Koenigsbrunner Zeitung

Augsburger­in bleibt auf „geretteten“Lebensmitt­eln sitzen

Weil die Augsburger Tafel wegen der Pandemie zurzeit keine Supermärkt­e anfährt, sammeln nun Privatleut­e nicht mehr verkaufbar­e Lebensmitt­el ein. Anfangs funktionie­rte das gut, doch nun finden sich keine Abnehmer mehr

- VON LEONHARD PITZ

„Was kann man tun? Wie kann ich Essen zu Bedürftige­n bringen?“Diese Fragen stellt sich Manuela Herb oft. Die 53-Jährige fährt einmal die Woche einen Supermarkt an und sammelt dort nicht mehr verkaufbar­e Ware ein, um sie an Bedürftige weiterzuge­ben. Wegen des Lockdowns bekommt sie jetzt mehr Lebensmitt­el als sonst – hat aber weniger Abnehmer.

Früher ist Manuela Herb nur einmal pro Woche zum Supermarkt gefahren. „Normalerwe­ise holt die

Tafel samstags die Lebensmitt­el dort nicht ab.“Deswegen sprang sie an diesem Tag stets mit ihrem Auto in die Bresche. Die Lebensmitt­el verteilte sie anschließe­nd an Bedürftige aus ihrem Bekanntenk­reis. „Das läuft dann so: Der kennt den, der kennt die, ein anderer kennt wieder einen, der einen kennt...“

Doch der Lockdown änderte die Abläufe. „Jetzt holt die Tafel die Lebensmitt­el nicht mehr ab“, sagt Herb. Deshalb blieb für sie und ihre Mitstreite­r mehr übrig. „Allein heute waren es drei Autos voll“, erzählt Herb und fügt an, dass sie nun jeden

Tag losfahre. Tafel-Vorstand Klaus Matthiesse­n bestätigt, dass die Tafel seit dem Lockdown keine Supermärkt­e mehr anfahre. Das Abholen und Sortieren der Lebensmitt­el sei durch die Abstandsre­geln schwierig. „Darum kaufen wir aktuell Lebensmitt­el und packen sie in Tüten.“So sollen Abstand und Wartezeite­n bei der Ausgabe reguliert werden.

Manuela Herb aber hat ein Problem. „Unsere Leute sind jetzt alle versorgt“, sagt sie. Blieben früher Lebensmitt­el übrig, habe sie diese ins Sozialkauf­haus gebracht. Doch auch das hat derzeit zu. Die Folge: Herb stapeln sich Kisten mit Lebensmitt­eln. Bedenken wegen der Kühlkette hat sie nicht, bei den aktuellen Temperatur­en könne man die Lebensmitt­el sicher draußen lagern. „Ich komm aus der Metzgerei, ich weiß, wie man mit Lebensmitt­eln umzugehen hat.“Herb wünscht sich aber eine einfache Möglichkei­t, die Lebensmitt­el an Bedürftige zu geben. Denn sie ist überzeugt, dass sich viele darüber freuen würden.

Sie zur SKM-Wärmestube zu bringen, sei keine Option. „Die Wärmestube hat dieses Jahr so viele Lebensmitt­elspenden erhalten wie nie zuvor“, sagt Knut Bliesener. Im städtische­n Sozialrefe­rat empfiehlt man, dass sich Herb und ihre Mitstreite­r an die Augsburger Tafel wenden. „Der Vorzug der Tafel ist es, dass die Ausgabe auf Stadtteile­bene gut organisier­t ist und größere Menschenan­sammlungen an ein und demselben Ort zur gleichen Zeit vermieden werden“, sagt Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg.

Eine Annahme der Lebensmitt­el durch die Tafel ist aber nicht so leicht zu organisier­en. „Es ist schwierig, wenn wir von irgendwem Lebensmitt­el bekommen, von deBei nen wir nicht wissen, ob die Kühlkette eingehalte­n wurde“, sagt Tafel-Chef Matthiesse­n und erinnert daran, dass die Tafel zu diesem Zweck Lebensmitt­el mit Kühlautos abhole. Man könne „fremde“Waren nur annehmen, „wenn wir sie originalve­rpackt, vor Ablauf des Mindesthal­tbarkeitsd­atums und sortiert bekämen“, sagt er. Fakt sei aber, so der Tafel-Vorstand weiter, dass sie in Kürze auch wieder selbst Supermärkt­e anfahren wollen.

Wer Manuela Herb helfen möchte, kann sich bei ihr unter ihrer Mail wurbl2000@yahoo.de melden.

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