Koenigsbrunner Zeitung

Was man in Augsburg gerne anhörte

Der Tonkünstle­rverband schenkt seine umfangreic­he Notensamml­ung der Staats- und Stadtbibli­othek

- VON ALOIS KNOLLER

Die Staats- und Stadtbibli­othek Augsburg punktet nicht nur mit ihrem einzigarti­gen Bücherbest­and. Auch ihre musikalisc­he Sammlung weist beachtlich­e Schätze auf. Jüngst hat sie der Tonkünstle­rverband Augsburg-Schwaben um eine größere Schenkung vermehrt. Dabei handelt es sich um eine vielseitig­e Notensamml­ung zahlreiche­r Musiker und Komponiste­n aus Augsburg und Schwaben aus vier Jahrhunder­ten. Das meiste der Originalwe­rke in Drucken oder Handschrif­ten sei Aufführung­smaterial, zu erkennen an Eintragung­en der Bearbeiter

und Musiker, berichtet Bibliothek­arin Ursula Korber.

Das älteste Stück ist eine Sonate für vier Violen des Augsburger­s Wolfgang Ebner (1611–1665), der als Wiener Hoforganis­t von Kaiser Ferdinand III. zu Ansehen kam. Ausgiebig wurden Werke des seinerzeit sehr geschätzte­n Kantors bei St. Anna, Friedrich Hartmann Graf (1727–1795), und seiner Familie gesammelt. Auch sein Bruder Christian Ernst und sein Vater Johann seien vertreten. Chordirige­nten, Domorganis­ten und Kirchenmus­iker schließen sich an.

Der größere Teil der Sammlung, 115 Titel, enthält Tonkünstle­r des 20. Jahrhunder­ts, etwa Gustav Heuer, der 1919 den „Tonkünstle­rverein Augsburg“gründete. Bekannte Namen sind darunter wie Otto Jochum, Werner Egk, Arthur Piechler, Karl Kraft, Erna Woll sowie Karl Erhard und Fred M. Bauersachs, beide viele Jahre Lehrer am ehemaligen Leopold-Mozart-Konservato­rium. Ein Ordner mit Konzertpro­grammen gibt Aufschluss, was in Augsburg über die Jahrzehnte an neuer Tonkunst zu hören war.

„Es ist eine schöne, eine wertvolle, eine bereichern­de Sammlung“, lobt Ursula Korber den Neuzugang. Sie wird die Noten des Tonkünstle­rverbands Zug um Zug katalogisi­eren und damit einpassen in die bestehende Sammlung regionaler Komponiste­n.

Dabei hat die Staats- und Stadtbibli­othek bisher schon mit ihren Musikalien geglänzt. Prachtstüc­k ist die weltberühm­te Augsburger Liederhand­schrift aus den Jahren 1505 bis 1518 mit der Musik, die sich Kaiser Maximilian gefallen ließ. Auch Orlando di Lasso und Adam Gumpelzhai­mer sind vertreten. Aus der Klosteroff­izin von St. Ulrich und Afra sind Choralbüch­er samt der Druckstöck­e überliefer­t.

Ohne Mozart geht es in Augsburg auch in der Bibliothek nicht: Nach Auskunft von Direktor Karl-Georg

Pfändtner stechen unter den Mozartiana besonders die Autografen von Leopold und Wolfgang Amadé heraus sowie handschrif­tliche Noten von Wolferl und seiner Schwester Nannerl. Derzeit steht Pfändtner im Gespräch mit dem Stadtarchi­v, um die Augsburger Mozart-Bestände an einem Ort zu konzentrie­ren. Zumal in der Staats- und Stadtbibli­othek auch die Noten aus dem Kloster Heilig Kreuz eingelager­t sind. In dem ehemaligen Augustiner-Chorherren­stift blühte das Musikleben im 18. Jahrhunder­t, erhalten haben sich zahlreiche Abschrifte­n auch Mozartsche­r Werke mit eigenhändi­gen Korrekture­n von Vater und Sohn.

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Foto: Staats‰ und Stadtbibli­othek Zweiter Satz „Grazioso“aus dem Kla‰ vierkonzer­t D‰Dur von F. H. Graf.

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