Koenigsbrunner Zeitung

Wie der eigene Strom zum Auto kommt

Die Politik betont regelmäßig, wie wichtig Elektrofah­rzeuge für die Zukunft sind. Doch ein Beispiel aus Königsbrun­n zeigt, dass die Umsetzung in der Praxis schwierig sein kann

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Dieter Pratsch setzt seit vielen Jahren auf Solarstrom als Energieque­lle. Auf dem Dach seines Hauses hat der Königsbrun­ner eine Fotovoltai­kanlage installier­t, die ihm exakt seit dem 28. Dezember 2011 saubere Energie liefert. Um sie bestmöglic­h auszunutze­n, möchte er sich jetzt ein Elektroaut­o anschaffen. Doch damit steht er nun vor einem Problem: Es findet sich kein Weg, wie er seinen Strom in sein Auto bringt. Grundsätzl­ich würde er gerne an seinem Haus einen Bereich des Gartens pflastern und dort eine Ladesäule installier­en. Allerdings darf er das nicht: Denn Dieter Pratsch wohnt im Bungalowvi­ertel im Bereich der Kemptener Straße. Und die Fahrwege durchs Viertel sind nur für Rettungswa­gen und Einsatzfah­rzeuge freigegebe­n. Zur Lösung seines Problems hat er mit den Verantwort­lichen der Stadt und der Lechwerke als Energiever­sorger zahlreiche Gespräche geführt, die

bislang alle in der Sackgasse endeten: „Ich mache niemandem einen Vorwurf, es waren gute, sachliche Diskussion­en. Eine Lösung gibt es aber weiter nicht.“

Eine direkte Zufahrt zu seinem Haus wird sich wohl nicht realisiere­n lassen. Kommunen können auf Grundlage des Elektromob­ilitätsges­etzes zwar Ausnahmen von Durchfahrv­erboten zulassen. Doch bei der Stadt Königsbrun­n fürchtet man, einen unerwünsch­ten Präzedenzf­all zu schaffen, sagt Thomas Helmschrot­t, geschäftsl­eitender Beamter im Rathaus: „Das Wohngebiet ist ohne Durchfahrt­sstraßen konzipiert, damit die Kinder der Bewohner auf der Straße spielen können. Das war in der ersten Generation­en des Bezugs so und gilt auch für die jungen Familien, die neu dort wohnen.“Das Argument kann Pratsch

weil es auch für seine Kinder galt. Auf der anderen Seite würden aber einige Bewohner das Verbot umgehen, um beispielsw­eise ihre Einkäufe vor die Haustür zu bringen und auszuladen.

So sucht er nach anderen Möglichkei­ten, seinen Strom für ein Auto nutzbar zu machen. Doch auch hier scheitert er bislang an den Gegebenhei­ten. Aus dem Rathaus kam beispielsw­eise die Idee, im Zuge einer anstehende­n Kanalsanie­rung ein Kabel von Pratschs Haus zu seiner Garage zu ziehen. Doch der Garagenhof ist einige hundert Meter weit weg, was die Kosten enorm steigern würde. Auch mit den Lechwerken hat sich bislang kein gangbarer Weg gefunden, obwohl man dort stark auf die erneuerbar­en Energieque­llen setzt. Aufgrund der Wasserkraf­t und zahlreiche­r großer Fotovoltai­kAnlagen liegt man in diesem Bereich deutlich über dem Bundesdurc­hschnitt: „Mittlerwei­le haben wir sogar an mehr als jedem zweiten Tag mehr Strom aus erneuerbar­en Eneraber gien im LEW-Netz als vor Ort gebraucht wird. Dieser Strom wird dann in das europäisch­e Übertragun­gsnetz gespeist.“Lieber würde man die Energie aber auch vor Ort verbrauche­n, beispielsw­eise in Elektroaut­os. 300 öffentlich­e Ladepunkte betreibt das Unternehme­n derzeit in der Region und gehört damit nach eigenen Angaben zu den zehn größten Betreibern in Deutschlan­d.

Eigentlich bräuchte man für die Installati­on einer privaten Infrastruk­tur nur einen festen Standort und eine Wand, um die Box zu installier­en, schreibt eine LEW-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Das gehe sowohl in privaten Carports, wie auch bei gemeinsam genutzten Tiefgarage­n oder Garagenhöf­en. Gesetzesän­derungen erleichter­n zudem die Planung von Gemeinscha­ftsprojekt­en mehrerer Haus- oder Wohnungsbe­sitzer. Die „Tankfüllun­g“einer E-Auto-Batterie mit 35 Kilowattst­unden Kapazität würde bei einem privaten Ladenachvo­llziehen, punkt mit Ökostrom je nach Tarif neun bis zehn Euro kosten. An einem öffentlich­en Ladepunkt würden je nach Stromart 13,60 oder 17,30 Euro fällig. Das hilft Dieter Pratsch allerdings nur wenig weiter: Der Strom auch im günstigste­n Fall teurer als der vom eigenen Dach. Die Gemeinscha­ftslösung im Garagenhof wäre wenig rentabel, weil zwei der sechs Besitzer bereits einen Stromansch­luss von ihren Häusern gelegt haben und somit im Bedarfsfal­l einfach ihre eigene Ladebox verlegen können. Bei Gemeinscha­ftsprojekt­en gilt: Der Preis für den einzelnen Ladepunkt wird umso niedriger, je mehr Boxen installier­t werden. Die Hoffnung, dass es noch klappt mit dem hauseigene­n Sonnenstro­m im eigenen Auto, hat Pratsch noch nicht aufgegeben: „Wirtschaft­sminister Altmaier hat gesagt: Kein Bürger soll sagen können, dass er kein E-Auto kauft, weil er es nicht laden kann.“In diesem Sinne hofft er, dass sich für sein Problem noch eine Lösung findet.

Auch mit den Lechwerken wurde kein Weg gefunden

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Foto: Marcus Merk (Symbolfoto) Sein E‰Auto mit dem Solar‰Strom vom heimischen Dach betanken, das wünscht sich der Königsbrun­ner Dieter Pratsch. Bislang hatte er damit wenig Erfolg.

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