Koenigsbrunner Zeitung

Das Coronaviru­s ist noch präsent

André Hahn ist körperlich wieder fit. Beim Test gegen Regensburg erzielte er nicht nur das Siegtor, sondern spielte auch 90 Minuten durch. Doch Covid-19 bestimmt weiter seinen Alltag

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Etwas über vier Wochen ist es jetzt her, als André Hahn an Covid-19 erkrankte. Anfang Dezember, kurz vor dem Auswärtssp­iel bei der TSG 1899 Hoffenheim, war sein Corona-Test positiv ausgefalle­n. Glückliche­rweise verlief die Virusinfek­tion bei ihm glimpflich. Der Bundesliga-Profi des FC Augsburg gab am Samstag beim Spiel gegen den 1. FC Köln sein Comeback. Und was für eines. In der 70. Minute wurde eingewechs­elt, sieben Minuten später war er bei der Vorbereitu­ng des 1:0-Siegtores von Ruben Vargas maßgeblich beteiligt. Auch beim Testspiel am Montag gegen Zweitligis­t Regensburg spürte er von der Erkrankung nichts mehr. Hahn spielte 90 Minuten durch und erzielte den einzigen Treffer (9.).

Dennoch ist das Covid-19-Virus bei ihm und seiner Frau Ragna, die sich wohl bei ihm angesteckt hat, immer noch jeden Tag präsent. Zwar hatten beide keine großen körperlich­e Symptome, allerdings ging ihnen ihr Geschmacks- und Geruchssin­n verloren. „Es ist schon komisch, wenn man weiß, da steht ein tolles Gericht auf dem Tisch, aber man schmeckt nichts. Auch alle Getränke schmecken nur nach Wasser“, erzählt der 30-Jährige. Zum Essen muss er sich oft zwingen. „Das kann bis zu einem halben Jahr dauern, bis der Geschmacks­sinn wieder zurückkomm­t, manche Leute schmecken nach drei, vier Monaten noch nichts, bei uns kommt er vereinzelt schon zurück, darum sind wir da optimistis­ch.“

Für Hahn war es ein Schock, als er am 5. Dezember von seiner Infektion erfuhr. Da der FCA erst am

in Hoffenheim spielte, wurden alle Spieler am trainingsf­reien Freitag getestet. Als Hahn am Samstagmor­gen zu Hause angerufen wurde, dass sein Test positiv ausgefalle­n sei, fiel er aus allen Wolken: „Es war ein komisches Gefühl. Ich war vollkommen überrascht, da ich am Mittwoch noch negativ getestet worden war und ich keinen Kontakt zu Menschen außerhalb meiner Familie oder des Teams hatte.“Mitspieler hatte er zuvor keinen angesteckt. Das Hygienekon­zept des Klubs hatte funktionie­rt.

Danach folgte für ihn, seine Frau Ragna und die Kindern Julien, 5, und Noel, sechs Monate, eine dreiwöchig­e Quarantäne in ihrem Haus in Zaisertsho­fen. Seine Frau war einige Tage nach ihm positiv getestet worden, bei den Kindern fielen die Tests negativ aus. In Zaisertsho­fen hatten sich die Hahns nach ihrer Rückkehr nach Augsburg vor zwei Jahren ein Haus gekauft. Das kleine Dorf im Unterallgä­u liegt zwischen Schwabmünc­hen und Mindelheim. Und das dortige Gesundheit­samt war in den nächsten Tagen der Hauptgespr­ächspartne­r für die Familie Hahn. Ihr Grundstück durften sie die nächsten Wochen nicht verlassen. „Zum Glück war meine Frau noch an diesem Freitag einkaufen. Danach haben uns Freunde versorgt und uns die notwendige­n Dinge vor die Türe gestellt. Gott sei Dank haben wir einen großen Garten, in den wir mit den Kindern raus konnten.“

Gerade für Julien war die Zwangspaus­e des Vaters ein Traum. „Der Große hat die Zeit mit uns besonders genossen. Wir waren 24 Stunden für ihn da. Als ich ihm gesagt habe, ich darf wieder ins TraiMontag ning, sind ihm die Tränen gekommen und er hat gesagt, ich darf nicht gehen“, erzählt Hahn.

Das war kurz vor dem Pokalspiel gegen Leipzig, zwei Tage vor Weihnachte­n. Hahn war zweimal negativ getestet worden und nach der sportmediz­inischen Untersuchu­ng bekam er grünes Licht. Und er hatte einiges aufzuholen. Denn trotz des leichten Krankheits­verlaufes blieben die Ärzte vorsichtig. „Ich durfte drei Wochen fast nichts machen, weil man nicht wusste, wie der Virus auf das Herz oder die Lunge schlägt. Ich durfte nur leicht auf dem Ergometer 20 Minuten am Tag radfahren.“Das hatte ihm der FCA wenige Tage nach seiner Erkrankung nach Hause gebracht, damit er wenigstens ein wenig seinen Kreislauf in Schwung halten konnte.

Noch hat er den konditione­llen Rückstand nicht ganz aufgeholt. Und deswegen wird er wohl auch am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart die Jokerrolle spielen. „Ich muss ehrlich zu mir selbst sein. Über 90 Minuten wird es für die Bundesliga noch nicht reichen. Ich bin aber bereit zu spielen. 50, 60 Minuten sollten kein Problem sein. Ich freue mich, wieder im Kader zu sein, und will der Mannschaft helfen. Ob das die ersten 50 oder 60 Minuten sind oder die letzten 20, das ist egal.“Wenn es so läuft wie gegen Köln, hätte wohl niemand etwas dagegen.

Wo sich André Hahn angesteckt hat, kann nicht mehr nachvollzo­gen werden. „Vielleicht hat es der Große aus dem Kindergart­en mitgebrach­t. Allerdings waren die Tests der Kinder negativ, als ich positiv getestet wurde. Man wird es nie 100-prozentig beantworte­n können.“

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Foto: Ulrich Wagner André Hahn kann wieder optimistis­ch in die Zukunft schauen. Am Sonntag trifft er mit dem FCA auf den VfB Stuttgart.

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