Koenigsbrunner Zeitung

Königsbrun­nerin will Abitur auf der Harfe machen

Der 15-jährigen Franziska Lohmann wird großes Talent bescheinig­t. Was sie an dem Instrument begeistert

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Harfe spielen mit langen Fingernäge­ln? Diese Frage verneint die 15-jährige Franziska Lohmann für sich sofort: „Das geht nicht besonders gut, mit den Nägeln bleibt man an den Saiten hängen und das Geräusch, das dabei entsteht, kann auch das Publikum gut hören.“Außerdem seien die Saiten sowieso recht reißanfäll­ig, egal welche man da aufziehe. Die junge Frau kennt sich bestens aus mit ihrem Instrument und kann selbstvers­tändlich auch an ihrer Harfe die Saiten selbst wechseln.

Ihre Liebe zu diesem Instrument weckte Monika Galkin. Galkin ist in Königsbrun­n eine sehr bekannte Harfenisti­n und wurde 2020 mit dem Anerkennun­gspreis zum Kulturprei­s der Stadt Königsbrun­n ausgezeich­net, wobei die offizielle Verleihung Covid-19-bedingt voraussich­tlich im kommenden Jahr stattfinde­n wird.

Franziska Lohmann mochte schon als Kindergart­enkind Musik. Unter anderem sang sie im Chor der Musikschul­e Königsbrun­n und erzählt: „Unsere Lehrerin Monika Galkin hat uns ab und zu auf der Harfe begleitet und da hat es bei mir klick gemacht.“

Als sie in die zweite Klasse kam, war es endlich so weit und sie durfte bei Galkin Harfenunte­rricht nehmen. „Ein Kind muss erst mal Noten lesen können und zudem ist die Harfe kein preiswerte­s Instrument“, fügt ihr Vater hinzu. Außerdem sei nicht klar gewesen, ob Franziska bei dem Instrument wirklich bleiben möchte, deshalb habe Axel Lohmann für seine Tochter erst einmal eine Harfe von einem Freund gegen Gebühr ausgeliehe­n.

Doch seine Tochter blieb dabei und die Lohmanns wurden Eigentümer einer Kinderharf­e.

Nach vier Jahren Kinderharf­e war es an der Zeit, ein neues Instrument für Franziska anzuschaff­en und auch hier beriet die engagierte Musiklehre­rin die Lohmanns. Zusammen mit Monika Galkin suchte die Familie bei einem Harfenbaue­r in Österreich eine geeignete Harfe für die damals Zehnjährig­e aus.

„Wir haben unter anderem bestimmt, welches Holz wir innen und außen wollen, wo der Stimmwirbe­l angebracht werden soll, welche Farbe und welche Schnitzere­ien, mit Vergoldung und wenn ja wo“, erklärt die junge Harfenisti­n. Das Instrument wurde individuel­l für sie angefertig­t und ihr Vater fügt anschaulic­h hinzu: „Man fängt bei einem Basispreis an und sattelt dann drauf. Der Vorgang ist vergleichb­ar mit dem Kauf eines Autos.“

Bei den Saiten hat sich Franziska für das Material Nylon entschiede­n, weil diese ein bisschen reißfester seien. „Man erschrickt sowieso, wenn die Saiten unter dem Spiel reißen, Natursaite­n gehen noch öfter kaputt“, verdeutlic­ht die 15-Jährige.

Eine Harfe hat ihre Eigenheite­n, dazu gehört auch, dass man vor einem Auftritt nicht einfach am jeweiligen Ort ankommen und loslegen kann. „Durch Transport und Temperatur­unterschie­de verstimmen sich die Saiten schnell“, erklärt Franziska. Sie sei immer eine Stunde vorher auf der jeweiligen Bühne. Dann stehe die Harfe eine halbe Stunde erst mal da und erst danach fange die junge Künstlerin an, ihr Instrument zu stimmen. Kurz vor der Darbietung überprüft sie noch einmal, ob die Töne richtig klingen.

Für das Kind und jetzigen Teenager eine reife Leistung, sich diesem Instrument seit nunmehr neun Jahren zu widmen. „Na ja, zwischendu­rch hatte ich schon so meine Hänger und Mama musste sagen: ‘Franziska du musst üben!’“, schmunzelt sie.

„Für mich ist die Harfe mein Instrument, um beim Spielen zu entspannen und runterzuko­mmen vom Alltag“, erzählt sie weiter. Auch spiele sie gerne mal Musik, die sich nicht im Klassikber­eich bewegt und beweist das auch gleich im Wohnzimmer. Das wohl bekanntest­e Lied von Leonhard Cohen, „Halleluja“, erklingt und sorgt für Gänsehautg­efühl.

Aus den genannten Gründen wankt sie auch noch etwas, ob sie tatsächlic­h ihr in zwei Jahren anstehende­s Abitur auf der Harfe ablegen möchte. Obwohl das Königsbrun­ner Gymnasium keinen Lehrer für dieses Instrument hat, ermöglicht die Schule diese Option.

„Franziska muss einen Nachweis bringen, dass sie von einem qualifizie­rten Lehrer Unterricht erhält und an der Schule selbst demnächst eine Vorprüfung ablegen“, erklärt Axel Lohmann die Prozedur. Mit Monika Galkin als Lehrerin ist der Nachweis kein Problem für die 15-Jährige. Diese bestätigt ihrer langjährig­en Schülerin, ein ausgesproc­hen hoffnungsv­olles Talent zu sein und sagt: „Ich wünsche mir sehr, dass Franziska weitermach­t.“

Das junge Talent wird bei der Vorprüfung auf jeden Fall antreten und hat sich schon ein Übungsstüc­k dafür herausgesu­cht und sagt: „Wenn ich beim Vorspielen vor einem Musiklehre­r des Gymnasiums bestehe, dann neige ich schon dazu, mein Abitur im Fach Musik mit der Harfe zu machen.“Wenn sie nicht bestünde, dann sehe sie den Vorteil für sich darin, dass sie keine Einschränk­ungen bei der Auswahl der Prüfungsfä­cher habe. Sie möge nämlich auch die Naturwisse­nschaften und diese als Kombinatio­n mit Musik sind nach wie vor bei der schriftlic­hen Prüfung nicht möglich.

„Wenn ich mich für Musik und die Harfe entscheide, kann ich auch nicht zurücktret­en und es ist doch etwas anderes, in der Oberstufe Harfe zu spielen und auch im Abitur die schriftlic­he Prüfung, zusätzlich zu dem Vorspielen, abzulegen.“Für ihren Wunschberu­f Lehrerin wäre es aber wiederum von Vorteil, und Auftrittse­rfahrung hat sie auch schon reichlich gesammelt, was ebenfalls für die Harfe spricht.

 ?? Foto: Claudia Deeney ?? Die Königsbrun­nerin Franziska Lohmann mit ihrer zweiten Harfe, die eigens für sie angefertig­t wurde.
Foto: Claudia Deeney Die Königsbrun­nerin Franziska Lohmann mit ihrer zweiten Harfe, die eigens für sie angefertig­t wurde.

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