Händler im Kreis bieten wieder Abholung an
Spielwaren, Blumen oder Sportartikel konnten zuletzt nur noch online bestellt, aber nicht vor Ort abgeholt werden. Das ändert sich jetzt. Wie Händler im Kreis Augsburg darauf reagieren
Click and Collect ist nun auch in Bayern wieder erlaubt. Wie Händler im Kreis Augsburg darauf reagieren.
Landkreis Augsburg Während Geschäfte des täglichen Bedarfs weiter geöffnet haben, bleiben Spielwarengeschäfte, Buchhändler oder Möbelhäuser weiter geschlossen. Doch es gibt neue Möglichkeiten für die Einzelhändler, deren Geschäft teils massiv eingebrochen ist. „Click & Collect“heißt das Zauberwort. Bedeutet: Kunden können ab Montag online oder per Telefon bestellen und die Ware vor Ort im Geschäft abholen. Das war in Bayern – zum Ärger vieler Händler – bislang verboten. Nun starten viele Einzelhändler im Kreis Augsburg das neue Geschäftsmodell.
Durch das Verbot sollte verhindert werden, dass sich an den geschlossenen Geschäften Menschenmassen ansammeln. Damit das auch weiterhin nicht passiert, soll die Übergabe der Waren vor Ort völlig kontaktlos ablaufen. Damit das funktioniert, müssen besonders kleine Geschäfte kreativ werden. So zum Beispiel das Sportgeschäft Baur in Gersthofen. Seit Anfang des Jahres hat Sabine Baur die Geschäftsführung übernommen. Kein leichter Start in Zeiten der Pandemie. Baur hofft, dass sich die finanzielle Lage durch das Abholgeschäft wieder etwas entspanne. Kunden können im Geschäft anrufen oder per WhatsApp schreiben. Baur sucht dann im Geschäft nach passenden Produkten und berät die Kunden. Abgeholt werden können die Waren dann vor Ort. Dafür hat Baur einen Hänger vor dem Geschäft aufgestellt, auf den die Ware geladen und später vom Kunden kontaktlos abgeholt werden kann.
Ähnlich funktioniert das auch bei den ganz Großen. Bei Ikea in Gersthofen kann man ab Montag Ware vor Ort abholen. In anderen Bundesländern war das schon vorher möglich, jetzt zieht der Freistaat nach. Nun könnten Kunden auf der Webseite des Möbelhauses Ware bestellen und zwischen 9 und 19 Uhr vor Ort in Gersthofen abholen, erklärt Marktmanager Günter Müller. Riesige Schilder weisen den Kunden auf dem Parkplatz den Weg. In drei Reihen sollen sich Autofahrer dort anstellen, ehe sie die Ware ins Fahrzeug laden können. Zuvor stellen Mitarbeiter die Bestellung vor den Wagen. „So können wir garantieren, dass alles kontaktlos abläuft“, erklärt Müller. Das Angebot von Ikea kostet zehn Euro pro Abholung.
Am Dienstag will auch das große Spielwarengeschäft Spiel und Freizeit in Gersthofen ein neues Angebot präsentieren. Auch dort soll die Ware vorab auf der Webseite des Geschäfts bestellt werden können. Abgeholt werden könne sie dann zwischen 11 und 17 Uhr, erklärt Geschäftsführer Karl-Hans Pfleger. Die Kunden können die Bestellung in einem Gebäude neben dem eigentlichen Geschäft abholen. Es herrscht Maskenpflicht. Pfleger bedass die Kunden hier nicht mehr zahlen müssten als den regulären Warenpreis.
Auch beim Sportgeschäft Blackout sports & shoes in Schwabmünchen können Kunden ihre Onlineoder Telefonbestellungen wieder vor Ort abholen. „Der Kunde schiebt den Bestellschein unter der Tür durch und geht ein paar Meter zurück oder wieder ins Auto. Dann legen wir ihm die Ware vor die Tür“, erklärt Geschäftsführer Thomas Zettler. Auf diese Weise hat er auch im Frühjahr Sportartikel verkauft. Dass das wieder geht, freut Zettler, auch weil es durch das Verbot Ärger mit einigen Kunden gab: „Manche haben nicht verstanden, dass wir die Tür nicht aufmachen, und waren sehr sauer.“Eine Voraussetzung für diese Verkaufsart sei aber, dass der Kunde weiß, was er will. „Der Kunde kann vor der Tür nicht fünf Paar Schuhe anprobieren.“Ideal sei es, wenn er nur kurz anruft und die Ware kurze Zeit später vorm Geschäft abholt. Voraussetzung für Click and Collect ist die Online- oder Telefonbestellung. Der Onlineshop, den Zettler auch betreibt, mache die Hälfte des Umsatzes seines Sportgeschäftes aus, sagt Zettler.
Beim Uhren- und Schmuckgeschäft Keppeler in Schwabmünchen haben Kunden Fotos am Schaufenster gemacht und sie an Raimund Keppeler gesendet. „Wir haben die Sachen dann ausgeliefert“, sagt der Geschäftsführer. Nun kann er den Schmuck nicht nur ausliefern, sondern auch zum Abholen vor die Tür legen, wenn sich seine Kunden vortont, her anmelden. Der Verkauf sei dadurch einfacher zu handhaben, sagt Keppeler und nennt ein Beispiel: „Nächste Woche kommt ein Kunde vorbei, der seiner Frau ein Geschenk macht. Würden wir das ausliefern oder zuschicken, könnte es die Frau mitkriegen.“Die Einnahmen aus Lieferungen und Click and Collect seien aber nur ein kleines Zubrot. Das liegt auch daran, dass er keinen Onlineshop hat. „Für ein kleines Einzelhandelsgeschäft ist der schwierig zu betreiben.“Die jetzigen Einnahmen könne man nicht damit vergleichen, wenn das Geschäft geöffnet ist, sagt Keppeler und nennt einen weiteren Grund: „Die Leute wollen immer ein bisschen beraten werden. Momentan ist das schwierig, online kann man auch nichts anprobieren.“»Kommentar