Koenigsbrunner Zeitung

Curevac hofft auf Zulassung seines Impfstoffs im Sommer

Das Vakzin des Tübinger Unternehme­ns befindet sich in der klinischen Testphase. Jetzt hat die Firma einen Kooperatio­nsvertrag mit Bayer abgeschlos­sen. Der Pharma-Riese hat zugesagt, auch die Herstellun­g des Mittels zu prüfen

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg Das Prinzip ist nicht neu: Mittelstän­dische Biotech-Firmen suchen sich starke Partner, um die Zulassung, aber auch die Herstellun­g ihres Impfstoffe­s zu beschleuni­gen und effektiver zu gestalten. „Unsere Idee – eure Erfahrung und Marktmacht“, so das Konzept. Eine Strategie, die in Zeiten der CoronaPand­emie auf der Hand liegt. Schließlic­h sprengt die weltweite, fast verzweifel­te Nachfrage nach Corona-Impfstoffe­n jede bekannte Dimension. Auch Curevac verfolgt diesen Weg. Das Tübinger Unternehme­n arbeitet bereits mit Wacker Chemie in München und Fareva mit Sitz in Luxemburg zusammen. Nun kommt ein zusätzlich­er Partner hinzu, der ganz neue Perspektiv­en eröffnen könnte: Curevac und der Pharma-Riese Bayer haben einen Kooperatio­ns- und Servicever­trag geschlosse­n.

Eine Meldung, die in ganz Europa auf Interesse gestoßen sein dürfte. Schließlic­h hatte die EU 225 Millionen Impfdosen bei Curevac bestellt, mit einer Option auf 180 Millionen weitere Einheiten – mit insgesamt 405 Millionen Dosen das größte Auftragspa­ket, das Brüssel mit einer

Biotech-Firma ausgehande­lt hat. Große Erwartunge­n setzt auch die Bundesregi­erung in das Projekt – zumal die bundeseige­ne Förderbank KfW im Sommer mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestieg­en ist.

Bei dem Präparat von Curevac handelt es sich – wie bei den Produkten von Biontech und der USFirma Moderna – um einen hochmodern­en, aber relativ teuren mRNA-Impfstoff, der genetische Informatio­nen des Erregers enthält, aus denen Körperzell­en ein Virusprote­in herstellen.

Allerdings hat das Curevac-Vakzin CVnCoV noch nicht alle Hürden genommen. Derzeit läuft die dritte Phase mit klinischen Tests. „Wir hoffen, dass wir Ende des ersten Quartals wissen, wie hoch der Wirksamkei­tsgrad unseres Impfstoffe­s ist. Danach könnte die zuständige europäisch­e Behörde EMA den Zulassungs­prozess starten“, sagte Sarah Fakih von Curevac Anfang der Woche. Am Donnerstag gab es aus Tübingen eine erste Prognose, was die Marktreife des Vakzins betrifft: „Wir hoffen, dass unser Impfstoff Mitte des laufenden Jahres oder im dritten Quartal zugelassen wird und eingesetzt werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, ist Bayer mit seiner riesigen Erfahrung in den Bereichen Chemie und Pharma der perfekte Partner für uns“, sagte Curevac-Pressespre­cher Thorsten Schüller unserer Redaktion. In der Tat hat Bayer mit seinen mehr als 100000 Mitarbeite­rn und einem Umsatz von 43,5 Milliarden Euro im Geschäftsj­ahr 2019 ein beeindruck­endes Potenzial – auch was die

Produktion­skapazität­en betrifft. Natürlich ist Curevac – wie zuvor der Mainzer Konkurrent Biontech – bestrebt, auf eine rasche Produktion­ssteigerun­g nach einer Zulassung vorbereite­t zu sein. Dieses Ziel soll durch Anlagen im eigenen Haus sowie durch externe Partner erreicht werden. Ob Bayer sich an der Herstellun­g beteiligt, ist noch nicht geklärt: „Eine Produktion unseres Impfstoffs ist nicht Teil des aktuellen Kooperatio­nsvertrags. Aber das Unternehme­n hat zugesagt zu prüfen, ob es möglich wäre, das Vakzin in seinen Produktion­sanlagen herzustell­en“, erklärte Schüller.

Unabhängig davon umfasst die jetzt festgeschr­iebene Zusammenar­beit den Zulassungs­prozess, die Erstellung einer effektiven Lieferkett­e für die Produktion, aber auch die langfristi­ge Beobachtun­g der Effektivit­ät und Qualität des Impfstoffe­s nach der Zulassung. Ein weiterer Punkt ist Schüller wichtig: „Bayer hilft uns auch beim Transfer von Technologi­e. Das ist wichtig, wenn wir die Herstellun­g, die ja bereits in unserem Haus läuft, auf externe Standorte übertragen – ein äußerst komplexer Prozess.“

Ebenfalls geregelt ist in dem Vertrag, dass Curevac Inhaber der Marktzulas­sung für das Präparat bleibt. Das betrifft die Aktivitäte­n in den EU-Ländern und weiteren „ausgewählt­en“ausländisc­hen Staaten, wie es in einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung der neuen Partner heißt. Im Gegenzug erhält der weltweit aktive Konzern Bayer die Option, Inhaber von Marktzulas­sungen außerhalb Europas zu werden.

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Foto: S. Gollnow, dpa Das Tübinger Unternehme­n Curevac hofft auf eine Zulassung seines Corona‰Impfstof‰ fes, der Pharma‰Riese Bayer soll die Firma dabei unterstütz­en.

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