Koenigsbrunner Zeitung

Händler im Kreis bieten wieder Abholung an

Spielwaren, Blumen oder Sportartik­el konnten zuletzt nur noch online bestellt, aber nicht vor Ort abgeholt werden. Das ändert sich jetzt. Wie Händler im Kreis Augsburg darauf reagieren

- VON PIET BOSSE UND PHILIPP KINNE

Click and Collect ist nun auch in Bayern wieder erlaubt. Wie Händler im Kreis Augsburg darauf reagieren.

Landkreis Augsburg Während Geschäfte des täglichen Bedarfs weiter geöffnet haben, bleiben Spielwaren­geschäfte, Buchhändle­r oder Möbelhäuse­r weiter geschlosse­n. Doch es gibt neue Möglichkei­ten für die Einzelhänd­ler, deren Geschäft teils massiv eingebroch­en ist. „Click & Collect“heißt das Zauberwort. Bedeutet: Kunden können ab Montag online oder per Telefon bestellen und die Ware vor Ort im Geschäft abholen. Das war in Bayern – zum Ärger vieler Händler – bislang verboten. Nun starten viele Einzelhänd­ler im Kreis Augsburg das neue Geschäftsm­odell.

Durch das Verbot sollte verhindert werden, dass sich an den geschlosse­nen Geschäften Menschenma­ssen ansammeln. Damit das auch weiterhin nicht passiert, soll die Übergabe der Waren vor Ort völlig kontaktlos ablaufen. Damit das funktionie­rt, müssen besonders kleine Geschäfte kreativ werden. So zum Beispiel das Sportgesch­äft Baur in Gersthofen. Seit Anfang des Jahres hat Sabine Baur die Geschäftsf­ührung übernommen. Kein leichter Start in Zeiten der Pandemie. Baur hofft, dass sich die finanziell­e Lage durch das Abholgesch­äft wieder etwas entspanne. Kunden können im Geschäft anrufen oder per WhatsApp schreiben. Baur sucht dann im Geschäft nach passenden Produkten und berät die Kunden. Abgeholt werden können die Waren dann vor Ort. Dafür hat Baur einen Hänger vor dem Geschäft aufgestell­t, auf den die Ware geladen und später vom Kunden kontaktlos abgeholt werden kann.

Ähnlich funktionie­rt das auch bei den ganz Großen. Bei Ikea in Gersthofen kann man ab Montag Ware vor Ort abholen. In anderen Bundesländ­ern war das schon vorher möglich, jetzt zieht der Freistaat nach. Nun könnten Kunden auf der Webseite des Möbelhause­s Ware bestellen und zwischen 9 und 19 Uhr vor Ort in Gersthofen abholen, erklärt Marktmanag­er Günter Müller. Riesige Schilder weisen den Kunden auf dem Parkplatz den Weg. In drei Reihen sollen sich Autofahrer dort anstellen, ehe sie die Ware ins Fahrzeug laden können. Zuvor stellen Mitarbeite­r die Bestellung vor den Wagen. „So können wir garantiere­n, dass alles kontaktlos abläuft“, erklärt Müller. Das Angebot von Ikea kostet zehn Euro pro Abholung.

Am Dienstag will auch das große Spielwaren­geschäft Spiel und Freizeit in Gersthofen ein neues Angebot präsentier­en. Auch dort soll die Ware vorab auf der Webseite des Geschäfts bestellt werden können. Abgeholt werden könne sie dann zwischen 11 und 17 Uhr, erklärt Geschäftsf­ührer Karl-Hans Pfleger. Die Kunden können die Bestellung in einem Gebäude neben dem eigentlich­en Geschäft abholen. Es herrscht Maskenpfli­cht. Pfleger bedass die Kunden hier nicht mehr zahlen müssten als den regulären Warenpreis.

Auch beim Sportgesch­äft Blackout sports & shoes in Schwabmünc­hen können Kunden ihre Onlineoder Telefonbes­tellungen wieder vor Ort abholen. „Der Kunde schiebt den Bestellsch­ein unter der Tür durch und geht ein paar Meter zurück oder wieder ins Auto. Dann legen wir ihm die Ware vor die Tür“, erklärt Geschäftsf­ührer Thomas Zettler. Auf diese Weise hat er auch im Frühjahr Sportartik­el verkauft. Dass das wieder geht, freut Zettler, auch weil es durch das Verbot Ärger mit einigen Kunden gab: „Manche haben nicht verstanden, dass wir die Tür nicht aufmachen, und waren sehr sauer.“Eine Voraussetz­ung für diese Verkaufsar­t sei aber, dass der Kunde weiß, was er will. „Der Kunde kann vor der Tür nicht fünf Paar Schuhe anprobiere­n.“Ideal sei es, wenn er nur kurz anruft und die Ware kurze Zeit später vorm Geschäft abholt. Voraussetz­ung für Click and Collect ist die Online- oder Telefonbes­tellung. Der Onlineshop, den Zettler auch betreibt, mache die Hälfte des Umsatzes seines Sportgesch­äftes aus, sagt Zettler.

Beim Uhren- und Schmuckges­chäft Keppeler in Schwabmünc­hen haben Kunden Fotos am Schaufenst­er gemacht und sie an Raimund Keppeler gesendet. „Wir haben die Sachen dann ausgeliefe­rt“, sagt der Geschäftsf­ührer. Nun kann er den Schmuck nicht nur ausliefern, sondern auch zum Abholen vor die Tür legen, wenn sich seine Kunden vortont, her anmelden. Der Verkauf sei dadurch einfacher zu handhaben, sagt Keppeler und nennt ein Beispiel: „Nächste Woche kommt ein Kunde vorbei, der seiner Frau ein Geschenk macht. Würden wir das ausliefern oder zuschicken, könnte es die Frau mitkriegen.“Die Einnahmen aus Lieferunge­n und Click and Collect seien aber nur ein kleines Zubrot. Das liegt auch daran, dass er keinen Onlineshop hat. „Für ein kleines Einzelhand­elsgeschäf­t ist der schwierig zu betreiben.“Die jetzigen Einnahmen könne man nicht damit vergleiche­n, wenn das Geschäft geöffnet ist, sagt Keppeler und nennt einen weiteren Grund: „Die Leute wollen immer ein bisschen beraten werden. Momentan ist das schwierig, online kann man auch nichts anprobiere­n.“»Kommentar

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Foto: Marcus Merk Ab Montag können Kunden wieder Ware bei Einzelhänd­lern abholen, die eigentlich geschlosse­n haben. Im Landkreis Augsburg geht das zum Beispiel beim Möbelhaus Ikea.

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