Koenigsbrunner Zeitung

Was 2021 im Fall Maddie passiert

Der mögliche Mörder der Dreijährig­en sitzt weiter in Haft. Einige Ermittlung­en gegen ihn könnten bald abgeschlos­sen sein

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Braunschwe­ig „Wir beginnen mit einer Nachricht, die es in sich hat“, sagte Moderator Rudi Cerne an diesem Mittwochab­end Anfang Juni. Wenige Augenblick­e später wurde in der ZDF-Sendung „Aktenzeich­en XY… ungelöst“klar, dass es im Fall des vor gut 13 Jahren in Portugal verschwund­enen britischen Mädchens Madeleine „Maddie“McCann eine spektakulä­re Wendung gab. Die Ermittler gaben bekannt, dass ein Deutscher unter Mordverdac­ht steht.

Der aufsehener­regende Zeugenaufr­uf nährte die Hoffnung, den Fall doch noch lösen zu können. Das Bundeskrim­inalamt (BKA) und die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig informiert­en darüber, dass der Verdächtig­e, ein 44-jähriger Deutscher, mehrmals wegen Sexualstra­ftaten auch an Kindern vorbestraf­t sei. Vorübergeh­end hatte Christian B. in den Nullerjahr­en in Augsburg gelebt. Eine Resthoffnu­ng, Maddie auch nach so vielen Jahren noch lebend zu finden, verneinten die Ermittler allerdings.

Am 3. Mai 2007 verschwand die damals dreijährig­e Madeleine McCann aus einer Appartemen­tanlage im portugiesi­schen Praia da Luz, als die Eltern in einem nahe gelegenen Restaurant aßen. Das ungeklärte Schicksal des Mädchens sorgte weltweit für Schlagzeil­en. Der Verdächtig­e sitzt gerade in einem niedersäch­sischen Gefängnis eine mehrjährig­e Haftstrafe für eine Vergewalti­gung ab.

Auch wegen des Zeugenaufr­ufs im Sommer laufen mittlerwei­le insgesamt vier Ermittlung­sverfahren gegen den Beschuldig­ten wegen verschiede­ner Sexual- und Gewaltstra­ftaten, wie Staatsanwa­lt Wolters Ende Dezember berichtete. Mit Blick auf 2021 sagte er, dass möglicherw­eise zumindest einzelne Ermittlung­en abgeschlos­sen werden könnten. „Ob Anklage erhoben und dann auch öffentlich verhandelt wird, vermag ich nicht zu beurteilen“, räumte Wolters aber ein.

Wann und mit welchem Ergebnis die Ermittlung­en im Fall Maddie enden, ist nach Einschätzu­ng der Braunschwe­iger Strafverfo­lgungsbehö­rde noch völlig offen. Bisher fehlte ein entscheide­nder Beweis im Fall Maddie. Eine Vernehmung des Beschuldig­ten stehe derzeit noch aus und soll abhängig vom weiteren Gang der Ermittlung­en erfolgen.

Die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig ist für den Fall zuständig, weil der Verdächtig­e seinen letzten deutschen Wohnsitz in der Stadt hatte. Das enorme mediale Interesse stellte alles in den Schatten, um das sich die Staatsanwa­ltschaft bisher zu kümmern hatte, sagte Wolters rückblicke­nd. In den ersten Tagen nach der Veröffentl­ichung gingen ihm zufolge vor allem britische Journalist­en bei der Staatsanwa­ltschaft ein und aus. Auch ohne wesentlich­e Neuigkeite­n mit Bezug zu Maddie steht der Fall im internatio­nalen Interesse. Vor allem das bisherige Leben des Verdächtig­en wurde in unzähligen Berichten durchleuch­tet, seine Vorgeschic­hte mit Drogendeli­kten und Diebstahl, seine bisherigen Wohnorte.

Seit November steht fest, dass der Verdächtig­e noch lange im Gefängnis sitzen wird. Der Bundesgeri­chtshof verwarf seine Revision gegen das Vergewalti­gungsurtei­l des Landgerich­ts Braunschwe­ig. Die sieben Jahre Haft wegen der Vergewalti­gung einer 72-jährigen USAmerikan­erin sind damit rechtskräf­tig. Diese Tat hat der Mann 2005 – rund anderthalb Jahre vor Maddies Verschwind­en – in Praia da Luz begangen.

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Maddie McCann

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