihrer Samm‰ lung: Katze Jenny.
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Die größte und die kleinste Katze (ganz unten) in der Sammlung.
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Mit diesem Setzkasten fing alles an: Die Rosina Wachtmeist­er‰Porzellank­atzen
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Mithilfe ihrer Freundin Beate Heinzel von der Töpferei Toscati fertigte Silvia Eisele diese Stubentige­r.

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