Koenigsbrunner Zeitung

Drei Autoren und drei Wege aus der Pandemie

Corona hat auch den Buchmarkt durcheinan­dergewirbe­lt. Drei Stimmen aus der Region erzählen, wie es ihnen mit ihren neuen Büchern ergangen ist – die Antworten reichen von „kaum Probleme“bis zu „totaler Reinfall“

- VON MANUELA KRÄMER

Eine Dystopie, ein Liebesroma­n, ein Regionalkr­imi – drei Neuerschei­nungen müssen in der Krise ihre Leser finden. Wie machen das die Autoren ohne Lesungen, ohne Buchmessen?

Michael Erle, Musiker und Autor aus Mering, schreibt packende Science-Fiction, die in Süddeutsch­land spielt. Seine dystopisch­e Reihe „Sturm über dem Rheintal“um die junge Heldin Etienne und ihre Clique ist im Eridanus-Verlag erschienen. Der zweite Band „Die verlorenen Söhne“kam Anfang Dezember heraus, kurz bevor die Buchhandlu­ngen wieder schließen mussten. In seinem Roman hat die Klimakatas­trophe schon stattgefun­den, die Menschheit lebt seit einer Generation mit den Folgen. Wie eine neue Gesellscha­ft entsteht, wie sie sich arrangiert, aber auch welche neuen Machtverhä­ltnisse entstehen, hat Erle in zwei spannende Abenteuer verpackt. Doch wie kommt sein neues Buch im Shutdown unter die Leser?

„Wir befinden uns in einer spannenden Zeit, die jedoch aus Marketing-Sicht furchtbar ist“, findet der Autor. Eine Bekannte, die den ersten Band auf ihrem Youtube-Kanal vorgelesen hat, werde dies auch mit dem zweiten tun, sagt er. Außerdem plant sein Verlag, eine Online-Lesevon runde über „Lovelybook­s“zu veranstalt­en. Die Plattform im Internet ist beliebter Treffpunkt bei Lesern, Autoren und Verlagen geworden und gilt als die größte Buchcommun­ity im deutschspr­achigen Raum. Monatlich tauschen sich hier 1,9 Millionen Buchliebha­ber in Leserunden aus.

Trotzdem fehlen Michael Erle die persönlich­en Kontakte mit den Lesern und Buchblogge­rn. Da könne keine digitale Veranstalt­ung mithalten, daher haben er und sein Verlag die Teilnahme an der Frankfurte­r Online-Buchmesse letztes Jahr abgesagt. Nun hoffen sie auf die Leipziger Buchmesse im Mai.

Hauptsächl­ich um Liebe geht es in den Büchern der Diedorfer Autorin Christiane Bößel. Auch von ihr ist Ende 2020 ein neues Buch erschienen, „Dream Men Come True“.

Sie blickt entspannte­r als Michael Erle auf das zurücklieg­ende Jahr zurück, denn ihre Leser suchen neuen Lesestoff überwiegen­d online. Mit ihnen kommunizie­rt die Autorin überwiegen­d auf Facebook und Instagram. Doch auch ihre Romane verkauften sich im letzten Jahr weniger. Woran das liegen könnte, fragen sich auch die Verlage. Weniger Einkommen aufgrund von Kurzarbeit, mutmaßt Christiane Bößel.

Auch sie vermisst die persönlich­en Kontakte – aber aus einem weiteren Grund: Ihr fehlen die „Meet & Greets“auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Diese Fototermin­e seien für ihr Genre ein wichtiges Mittel zur Vermarktun­g, denn hier gehe es um den für ihre Leserinnen und Buchblogge­r wichtigen Austausch mit Selbstdars­tellung, erklärt Christiane Bößel. Dennoch möchte sie noch nicht auf die Leipziger Buchmesse im Mai gehen, sondern erst einmal abwarten, bis sich die gesundheit­liche Lage etwas entspannt habe.

Ganz schlecht hat es 2020 Monika Pfundmeier erwischt. Letztes Jahr erst wechselte die Gewinnerin des Deutschen Selfpublis­hing Preises

2018 und „eine der stärksten Stimmen der jungen Gegenwarts­literatur“(Nina George) zu einem Verlag. Im März 2020 plante dieser, ihren Regionalkr­imi „Kreizkruzi­fix“herauszubr­ingen. Im Buch ermittelt die flotte Metzgerin Theres Hack in der Oberammerg­auer Festspiels­zene. Pünktlich zu den Passionssp­ielen 2020 sollte daher ihr Krimi erscheinen. Doch als die nur alle zehn Jahre stattfinde­nde Großverans­taltung letztes Frühjahr ausfiel, fiel auch ihre Neuerschei­nung der Corona-Pandemie zum Opfer. „Alle Marketingm­aßnahmen und auch die Premieren-Lesung hatten wir auf die Termine der Passionssp­iele abgestimmt. Der Lockdown begann genau an dem Wochenende, an dem mein Krimi erschien. Das Buch hatte keine Chance“, fasst Monika Pfundmeier zusammen. „Extrem demütigend“sei das gewesen, sagt sie.

Auch die Buchhändle­r orderten wegen der drohenden Schließung ihrer Läden keine neuen Bücher mehr. So kam ihr Krimi gar nicht erst in den Handel. Wie bewältigt man so extreme Niederlage­n? „Gleich weiterschr­eiben“, antwortet die Autorin und zeigt sich optimistis­ch. Ihr fünfter Roman und zweiter Krimi, „Die Blaue Reiterin“, wird im März 2021 im ServusVerl­ag erscheinen.

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Fotos: Manuela Krämer (2), Marko Petz Michael Erle aus Mering schreibt Science‰Fiction‰Bücher, die in Süddeutsch­land spie‰ len.
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Christiane Bößel
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M. Pfundmeier

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