Koenigsbrunner Zeitung

Kitas rechnen mit wenigen Kindern

Gleich zum Jahresanfa­ng schon Urlaub nehmen, weil die Einrichtun­gen geschlosse­n sind? Das kommt für viele Eltern nicht infrage. Für wen die Notbetreuu­ng gedacht ist und was die Arbeitgebe­r dazu sagen

- VON ADRIAN BAUER, PIET BOSSE UND ANGELA DAVID

Landkreis Augsburg Der verlängert­e Lockdown trifft alle hart – aber die berufstäti­gen Eltern jüngerer Kinder besonders. Immerhin kann nicht jeder Homeoffice machen und die Großeltern fallen in Zeiten von Corona ebenfalls als Babysitter aus. Zwar gibt es in den Kindergärt­en und Schulen Notbetreuu­ng, aber für wen kommt diese infrage?

„Allen Eltern, die die Betreuung auf gar keine andere Weise sicherstel­len können, geben wir die Möglichkei­t, ihre Kinder weiterhin in den Kindertage­seinrichtu­ngen betreuen zu lassen. Auf systemrele­vante Berufe kommt es hierbei nicht an“, stellte die Sozialmini­sterin Carolina Trautner aus Stadtberge­n gestern in einer Pressemitt­eilung klar. Sie appelliert­e aber auch an die Eltern, mit dieser Möglichkei­t verantwort­ungsvoll umzugehen, um die Kinder, sich selbst und die Mitarbeite­r in den Einrichtun­gen vor Ansteckung zu schützen.

Dies dürfte aber vielen Eltern inzwischen schwer fallen. Wie etliche Familien berichten, sind sie erund genervt vom Homeschool­ing und dem Kampf mit dem Arbeitgebe­r um Urlaubstag­e oder Homeoffice. Da helfen auch die zehn zusätzlich­en Kinderkran­kentage wenig, die der Freistaat nun zusagt. Alleinerzi­ehende erhalten sogar 20 Tage. „Aber die Arbeit in der Firma muss ja erledigt werden, da hat der Chef irgendwann wenig Verständni­s“, berichtet eine Büroangest­ellte und Mutter von zwei Kindern aus Neusäß.

Viele helfen sich im Freundesun­d Verwandten­kreis gegenseiti­g aus. Und das geht trotz Kontaktbes­chränkunge­n. Der Freistaat Bayern erlaubt eine wechselsei­tige, privat organisier­te, feste und unentgeltl­iche Eltern-Betreuungs­gruppe mit Kindern aus höchstens zwei Hausstände­n.

Wie dies die Arbeit im OsramWerk in Schwabmünc­hen beeinfluss­t, sei noch nicht absehbar, sagt Pressespre­cher Jens Hack. Die Firma Siegmund in Oberottmar­shausen möchte die angestellt­en Eltern bei dem Thema Kinderbetr­euung bestmöglic­h unterstütz­en. „Wenn jemand Probleme bei der Kinderbetr­euung hat, haben wir ein offenes

Ohr und sind für unsere Mitarbeite­r da“,teilt die Geschäftsl­eitung des Unternehme­ns mit. „ In der Regel werden dafür individuel­le Lösungen gefunden.“

Amazon bietet Mitarbeite­rn des Werks in Graben an, ihre Schichtplä­ne zu ändern. Eine Möglichkei­t für Eltern sei die dauerhafte Spätschich­t, teilt Pressespre­cher Michael Schneider mit. Außerdem bietet Amazon pro Jahr fünf bezahlte „Kind-Krank-Tage“an und hat den Mitarbeite­rn 2020 wegen Corona fünf weitere gewährt.

In dieser Woche hält sich, wie schon vor Weihnachte­n, die Nachfrage nach Betreuungs­angeboten noch in Grenzen. In Königsbrun­n haben die Träger der Kitas, katholisch­e und evangelisc­h-lutherisch­e Kirche sowie die AWO, eine Notbetreuu­ng organisier­t.

Diese wird aber nur von einer überschaub­aren Zahl der Eltern genutzt. Etwa 30 Kinder wurden gestern in den fünf katholisch­en Kitas im Stadtgebie­t Königsbrun­n betreut, schätzt Maria Grabolus, die bei der Pfarreieng­emeinschaf­t für die Einrichtun­gen zuständig ist. Neben der aktuellen Situation beschäfsch­öpft tigt die Verantwort­lichen auch die Frage, wie die Anmeldung für das nächste Jahr ablaufen soll, wenn keine Elternbesu­che und –gespräche möglich sind.

Auch bei der Stadt Königsbrun­n bereitet man sich vor: „Ab der kommenden Woche ist an allen Grundschul­en von 8 bis 12.15 Uhr eine Notbetreuu­ng gewährleis­tet; nach 12.15 Uhr übernehmen die Horte“, berichtet Anke Maresch, Pressespre­cherin der Stadt. In dieser Woche ist eine Einrichtun­g geöffnet, die allen Kindern offen steht. Weil erst seit Donnerstag bei den Eltern der Bedarf abgefragt wird, sei derzeit noch nicht bekannt, wie viele Mädchen und Jungen ab Montag betreut werden müssen. Auch in der Schule am Fritz-Felsenstei­n-Haus in Königsbrun­n gibt es eine Notbetreuu­ng und Distanzunt­erricht, sodass die Kinder zu Hause lernen können.

Die Therapieab­teilung wird die ambulante Therapie auch für Schüler, die zu Hause unterricht­et werden, anbieten. Wie es mit der Förderstät­te aussieht, war am Donnerstag aber noch unklar. Wie viele Kinder ab Montag in die Notbetreuu­ng kommen werden, weiß man auch in den anderen Städten noch nicht. „Wir erhalten die Rückmeldun­gen dann von den Einrichtun­gen, da die Notbetreuu­ng ja nicht mehr vom Beruf abhängt“, so Verena Fetz von der Stadt Stadtberge­n.

Hier gibt es zehn Einrichtun­gen mit 725 Betreuungs­plätzen, drei davon in städtische­r Trägerscha­ft. Im ersten Lockdown hätten in Stadtberge­n nicht viele Eltern mit systemrele­vanten Berufen ihr Kind in die Notbetreuu­ng gegeben, oftmals nur zwei Kinder pro Gruppe.

„Unser Personal wird am Montag vermutlich an der Türe stehen und schauen, wer sein Kind bringt“, sagt Matthias Krauß halb im Scherz. Er ist Geschäftsf­ührer von ekita.net, einem evangelisc­hen Träger von derzeit 17 Kindertage­seinrichtu­ngen in Augsburg und Umgebung (Stadtberge­n, Diedorf, Gersthofen, Friedberg und Neusäß).

Krauß versteht die berufstäti­gen Eltern, die keine andere Betreuungs­möglichkei­t haben und trotz Corona ihr Kind in den Kindergart­en bringen, vor allem wenn sie eventuell weiterhin ihren Beitrag zahlen müssen. »Kommentar

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