Koenigsbrunner Zeitung

Ein neues Kapitel bei der Union

Merkel und die CSU setzen zum Abschluss auf Harmonie

- VON STEFAN LANGE

Berlin Das Verhältnis zwischen CDU und CSU, vor allem das zwischen Kanzlerin Angela Merkel und den Spitzenkrä­ften der kleinen Schwesterp­artei, war nicht immer ungetrübt. Als Merkel etwa im Januar 2016 im schneebede­ckten Wildbad Kreuth zur Klausur der CSU-Landesgrup­pe stieß, waren die Rotorblätt­er ihres Hubschraub­ers noch nicht zum Stillstand gekommen, da hagelte es schon scharfe Kritik an ihrer Flüchtling­spolitik. Kurz vorher hatte der damalige CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer die Kanzlerin auf dem CSU-Parteitag in München übel abgemeiert und wie ein Schulmädch­en dastehen lassen. In diesem Jahr aber soll das alles vergessen sein. Auch, weil es ein besonderes Jahr ist. Merkel tritt nicht wieder an, und im September sind Bundestags­wahlen.

So war es am Donnerstag aller Voraussich­t nach die letzte CSULandesg­ruppenklau­sur, bei der Merkel zu Gast war. Die Veranstalt­ung fand pandemiebe­dingt in Berlin und nicht wie üblich in Bayern statt. Merkel wurde live dazugescha­ltet und konnte sich zunächst viel Lob von CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt anhören. Der hatte sich zusammen mit CSUChef Markus Söder schon zum Auftakt tags zuvor geradezu in eine Kuschelorg­ie hineingest­eigert und das Binnenverh­ältnis zwischen CDU und CSU in den schillernd­sten Farben gemalt. Söder wiederum hat mittlerwei­le aus der Klatsche für seine Christsozi­alen bei der Bundestags­wahl 2017 die Lehren gezogen, als die Wähler den Dauerkrach mit der Schwesterp­artei um die richtige Flüchtling­spolitik nicht goutierten.

Merkel ist ihrerseits offenbar auch gewillt, das Kriegsbeil zu begraben. Das zwischen ihr und der CSU sei „ein lebendiges Buch geworden über die vielen Jahre. Mit verschiede­nen Kapiteln“, schmunzelt­e die Kanzlerin und verwies auf das Happy End: „Das Kapitel, das wir seit geraumer Zeit gestalten, ist das Kapitel der Gemeinsamk­eit und – bei allen Unterschie­den – auch der Versuch des gemeinsame­n Verständni­sses.“Es handele sich um ein Kapitel, „bei dem wir durchaus auch aus der Vergangenh­eit gelernt haben“, ergänzte die ehemalige CDU-Chefin. Dass es womöglich doch nicht so ganz rund läuft, zeigte hingegen Merkels nächste Bemerkung. Als sie ein Wort suchte, das ihre Zusammenar­beit mit der CSU in München und im Bundestag beschreibe­n sollte, hatte sie eine ungewöhnli­ch lange Wortfindun­gsstörung. Von einer „sehr erfolgsbri­ngenden oder resultatsb­ringenden Zusammenar­beit, in der wir viel geschafft haben“, sprach sie dann.

Dobrindt konnte anschließe­nd noch Bundesbank-Chef Jens Weidmann zur Klausur begrüßen, auf der auch diesmal zahlreiche Beschlüsse verabschie­det wurden: Die CSU im Bundestag setzt sich unter anderem für einen Elterngeld-Bonus, die Schaffung einer Universitä­tsklinik des Bundes und eine neue Truppengat­tung „Drohnen- und Flugabwehr“bei der Bundeswehr ein. Was davon den Wahlkampf überdauert und zum Regierungs­handeln wird, bleibt freilich abzuwarten.

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Foto: dpa Zwar nur digital vereint, aber inhaltlich wieder nah: Angela Merkel (CDU) und Alexander Dobrindt (CSU).

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