Wie der eigene Strom zum Auto kommt
Die Politik betont regelmäßig, wie wichtig Elektrofahrzeuge für die Zukunft sind. Doch ein Beispiel aus Königsbrunn zeigt, dass die Umsetzung in der Praxis schwierig sein kann
Königsbrunn Dieter Pratsch setzt seit vielen Jahren auf Solarstrom als Energiequelle. Auf dem Dach seines Hauses hat der Königsbrunner eine Fotovoltaikanlage installiert, die ihm exakt seit dem 28. Dezember 2011 saubere Energie liefert. Um sie bestmöglich auszunutzen, möchte er sich jetzt ein Elektroauto anschaffen. Doch damit steht er nun vor einem Problem: Es findet sich kein Weg, wie er seinen Strom in sein Auto bringt. Grundsätzlich würde er gerne an seinem Haus einen Bereich des Gartens pflastern und dort eine Ladesäule installieren. Allerdings darf er das nicht: Denn Dieter Pratsch wohnt im Bungalowviertel im Bereich der Kemptener Straße. Und die Fahrwege durchs Viertel sind nur für Rettungswagen und Einsatzfahrzeuge freigegeben. Zur Lösung seines Problems hat er mit den Verantwortlichen der Stadt und der Lechwerke als Energieversorger zahlreiche Gespräche geführt, die
bislang alle in der Sackgasse endeten: „Ich mache niemandem einen Vorwurf, es waren gute, sachliche Diskussionen. Eine Lösung gibt es aber weiter nicht.“
Eine direkte Zufahrt zu seinem Haus wird sich wohl nicht realisieren lassen. Kommunen können auf Grundlage des Elektromobilitätsgesetzes zwar Ausnahmen von Durchfahrverboten zulassen. Doch bei der Stadt Königsbrunn fürchtet man, einen unerwünschten Präzedenzfall zu schaffen, sagt Thomas Helmschrott, geschäftsleitender Beamter im Rathaus: „Das Wohngebiet ist ohne Durchfahrtsstraßen konzipiert, damit die Kinder der Bewohner auf der Straße spielen können. Das war in der ersten Generationen des Bezugs so und gilt auch für die jungen Familien, die neu dort wohnen.“Das Argument kann Pratsch
weil es auch für seine Kinder galt. Auf der anderen Seite würden aber einige Bewohner das Verbot umgehen, um beispielsweise ihre Einkäufe vor die Haustür zu bringen und auszuladen.
So sucht er nach anderen Möglichkeiten, seinen Strom für ein Auto nutzbar zu machen. Doch auch hier scheitert er bislang an den Gegebenheiten. Aus dem Rathaus kam beispielsweise die Idee, im Zuge einer anstehenden Kanalsanierung ein Kabel von Pratschs Haus zu seiner Garage zu ziehen. Doch der Garagenhof ist einige hundert Meter weit weg, was die Kosten enorm steigern würde. Auch mit den Lechwerken hat sich bislang kein gangbarer Weg gefunden, obwohl man dort stark auf die erneuerbaren Energiequellen setzt. Aufgrund der Wasserkraft und zahlreicher großer FotovoltaikAnlagen liegt man in diesem Bereich deutlich über dem Bundesdurchschnitt: „Mittlerweile haben wir sogar an mehr als jedem zweiten Tag mehr Strom aus erneuerbaren Eneraber gien im LEW-Netz als vor Ort gebraucht wird. Dieser Strom wird dann in das europäische Übertragungsnetz gespeist.“Lieber würde man die Energie aber auch vor Ort verbrauchen, beispielsweise in Elektroautos. 300 öffentliche Ladepunkte betreibt das Unternehmen derzeit in der Region und gehört damit nach eigenen Angaben zu den zehn größten Betreibern in Deutschland.
Eigentlich bräuchte man für die Installation einer privaten Infrastruktur nur einen festen Standort und eine Wand, um die Box zu installieren, schreibt eine LEW-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Das gehe sowohl in privaten Carports, wie auch bei gemeinsam genutzten Tiefgaragen oder Garagenhöfen. Gesetzesänderungen erleichtern zudem die Planung von Gemeinschaftsprojekten mehrerer Haus- oder Wohnungsbesitzer. Die „Tankfüllung“einer E-Auto-Batterie mit 35 Kilowattstunden Kapazität würde bei einem privaten Ladenachvollziehen, punkt mit Ökostrom je nach Tarif neun bis zehn Euro kosten. An einem öffentlichen Ladepunkt würden je nach Stromart 13,60 oder 17,30 Euro fällig. Das hilft Dieter Pratsch allerdings nur wenig weiter: Der Strom auch im günstigsten Fall teurer als der vom eigenen Dach. Die Gemeinschaftslösung im Garagenhof wäre wenig rentabel, weil zwei der sechs Besitzer bereits einen Stromanschluss von ihren Häusern gelegt haben und somit im Bedarfsfall einfach ihre eigene Ladebox verlegen können. Bei Gemeinschaftsprojekten gilt: Der Preis für den einzelnen Ladepunkt wird umso niedriger, je mehr Boxen installiert werden. Die Hoffnung, dass es noch klappt mit dem hauseigenen Sonnenstrom im eigenen Auto, hat Pratsch noch nicht aufgegeben: „Wirtschaftsminister Altmaier hat gesagt: Kein Bürger soll sagen können, dass er kein E-Auto kauft, weil er es nicht laden kann.“In diesem Sinne hofft er, dass sich für sein Problem noch eine Lösung findet.
Auch mit den Lechwerken wurde kein Weg gefunden