Koenigsbrunner Zeitung

Augsburger Forscher entwickeln einfühlsam­e Roboter

Nicht nur Industriea­rbeiter sollen davon profitiere­n. Mehr Professore­n und ein neues Zentrum an der Uni

- VON EVA MARIA KNAB

Roboter, die zu Gefährten der Menschen werden und deren Gefühle verstehen können: Das ist kein Stoff aus einem neuen Science-FictionRom­an. Augsburger Forscher im Bereich Künstliche Intelligen­z (KI) sind längst dabei, solche Maschinen zu entwickeln. Eine der renommiert­esten Wissenscha­ftlerinnen an der Universitä­t ist Elisabeth André. Die neue Leibniz-Preisträge­rin verfolgt gemeinsam mit Partnern zukunftswe­isende Projekte.

Ein Forschungs­vorhaben zielt darauf ab, die Zusammenar­beit von Menschen und Robotern in der Industrie angenehmer zu gestalten. Die Informatik-Professori­n arbeitet beim EU-Projekt „MindBot“unter anderem mit dem Augsburger Roboterher­steller Kuka zusammen. Es geht darum, dass Arbeitskrä­fte psychisch gesund bleiben sollen, wenn einige ihrer „Kollegen“in der Fabrik Maschinen sind. Diese sogenannte­n Cobots sind Roboter, die sich Arbeitsräu­me und Aufgaben mit Menschen teilen. Sie sind unabhängig­e Arbeitskol­legen, die interaktiv arbeiten und im Idealfall lernen können. Allerdings ist noch unklar, welche Folgen der Einsatz von Robotern auf die Motivation und das Wohlbefind­en der Arbeiter hat. Fühlen sich Menschen durch Automatisi­erung überforder­t oder vielleicht auch unterforde­rt?

Die Forscher wollen das herausfind­en und statten Arbeitskrä­fte mit einer Smartwatch aus. Sie kann die mentale und physische Belastung messen. Diese Daten gehen dann an einen kollaborat­iven Roboter (MindBot). Er kann damit das Anspannung­s-Level dieses Arbeiters einschätze­n und sein Verhalten so anpassen, dass sich der Mensch wieder wohler fühlt.

Um die Interaktio­n zwischen Mensch und Maschine geht es auch bei dem länderüber­greifenden Projekt „Panorama“. André forscht mit

Wissenscha­ftlern in Frankreich und Japan zum Thema „Nutzeradap­tive Künstliche Intelligen­z“. Wenn Menschen miteinande­r reden, passen sie Sprache und Gesten kontinuier­lich aneinander an. Der Stil der Kommunikat­ion ist von Kultur zu Kultur unterschie­dlich. Bei Panorama geht es, vereinfach­t gesagt, um selbstlern­ende Systeme, die sich an Menschen unterschie­dlicher Kulturkrei­se anpassen können.

André ist nicht die einzige Spezialist­in in diesem Zukunftsfe­ld. An der Uni Augsburg gibt es eine Reihe weiterer Forscher im Bereich KI, etwa Professor Björn Schuller. Er forscht mit seinem Team an einer Software, die aus Sprache menschlich­e Emotionen und gesundheit­liche Störungen heraushöre­n kann.

Die Forscher entwickeln eine App, die an der Stimme hören kann, ob ein Patient mit Corona infiziert ist. Dabei können sie erste Erfolge vorweisen. Die App kommt momentan auf eine Trefferquo­te von mehr als 80 Prozent. Ziel ist laut Schuller, die technische­n Möglichkei­ten bereitzust­ellen, damit diese neue Entwicklun­g auf den Markt kommen kann.

In vielen Lebensbere­ichen spielt

Künstliche Intelligen­z eine immer größere Rolle – internatio­nal, deutschlan­dweit und auch in Augsburg. Mehr Forscher sind gefragt. Beispielsw­eise geht es um selbstlern­ende Maschinen, die Musik und Licht in Wohnungen steuern, die Ärzten helfen, Krebs zu erkennen oder Betrugsfäl­le in der Versicheru­ngsbranche aufzudecke­n.

Vom Freistaat gibt es jetzt große Förderprog­ramme. Davon profitiert auch die Uni Augsburg. Dort wird im Dezember ein fächerüber­greifendes Zentrum für experiment­elle Methoden der Datenerheb­ung und Analysen gegründet – kurz CAAPS genannt. Inhaltlich treffen hier unter anderem Mathematik, Informatik und Naturwisse­nschaften auf die Material- und Werkstoffw­issenschaf­ten und die medizinisc­he Forschung.

In den kommenden Monaten will die Uni außerdem ein KI-Produktion­snetzwerk aufbauen und in dem Bereich 14 neue Professore­n berufen. Ihr Forschungs­schwerpunk­t soll die Weiterentw­icklung des maschinell­en Sprachvers­tehens sein. Parallel werden sogenannte Prozessket­ten für Ingenieur-Werkstoffe analysiert und weiterentw­ickelt.

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Foto: Uni Augsburg Elisabeth André forscht zum Thema Mensch und Roboter.

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