Koenigsbrunner Zeitung

Söder macht Holetschek zum Gesundheit­sminister

Allgäuer Abgeordnet­er ersetzt Melanie Huml. Faschingsf­erien fallen aus

- VON ULI BACHMEIER, HELMUT KUSTERMANN UND RUDI WAIS

Nicht alle Länder wollen die 15‰Kilometer‰Regel

München/Berlin Ein halbes Jahr nach den Corona-Testpannen in Bayern holt sich Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) überrasche­nd doch einen neuen Gesundheit­sminister. Der Allgäuer CSU-Politiker und bisherige Staatssekr­etär Klaus Holetschek soll bereits an diesem Freitag die Oberfränki­n Melanie Huml ablösen, die das Ressort mehr als sieben Jahre lang geleitet hat.

Söder sprach von einer „perspektiv­ischen“Entscheidu­ng. Huml solle ab Montag als neue Europamini­sterin das Team in der Staatskanz­lei verstärken und auch im CoronaStab mitarbeite­n. Die Entscheidu­ng sei „verbunden mit einer ganz hohen Wertschätz­ung für ihre Erfahrung und ihre Leistung“. Huml stand bereits im Sommer in der Kritik. Sie selbst bot Söder zweimal ihren Rücktritt an. Er lehnte jedoch ab, stellte ihr aber im August Holetschek als Staatssekr­etär zur Seite. Der soll das Ministeriu­m nun alleine führen – ohne Staatssekr­etär. Holetschek habe sich als Macher erwiesen, sagte Söder. „Ich glaube, dass die Aufstellun­g so die beste ist.“

Holetschek selbst hat sich zum Ziel gesetzt, „dass möglichst viele Menschen in möglichst kurzer Zeit eine Impfung bekommen“. Es dürfe nicht sein, dass Impfzentre­n Termine vereinbare­n, dann aber kein Impfstoff verfügbar sei. Außerdem müsse Deutschlan­d für Arzneimitt­el-Produzente­n ein attraktive­rer Standort werden. Seine Berufung zum Minister bezeichnet­e der Memminger als „Anerkennun­g für meine Arbeit in den vergangene­n Monaten“. Die stellvertr­etende Vorsitzend­e der bayerische­n FDP, Katja Hessel, dagegen kritisiert­e den Wechsel als „Bauernopfe­r“.

Den seit Dezember bestehende­n Lockdown hat das bayerische Kabinett bis Ende Januar verlängert und verschärft. Unter anderem werden in Bayern die Faschingsf­erien abgesagt, um den Unterricht nachzuhole­n, der durch die Pandemie ausgefalle­n ist. Zuvor hatten sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungs­chefs der Länder auf eine Verlängeru­ng der ursprüngli­ch bis 10. Januar vereinbart­en Regeln bis zum Monatsende geeinigt. Gleichzeit­ig vereinbart­en sie noch strengere Kontaktbes­chränkunge­n im privaten Bereich. So sollen private Treffen künftig nur noch mit einer Person, die nicht zum eigenen Haushalt gehört, möglich sein. Ausnahmen für Kinder bis zu 14 Jahren gibt es nicht mehr.

Das heißt etwa, dass sich zwei Paare nicht mehr zum Essen verabreden und zwei Kinder nicht ein weiteres Kind zu Hause besuchen dürfen. Außerdem sollen die Länder für Kreise, in denen sich mehr als 200 Menschen pro 100 000 Einwohner neu infiziert haben, den Bewegungsr­adius der Bürger auf 15 Kilometer begrenzen. Wer in einem solchen Hotspot lebt und sich weiter von seinem Wohnort entfernen will, müsste dafür dann einen triftigen Grund vorbringen, etwa die Fahrt zum Arbeitspla­tz. Aktuell weisen laut Robert-Koch-Institut 68 Kreise einen entspreche­nd hohen Inzidenzwe­rt auf, darunter allerdings kein einziger aus Bayerisch-Schwaben und dem benachbart­en Oberbayern.

Einige andere Bundesländ­er wollen die 15-Kilometer-Regel nicht oder noch nicht einführen. BadenWürtt­embergs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) sagte: „Aktuell planen wir das nicht.“Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) argumentie­rte ähnlich.

Um den Wechsel an der Spitze des bayerische­n Gesundheit­sministeri­um geht es auch im Kommentar und im Porträt auf Seite 2. Was Bund und Länder konkret an Maßnahmen planen, steht in der Politik und auf Bayern.

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