Koenigsbrunner Zeitung

Sein großer Traum im Ruhestand ist ein Radiomuseu­m

Fernseh Hille in Lechhausen hört auf. Klaus Hille erinnert sich an Begegnunge­n mit Stammkunde­n. Beim Abschied schwingt Wehmut mit

- VON MICHAEL HÖRMANN

„Sie wissen doch, wie mein Wohnzimmer aussieht. Besorgen Sie mir bitte einfach dazu den passenden Fernseher.“Es mag wohl ein besonderes Vertrauens­verhältnis bestanden haben zwischen Kunde und Geschäftsm­ann. Klaus Hille kennt viele dieser Geschichte­n, weil er sie selbst erlebt hat. Da gab es auch den älteren Mann, der vor vielen Jahren einen Fernseher reparieren ließ. „Da haben Sie wohl jetzt die Filmrollen ausgewechs­elt“, sagte der Kunde nach Erledigung des Auftrags. Hille versichert glaubhaft, dass der Mann es ernst gemeint habe. Das Technikver­ständnis sei eben nicht besonders ausgeprägt gewesen. „Aber es war eine dieser vielen Begegnunge­n mit Menschen, denen ich helfen konnte“, sagt Hille. Die persönlich­e Nähe zu seinen Kunden war ihm immer wichtig. „Mitunter war ich auch so etwas wie der Kummerkast­en“, erzählt der Radio- und Fernsehtec­hnikermeis­ter.

Nicht nur in Lechhausen hatte die Firma Fernseh Hille ihren Kundenkrei­s. Wenn es notwendig war, reiste Klaus Hille auch mal ins Ausland. In den 1980er-Jahren installier­te er in Südtirol eine Satelliten­anlage. Am wohlsten fühlte sich der Geschäftsa­ber in der Heimat. In der Schackstra­ße 33 in Lechhausen hatte er seinen Laden, in dem er über viele Jahre hinweg Elektronik­artikel verkaufte. Radios und Fernseher waren das Kerngeschä­ft. Mindestens die Hälfte seiner Arbeitszei­t verbrachte Klaus Hille bei Kunden. Wenn Hilfe benötigt wurde, kam er zu Reparature­n der Geräte. „Dass in diesem Fall viel mit den vertrauten Kunden geplaudert wurde, gehörte einfach dazu“, sagt der Geschäftsm­ann.

Zum Jahresende ist nun der Abschied gekommen. Das Familienun­ternehmen Hille hört nach 61 Jahren auf. Es ist ein Abschied, der auch Wehmut aufkommen lässt. Der kleine Laden im auffällige­n weißen Eckhaus mit der braunen Dachterras­se ist nahezu leer geräumt. „Es ist die Zeit gekommen, um aufzuhören“, sagt der Vater von drei ermann

Kindern, der mit seiner Frau in Göggingen lebt. Corona habe die Dinge noch beschleuni­gt. Für ihn, der mit Leib und Seele Radios und Fernseher verkaufte, ist es jedenfalls ein besonderer Moment, weil er an die Anfänge des Unternehme­ns denkt: „Mein Vater machte sich damals Gedanken, wie man ein Geschäft aufmacht. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man es zumacht.“

Finanziell betrachtet, gab es keine Not, jetzt einen Schlussstr­ich zu ziehen. „Ich bin ein bescheiden­er Mensch“, sagt Hille. Aber es sei natürlich immer schwierige­r geworden, sich im Wettbewerb zu behaupten. Dies erlebten selbst die Größen in der Unterhaltu­ngselektro­nik. Fernsehrep­araturen seien ohnehin kein lukratives Geschäft auf Dauer. „Wir entwickeln uns hier leider zu einer Wegwerf-Gesellwach­senen schaft, was ich bedauere“, lautet seine Erkenntnis.

Vater Klaus Hille hatte das Geschäft im Jahr 1959 gegründet. Start war in der Dominikane­rgasse in der Innenstadt. Schon als kleiner Bub sei er interessie­rt gewesen, wenn es an den Geräten etwas zu schrauben gab, sagt der 65-Jährige. Das Tüfteln sei ihm vom Vater mit auf den Lebensweg gegeben worden. „Das Radio hat mich eigentlich schon immer fasziniert.“Es sei die Freude an der Technik mit ihren kleinteili­gen Verästelun­gen, begründet er die Faszinatio­n.

Und hier schließt sich für den Geschäftsm­ann, der jetzt aus dem Berufslebe­n ausscheide­t, der Kreis. Klaus Hille hat eine riesige Sammlung an alten Rundfunkge­räten. 300 Stück dürften es derzeit sein. Dazu gehören einige Schätze wie ein französisc­hes Radio aus dem Jahr 1920. Die Pionierzei­t der Geräte begeistere ihn. Nach und nach habe er seine private Sammlung ausgebaut. Jetzt im Ruhestand bleibe noch mehr Zeit, um sich den Liebhabers­tücken zu widmen. Mit einer Sammlung von 300 Radiogerät­en gebe es auch etwas zum Vorzeigen. „Mein Traum wäre ein kleines Rundfunkmu­seum“, sagt Klaus Hille.

 ?? Fotos: Klaus Rainer Krieger ?? Klaus Hille inmitten der Sammlung historisch­er Radiogerät­e in seiner Wohnung. Sein Traum ist nun ein Radiomuseu­m, nachdem das Geschäft Hille Fernsehtec­hnik in der Schackstra­ße 33 in Lechhausen endgültig geschlosse­n ist.
Fotos: Klaus Rainer Krieger Klaus Hille inmitten der Sammlung historisch­er Radiogerät­e in seiner Wohnung. Sein Traum ist nun ein Radiomuseu­m, nachdem das Geschäft Hille Fernsehtec­hnik in der Schackstra­ße 33 in Lechhausen endgültig geschlosse­n ist.
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